# taz.de -- Berliner Kunsttipps der Woche: Katzenbau und Liebeskunst | |
> Beate Scheder zu Wilhelm Klotzeks tragikomischen Architekturmodellen und | |
> sukzessiv verbriefter Liebe im Projektraum Horse & Pony. | |
Bild: Wilhelm Klotzek, „Katzen und Architektur“, Installationsansicht mit K… | |
Alles andere als einladend wirkt [1][Wilhelm Klotzeks] „Humboldt Forum | |
Mitarbeitereingang“: eine schmucklose Funktionstür, halb hinterm Bauzaun | |
verborgen, gesäumt von Fragmenten der vermeintlich prestigeträchtigen | |
Fassaden. Verdi protestiert auf dem Miniatursinnbild für „die ganze | |
hoffnungslose Verbaut- und Verplantheit dieser neuberlinischen | |
Kulissenarchitektur“ vorsorglich schon einmal gegen die miesen | |
Arbeitsbedingungen im Schloss. | |
Ablenkung für die gebeutelten Angestellten offeriert indes die | |
Zauberkäse-Show von Hans Klok, für die direkt neben dem Gewerkschaftsplakat | |
geworben wird. Haikuhaft verdichtet bringt Klotzeks Architekturmodell aus | |
verzinktem Stahlblech die Tragikomik der Verhältnisse auf den Punkt. | |
Ausgestellt ist es in Klotzeks erster Einzelausstellung „Katzen & | |
Architektur“ bei [2][Klosterfelde Edition] neben weiteren Modellen und | |
Plakatarbeiten, die allesamt die Absonderlichkeiten Berliner Realitäten | |
aufs Korn nehmen. | |
So auch seine imaginäre „Kunstbuchhandlung“, die Bilder für den | |
klischeehaften Umgang mit Kunst im Verlagsgeschäft wie Sahnehäubchen aus | |
einer Tortenspitze presst. Mancher der natürlich frei erfundenen Titel | |
klingt so, als habe er durchaus Bestsellerpotenzial – Chris Dercons | |
Biografie „Volksbühne. Wie es wirklich war“ etwa. | |
## Kategorie Katzenkalender | |
Anderes fällt eher in die Kategorie des (bei wem überhaupt?) so populären | |
„literarischen Katzenkalender“, dessen Werbeslogan bei Klotzek – siehe | |
Ausstellungstitel – offenbar bleibenden Eindruck hinterlassen hat. | |
Sammelbände à la „Kopfhörer in der zeitgenössischen Kunst“, „Katzen i… | |
DDR“ oder „Works on Hazelnuts“ finden sich entsprechend ebenso im | |
Minischaufenster. Wer wollte da nicht mal eben mit spitzen Fingern | |
hineinblättern? | |
Fortsetzung findet Klotzeks hintersinniger Humor wenige Meter entfernt bei | |
[3][Tobias Naehring]. Zu sehen ist dort unter anderem die | |
Dreikanal-Videoarbeit „Das architektonische Trio“, eine fiktive Talkshow, | |
in der eine Dr. Gisela Greifswald vom Bund der vertriebenen und flüchtigen | |
Architekturen, ein Prof. Dr. Gordon Smithons vom South Carolina Research | |
Institute und ein bemühter Moderator aneinander vorbeireden. In allen | |
Rollen: Klotzek selbst. | |
## Angespielte Liebe | |
Liebevoller geht es in Neukölln zu. Als pandemiegeeignete Form der | |
Galerieausstellung hat sich, so scheint es, inzwischen die von Woche zu | |
Woche wachsende Gruppenschau etabliert. Eine solche versprüht ab dem 10. | |
Oktober im Projektraum [4][Horse & Pony] immer mehr romantische und | |
erotische Gefühle mittels „Love Letters: Stories of Distant Proximities“, | |
einer performancegespickten Schau, kuratiert von Marie DuPasquier and Lea | |
Schleiffenbaum. Zur Eröffnung gibt es Performances von Marie von Heyl & | |
Fette Sans, Anmeldungen für stündliche Slots unter | |
[5][[email protected]]. | |
6 Oct 2020 | |
## LINKS | |
[1] http://wilhelmklotzek.de/ | |
[2] https://www.klosterfeldeedition.de | |
[3] https://tobiasnaehring.de/ | |
[4] http://horseandpony.online/ | |
[5] /[email protected] | |
## AUTOREN | |
Beate Scheder | |
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