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# taz.de -- Berliner Abgeordnetenhauswahl 2021: Blick aufs Rote Rathaus
> Der Berliner CDU-Chef Kai- Wegner erklärt seine Kandidatur für das Amt
> des Regierenden Bürgermeisters. Er wolle den Laden wieder zum Laufen
> bringen.
Bild: Vor dem Zielobjekt in Position gebracht: Der CDU Chef Kai Wegner
Es sind mutige Menschen, die sich in dieser Woche als Spitzenkandidaten für
die Abgeordnetenhauswahl 2021 offenbaren: Erst am Montag die Grüne Bettina
Jarasch, vor dreieinhalb Jahren hart abserviert von den eigenen
Parteifreunden und seither Hinterbänklerin im Landesparlament. Und an
diesem Freitag nun der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner, den sich jüngst in
einer Umfrage nur 9 Prozent als guten Regierungschef vorstellen konnten.
Die CDU hat für dieses „Ja, ich will Regierender Bürgermeister
werden“-Event das oberste Stockwerk eines Hotels in Mitte gewählt, durch
dessen Glasfront, vor der sich Wegner platziert, der Blick auf ein
prominentes Backsteingebäude fällt. Das soll nun auch allen, die es noch
immer nicht glauben wollen, vor Augen führen, dass der 48-Jährige genau
dorthin will: ins Rote Rathaus.
„Ich habe mich seit Langem auf diesen Tag gefreut“, ist gleich zu Beginn
von ihm zu hören. Seit Langem? Auch schon im März 2019, als er angeblich
bloß nach dem CDU-Vorsitz griff? „Ich habe schon damals gesagt, dass ein
Landesvorsitzender prinzipiell auch als Spitzenkandidat infrage kommt“,
antwortet Wegner. Ziemlich schnell sei klar geworden, „dass es auf mich
hinausläuft“.
Dass ihn bislang nur 9 Prozent als Regierungschef gut fänden, 26 hingegen
nicht, beunruhigt ihn angeblich nicht. Auch nicht, dass in derselben
Umfrage 61 Prozent gar nichts mit seinem Namen anfangen konnten. Da sieht
er vielmehr gerade das Potenzial für sich. Sein Anspruch: „Ich will dafür
sorgen, dass der Laden wieder läuft.“
## Keine Festlegung auf Bündnisse
Auf Bündnisse mag er sich nicht festlegen. „Ich suche bis zum Wahltag die
Koalition mit den Berlinern.“ Was er ausschließt, ist eine Zusammenarbeit
mit AfD oder Linkspartei. Wähler will er auch bei denen finden, „die
enttäuscht sind von der Politik – mit denen will ich in Kontakt kommen.“
Neben den von ihm fast immer zu hörenden Attacken auf den rot-rot-grünen
Senat – der regiere die Stadt schlecht, stehe für Chaos und Stillstand –
macht er das klar: Er wolle ganz in die Landespolitik zurück, nicht wieder
für den Bundestag kandidieren, dem er seit 2005 angehört.
Als zentrale Themen nennt er in dieser Reihenfolge: Wirtschaft, Sicherheit,
Bauen und Wohnen, Bildung und Mobilität. Seine Zielgruppe hat er auch schon
definiert: hart arbeitende, gesetzestreue und Steuern zahlende Berliner,
„die ganz normalen Leute“ – was stark an Töne der künftigen
SPD-Landesvorsitzenden Franziska Giffey und Raed Saleh erinnert.
Ganz offiziell und einstimmig hat sich am Freitagmorgen das Präsidium der
Berliner CDU hinter seine Kandidatur gestellt, am Nachmittag soll der
gesamte Vorstand folgen, ein Parteitag ist für Anfang 2021 geplant. Auch
weitere der bereits im Juni angekündigten, aber nicht sonderlich
aufgefallenen „Guerilla-Aktionen“ kündigt Wegner an. „Wobei der Anspruch
der taz an Guerilla wahrscheinlich höher ist als bei der CDU.“
9 Oct 2020
## AUTOREN
Stefan Alberti
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