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# taz.de -- Livemusik im Berliner Lockdown: Kultur flüchtet ins Digitale
> Der Lockdowns erfordert erneut Flexibilität bei Musik-Events. Die
> taz.plan-Kolumne „Sound der Stadt“ bietet einen Überblick über streamba…
> Konzerte.
Bild: Bietet neben Streaming eine Alternative für Livemusik: Straßenmusiker i…
Über den November schimpfen – das ist ja schon Berliner Folklore. Aus
Perspektive dieses Herbst gesehen, war das bislang natürlich Jammern auf
hohem Niveau. Schließlich konnte man sich immer über die zunehmend dunkle
Tristesse mit tollen Konzerten trösten.
Dass dem dieses Jahr nicht so sein würde, ist ja schon lange klar. Aber
dass es jetzt doch einen Lockdown gibt, der alles, was irgendwie mit Kultur
zu tun hat, auf doch [1][recht undifferenzierte Weise] plättet – egal, wie
ausgefeilt das Hygienekonzept – macht es härter als erwartet. Warum Leute
weiter durch die traurigen Gänge von Einkaufszentren schleichen, aber nicht
mit gebührend Abstand ins Kino dürfen oder auf ein bestuhltes Konzert
dürfen? [2][Kultur gilt offenbar] nicht als wirklich systemrelevant.
Da [3][hat Sophie Hunger] ihre Konzerte gerade noch richtig getimt. Am
Sonntag (1. 11.) tritt sie zweimal in der Volksbühne (19 & 21 Uhr,
Rosa-Luxemburg-Platz, ausverkauft) auf, um ihr neues Album
„Halluzinationen“ vorzustellen. Auch wenn sie wieder, wie auf dem recht
elektronischen Vorgänger, mit Dan Carey arbeitet, dem englischen
Produzenten, der in den letzten Jahren bei allerhand tollen Sachen
mitmischte, war der Ansatz ein anderer: Komponiert hat die Schweizer
Musikerin die Stücke in ihrem Kreuzberger Zuhause, eingespielt als
Live-Session in den Abbey Road Studios; Song und Sound entstanden parallel.
Herausgekommen ist ein vielseitiges Album. Im schwelend-brütenden Chanson
„Rote Beeten aus Arsen“ heißt es: „Deutsche Frau, du bist ganz genau, we…
du deinen Käfig misst. Deutsche Frau, du, du bleibst dir treu, selbst wenn
es deine Seele frisst.“ Aber es gibt auch leichtere Momente. Kann man
brauchen.
## Musik zwischen St Petersburg und Berlin.
Wer sich aufs nicht mehr herausgehen einschwingen will, bekommt Freitag
(30. 10.) und Samstag (31. 10.) bei den Rainy Jazz Days eine sicher
unterhaltsame Achse Berlin – St Peterburg präsentiert. Im [4][Online-Stream
werden] Musiker von der Bühne der Kreuzberger Emmauskirche mit Musikern des
russischen Gegenwartsjazz-Labels Rainy Days zusammengeschaltet, die in St.
Petersburg live spielen, darunter sind unter anderem das Makar Novikow
Quintet (Freitag) und das Alina Engibaryan Trio (Samstag, jeweils 18 Uhr).
Am Freitag wird in Berlin die Sängerin Lucia Cadotsch mit ihrem Trip Speak
Low auftreten – unter anderem dabei: der großartige Saxofonisten Otis
Sandsjö; am Samstag dann die Neo-Soul Beatboxerin Kid Be Kid. Dazu gibt es
Tanzperformances und Jam Sessions, stets interaktiv zwischen St Petersburg
und Berlin.
Ab Freitag (6. 11.) wollte eigentlich die Klangwerkstatt Berlin, das 1990
an der Musikschule Kreuzberg in Leben gerufene Festival für Neue Musik, im
Kunstquartier Bethanien zehn Tage lang 30. Geburtstag feiern. Optimistisch
kündigte man an „Das Festival wird in diesem Jahr trotz Corona stattfinden.
So oder so. Live oder im Internet. Oder beides.“
Doch jetzt, wo nicht einmal kleine Talkrunden und Konzerte möglich sind,
hat man sich dazu entschlossen, das nicht live zu streamen, sondern zu
filmen – und nach der Postproduktion im Rahmen eines Videofestivals in
vernünftiger Qualität der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen;
vermutlich Anfang 2021. Damit das nicht untergeht – am besten [5][gleich
den Newsletter] abonnieren.
30 Oct 2020
## LINKS
[1] /Berliner-Kultur-im-Corona-Exil/!5674392
[2] /Clubkultur-und-Coronakrise/!5724473
[3] /Klangkunst-Festival-in-Appenzell/!5691084
[4] http://www.youtube.com/xjazz
[5] http://klangwerkstatt-berlin.de/2020/.
## AUTOREN
Stephanie Grimm
## TAGS
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Musik
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