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# taz.de -- Wahlwerbewahnsinn der CDU: Schüsse in Neukölln
> Wofür der CDU-Gesundheitsstadtrat im Corona-Hotspot Neukölln gerade so
> Zeit hat und zu welchem Zweck die CDU Lamborghinis beschießt.
Bild: Auch dieser Lamborghini wird zwar abgeschleppt, aber weder von der CDU no…
Man stellt sich ja vor, dass ein Gesundheitsstadtrat derzeit einiges an
Arbeit auf dem Schreibtisch „zu liegen“ hat, wie die Berliner sagen.
Immerhin haben wir ja Coronakrise, was in meinem Heimatbezirk Neukölln
(7-Tages-Inzidenzwert von 217,9 – das ist Berliner Spitze!) deutlich zu
spüren ist. Zig Kitas sind geschlossen wegen Quarantäne oder kranken
Personals, vor den Corona-Testpraxen müssen kranke Menschen stundenlang
Schlange stehen, das Gesundheitsamt ist so überlastet mit der
Nachverfolgung, dass niemand ans Telefon geht (obwohl man dort laut
Warn-App anrufen soll, wenn man ein Verdachtsfall ist).
Der Gesundheitsstadtrat dieses Super-Hotspots, Falko Liecke sein Name, hat
am Donnerstagvormittag allerdings anderes zu tun, als sich in die
Niederungen des lokalen Krisenmanagements zu begeben. Für ein bizarres
Fotoshooting posiert der Christdemokrat mit CDU-Generalsekretär Kai Wegner
auf der Hermannstraße vor einem gelben Lamborghini mit aufgeklebten
Einschusslöchern.
An der Tür des schicken Schlittens prangt der sinnige Spruch: „Kriminelle
Clans gehören auf Netflix, nicht auf Berlins Straßen“, und um die Botschaft
zu unterstreichen, wird der Luxusschlitten von einem Abschleppwagen
hochgehoben.
Mit den flotten Fotos, [1][die ein Redakteur der Morgenpost
freundlicherweise auf Twitter bereitgestellt hat], stellt Berlins größte
Oppositionspartei ihren neuen „Aktionsplan zur Bekämpfung der
Clankriminalität“ vor. Und kassiert dafür von den UserInnen natürlich
einige Häme. „Hallo Herr @MartinSonneborn, Sie können das Experiment mit
der @cduberlin jetzt einstellen. Wir glauben Ihnen: @DiePARTEI IST
definitiv die seriösere Partei“, schreibt etwa einer.
Unglücklich an der Aktion ist nicht nur der Zeitpunkt: mitten in einer
Krise, die den Menschen (WählerInnen!) derzeit weiß Gott andere Probleme
beschert. Noch dazu fast ein ganzes Jahr vor der Wahl – wer weiß bis dahin
dann eigentlich noch, dass die CDU ganz doll gegen Kriminelle ist? Gut,
sagen wir: gegen Kriminelle, die arabischen Familien entstammen, nicht
gegen Steuer hinterziehende Großverdiener von DAX-Unternehmen. Missglückt
ist auch die Bildsprache: Was sollen uns diese Einschusslöcher sagen? Dass
Polizisten unter CDU-Herrschaft alle Protzschlitten mit Kugeln durchsieben
und dann den Abschleppdienst rufen? Und gilt das auch in Charlottenburg und
Zehlendorf oder nur in Neukölln?
Aber vielleicht ist die CDU ja pfiffiger, als man meint – und hat die
Anti-Clan-Werbung ganz bewusst im Corona-Hotspot platziert. Da es ja
bekanntlich Hochzeiten arabischer Großfamilien sind, die uns den
Virenschlamassel bescheren, will sie uns mit dem martialischen Bild
vielleicht einfach sagen, wie man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen
könnte.
22 Oct 2020
## LINKS
[1] https://twitter.com/AlexanderDinger/status/1319198856777781248
## AUTOREN
Susanne Memarnia
## TAGS
Clans
CDU Berlin
Neukölln
Kai Wegner
Organisierte Kriminalität
Franziska Giffey
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Schwerpunkt Coronavirus
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