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# taz.de -- Kultursenator über Bismarck-Denkmal: „Wir wollen nicht nur sanie…
> Wie sollte Hamburg mit dem Bismarck-Denkmal im Alten Elbpark umgehen?
> Kultursenator Carsten Brosda setzt auf eine Neukontextualisierung.
Bild: Gereinigt wurde schon: Das 34 Meter hohe Bismarck-Denkmal im Alten Elbpar…
taz: Herr Brosda, Bismarck gilt vielen als Wegbereiter des Kolonialismus.
Warum investiert die Stadt jetzt so viel Geld in die Sanierung seines
Denkmals?
Carsten Brosda: Die Sanierung geht auf einen Beschluss des Deutschen
Bundestages zurück und wie bei solchen Projekten üblich, ist eine
Kofinanzierung des Landes notwendig. Uns kommt es jetzt darauf an, dass wir
eben nicht nur das Denkmal sanieren, sondern parallel einen Prozess
organisieren, in dem wir für seine Kontextualisierung sorgen.
Was meinen Sie damit?
Ich hielte es für unerträglich, wenn wir Bismarck nur baulich und
denkmalpflegerisch sanieren. Stattdessen müssen wir uns aus unserer
jetzigen Perspektive mit diesem Zeugnis unserer Geschichte
auseinandersetzen. Wie das geschieht, soll unter anderem heute diskutiert
werden.
Ist der Kolonialismus überhaupt das Zentrale, über das wir bei Bismarck
sprechen müssen?
Mit Bismarck wird heute deutlich mehr in Verbindung gebracht als
Kolonialismus, auch wenn sich die aktuelle Denkmaldebatte darauf
konzentriert. Einige betonen den Kulturkampf, andere die Einführung der
Sozialgesetzgebung unter Bismarck. Ich denke, er ist eine Figur, die sich
nur aus ihrer Zeit heraus erklären lässt. Gleichzeitig müssen wir uns aber
heute zu Bismarck vor dem Hintergrund unseres jetzigen Wissens und unserer
Werte verhalten.
Wie kann das Denkmal dem gerecht werden?
Einerseits muss es erhalten bleiben, andererseits im Heute sichtbar
kontextualisiert werden. Das wird auf verschiedenste Art und Weisen
passieren – fest steht schon, dass wir partizipativ ein
künstlerisch-didaktisches Konzept für eine Neukontextualisierung entwickeln
werden.
Warum diskutieren Sie denn erst jetzt darüber?
Der aktuelle Anlass ist die Sanierung des Denkmals. Zudem findet zurzeit
eine internationale Debatte darüber statt, wie wir mit Denkmälern umgehen,
die für eine Zeit stehen, die nicht mehr die unsere ist. Damit hat Hamburg
übrigens bereits Erfahrungen gemacht – denken wir daran, dass die
Kolonialdenkmäler vor der Uni in den 60er Jahren gestürzt worden sind. Dass
solche Diskussionen immer wieder aufkommen, ist wichtig und gehört zu einer
offenen Gesellschaft.
19 Nov 2020
## AUTOREN
Paula Bäurich
## TAGS
Denkmal
Bismarck
Hamburg
Deutscher Kolonialismus
Carsten Brosda
Deutsche Geschichte
Schwerpunkt Rassismus
Lesestück Recherche und Reportage
Theater
Kolonialismus
Denkmal
Deutsche Geschichte
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