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# taz.de -- Musikvorschau für Berlin: Gerade geht ein bisschen was
> An der frischen Luft ist manches möglich – von interdisziplinären Abenden
> namens „Kettenkarrussell“ über das Musikfest bis zum Kiezsalon.
Bild: Christiane Rösinger ist beim ersten Abend des Salons „Kettenkarrussel�…
„Mir fällt grade auf, dass die meisten jetzt so leben, wie ich immer“,
postete der Experimentalmusiker [1][Bertil Thomas], der mit Multipler
Sklerose im Rollstuhl sitzt, im März auf Facebook. Damals hatte der
Lockdown ja gerade ein umfassendes Runterfahren von allem erzwungen,
zuhause bleiben war angesagt. Und auch in der sonst so vitalen
musikalischen Subkultur der Stadt hatte niemand eine Ahnung, wie es
weitergeht könnte.
Hilflos anmutende Streams von DJ-Sets in leeren Clubs sammelten ein
bisschen Geld für das gefährdete Nachtleben, waren aber alles in allem eine
eher traurige Angelegenheit. Viel weiter ist man fast ein halbes Jahr immer
noch nicht, was die mittelfristigen Perspektiven angeht, insbesondere im
Livemusikbereich.
Aber immerhin geht aktuell ein bisschen was. Thomas jedenfalls nutzt den
Umstand, dass die frischen Luft einiges ermöglicht, zusammen mit der
Künstlergruppe „Die Kette“ für einen interdisziplinären Salon namens
„[2][Kettenkarrussell]“, der an zwei Abenden im Garten des [3][Suicide
Clubs] stattfindet (25.8. + 15.9). An beiden Abenden wird der Gastgeber
düster-elektronische Live-Sets präsentieren, dazu gibt Lesungen, Talks,
Musik- und andere Performances.
## Künstlerische Bestandsaufnahmen
Unter anderem darf man dem tollen Comickünstler [4][Reinhard Kleist], der
sich gerne an musikalischen Helden abarbeitet, bei Zeichnen zugucken. Nicht
zuletzt die Talks sollen zugleich auch um eine Bestandsaufnahme leisten:
Welche Musik entsteht in Zeiten der Pandemie? Und welche Auswirkungen hat
die Krise auf den Arbeitsalltag von Berliner Musiker*innen und
Künstler*innen?
Zu Gast sind am ersten Abend unter anderem die Songwriterin [5][Christiane
Rösinger] und der Festival-Veranstalter Andreas Schwarz; die beiden werden
sich über die aktuelle Situation unterhalten. Die Schauspielerin,
Exkommunardin und Musikerin Marianne Enzensberger wird dagegen mit ihrer
ungewöhnlichen instrumentierten Band [6][Slow Boat To China] einen
musikalischen Spagat hinlegen, zwischen leicht schepperndem Songwriterpop
und Mitsingmomenten (20 Uhr, Open-Air-Bühne des Suicide Clubs, Revaler Str.
99, 15/10 €, Tickets gibt es gegen Bares an der Abendkasse; man muss vorab
über [7][Facebook] reservieren).
Ebenfalls am Dienstag (25. 8.) beginnt das vierwöchige [8][Musikfest],
traditionell Auftakt der Klassiksaison und zugleich das Orchesterfestival
der Berliner Festspiele. Internationale Ensembles können epidemiebedingt
kaum anreisen, doch der russische-deutsche Pianist Igor Levit spielt zum
Auftakt am Dienstag (25. 8) das erste von insgesamt acht Konzerten, bei
denen Beethovens 32 Klaviersonaten zur Aufführung gebracht werden (20 Uhr,
Großer Saal der Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Str. 1, 15-65 €; vom 31.
8 bis 3. 9 sind die Auftritte digital verfügbar).
Eine paar größere Zusammenkünfte auf der Philharmoniebühne wird es trotz
allem geben. So feiert etwa das in Frankfurt am Main ansässige [9][Ensemble
Modern] am Donnerstag die Woche darauf (3. 9., 20 Uhr, Großer Saal der
Philharmonie, Herbert-von-Karajan-Str. 1, 10-36 €) hier seinen 40.
Geburtstag – unter anderem mit Wolfgang Rihms Komposition „Jagden und
Formen“, die seit ihrer Uraufführung vor zwölf Jahren deutlich umfänglicher
geworden ist.
## Kunst und Musik finden zusammen
Noch einmal eher abstrakte Gegenwarts-Klänge gibt es in den kommenden
Wochen beim [10][Monat der zeitgenössischen Musik], der am Freitag (28. 8.)
eröffnet: mit dem Zafraan Ensemble, das zusammen mit die Sängerin Sirje
Viise die Performance „Two Faced“ präsentiert (18 und 20.30 Uhr,
Musikbrauerei, Greifswalder Straße 23a, 12-18 €).
Kunst und Musik finden auch bei der nächsten Ausgabe des [11][Kiezsalons]
am Samstag (29.8.) zusammen, der ausnahmsweise im Kunsthaus Dahlem
gastiert. Dort ist nämlich derzeit anlässlich 90. Geburtstag des
DDR-Bildhauers Wieland Förster ein sehenswerter Querschnitt durch fünf
Jahrzehnte seines Schaffens zu sehen ist – vorausgesetzt, man kommt bevor
die Ausstellung um 17 Uhr schließt. Am Abend wird die Komponistin
[12][Carolina Eyck ] ihrem für den unbeleckten Zuschauer immer wieder
enigmatischen Instrument, dem Theremin, Sphärisches entlocken.
Ausserdem trifft dort der Hamburger Klangforscher und Mitbetreiber des
[13][Golden Pudel Club] Viktor Marek auf den pakistanischen Sitar-Spieler
[14][Ashraf Sharif Khan]. Die Berliner Sängerin und Songschreiber
[15][Clara Hill] stellt ihr neues Album „Shine“ vor. Den Abschluss dieses
schön eklektizistischen Abends macht dann der eigenwillig mäandernde
Londoner [16][L.A. Salami], der eher traditionelles Songwriting auf tolle
Weise in eine urbane Gegenwart führt (ab 18.30 Uhr, Käuzchensteig 8, 22,58
Euro).
24 Aug 2020
## LINKS
[1] https://www.facebook.com/bertil.thomas.5
[2] https://www.facebook.com/events/218053822967820/
[3] https://www.facebook.com/suicideberlin/
[4] https://www.reinhard-kleist.de/
[5] http://www.christiane-roesinger.de/
[6] https://slowboattochina.de/Die-Crew/
[7] https://www.facebook.com/events/218053822967820/
[8] https://www.berlinerfestspiele.de/de/musikfest-berlin/start.html
[9] https://www.ensemble-modern.com/
[10] https://www.field-notes.berlin/de/festivals/34637/monat-der-zeitgenssische…
[11] http://www.kiezsalon.de/
[12] https://www.carolinaeyck.com/
[13] https://pudel.com/
[14] http://www.ashrafsharifkhan.com/
[15] https://www.clarahill.com/
[16] https://www.lasalami.com/
## AUTOREN
Stephanie Grimm
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