Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Soli-Demo in Friedrichshain: Heiße Liebe für die Liebig
> „Gegen die Stadt der Reichen“ demonstrierten am Samstagabend gut 1.000
> Menschen. Kurzzeitig drangen sie in die kürzlich geräumte Liebig34 ein.
Bild: Vermummte stehen am Samstag auf dem Dach des vor kurzem geräumten Hauses…
Großer Jubel brandete am Samstagabend gegen 21 Uhr vor dem geräumten
Hausprojekt Liebigstraße 34 in Friedrichshain auf. Ein großes Transparent
unter dem Motto „Liebig 34 lebt“ war plötzlich an der Fassade zu sehen.
Unbemerkt von einem großen Polizeiaufgebot hatten einige Personen in das
Gebäude gelangen können. Es ging dabei nicht um eine Neubesetzung. Vielmehr
war die Transparenzaktion der Höhepunkt einer Solidaritätsdemonstration,
die am Samstagabend durch Friedrichshain gezogen war.
Aufgerufen dazu hatte das Bündnis Interkiezionale, zu dem sich von Räumung
bedrohte Projekte aus ganz Berlin zusammengeschlossen haben. Die
Demonstration unter dem Motto „Gegen die Stadt der Reichen“ startete am
Helsingforser Platz in der Nähe der Warschauer Brücke. Dort fanden sich
zunächst nur etwa zweihundert Personen ein. Doch der Zug wurde auf der
Route durch Friedrichshain größer. Sogar die Polizei sprach am Ende von
etwa 1.000 TeilnehmerInnen.
Parolen gegen die Verdrängung von MieterInnen wurden ebenso skandiert wie
Sprüche gegen Rassismus und Neonazis. Auch auf den Transparenten ging es um
den Kampf gegen Gentrifizierung und um Antifaschismus. Alle TeilnehmerInnen
waren vermummt.
„Das machen wir schon immer und jetzt ist es wegen Corona sogar Pflicht“,
lacht eine Demonstrantin und erinnert daran, dass diese Demonstration bis
vor einigen Monaten wegen des Vermummungsverbot nicht hätte losgehen
können. Applaus gab es von PassantInnen in der Simon-Dach-Straße. Kritik
kam, weil die Demo zu schnell in den Friedrichshainer Nordkiez zog. „Da
kann ich nur zurückbleiben, so eine Rollstuhlfahrerin, die aus einem
anderen Bezirk gekommen war, um sich mit der Liebig34 zu solidarisieren.
## Festnahmen und verletzte Polizisten
Rund um die Liebig34 hatten nicht nur linke Hausprojekte, sondern auch
MieterInnen Solidaritätstransparente aus den Fenstern gehängt. Kurzzeitig
kam es in der Nähe des geräumten Hauses zu Auseinandersetzungen mit der
Polizei. Eine Barrikade wurde errichtet und in Brand gesetzt. Es kam laut
Polizei zu 14 vorübergehenden Festnahmen und 34 Ermittlungsverfahren. Bei
dem Einsatz seien sieben Einsatzkräfte verletzt worden, zwei davon hätten
im Krankenhaus behandelt werden müssen, hieß es am Sonntagmittag in einer
Mitteilung der Pressestelle.
Die Aktionstage des Interkiezionale-Bündnisses, in deren Rahmen die
Demonstration stattfand, gingen am Sonntag mit einer Kundgebung gegen
Verdrängung durch ein Nobelprojekt der CG-Gruppe in der Rigaer Straße 71-73
weiter.
1 Nov 2020
## AUTOREN
Peter Nowak
## TAGS
Hausbesetzung
Gentrifizierung
Demo
Friedrichshain
Polizei Berlin
Verdrängung
Obdachlosigkeit
Polizei Berlin
Liebig34
Liebig34
## ARTIKEL ZUM THEMA
Hausprojekt Rigaer94 in Berlin: Großeinsatz am 11. März
Wie erwartet wird ein Brandschutzexperte das Gebäude begutachten, geschützt
von der Polizei. Nun ist auch der Termin bekannt geworden.
Wohnungsmarkt in Berlin: Die Angst vor Verdrängung wächst
Die Methode Eigenbedarf: MieterInnen der Hausgemeinschaft Voigtstraße 36 in
Friedrichshain wehren sich. Und es gibt weitere Betroffene.
Obdachlose besetzen Haus in Berlin: Das Gegenteil von Menschlichkeit
Die Aktion und die schnelle Räumung des von Obdachlosen besetzten Hauses
steht stellvertretend für vieles, was in Berlin schiefläuft.
Hausbesetzung in Berlin: Obdachlose geräumt
Kurz schien eine politische Lösung für die besetzte Habersaathstraße 46
greifbar. Aber der Bezirk Mitte ruderte zurück und die Polizei räumte.
Polizei vermutet Brandanschlag: Feuer in der Liebigstraße
Am Mittwochabend hat es vor dem kürzlich geräumten Hausprojekt Liebig34 in
Berlin gebrannt. Jetzt ermittelt der Staatsschutz.
Hausprojekt Liebig 34: Aktivist und Anwalt
Moritz Heusinger vertritt das queer-feministische Hausprojekt in
Berlin-Friedrichshain juristisch. Es geht ihm um eine bunte und freie
Stadt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.