| # taz.de -- Beschluss für Graben um Reichstagsgebäude: Bundestag wird verklagt | |
| > Das Transparenzportal „Frag den Staat“ verklagt das Parlament, weil es | |
| > den Beschluss zum geplanten Graben vor dem Reichstagsgebäude nicht | |
| > herausrückt. | |
| Bild: Der Graben soll an der Westseite, also vor dem Platz der Republik, verlau… | |
| Er hat ja zuletzt für viel Aufsehen gesorgt, [1][der Graben], der vor dem | |
| Reichstag ausgehoben werden soll. Als Ende August bei einer | |
| Anti-Corona-Demo Rechtsextreme die Treppe des Reichstags erklommen haben, | |
| kam er wieder ins Gespräch und wurde vor allem verlacht. Ob darin dann auch | |
| Krokodile schwimmen würden, witzelten einige bei Twitter. | |
| Arne Semsrott von der Open Knowledge Foundation will ganz genau wissen, wie | |
| der Graben aussehen soll und hat mit dem Transparenzportal „Frag den Staat“ | |
| [2][das Parlament verklagt.] Semsrott möchte den Beschluss sehen, den die | |
| zuständige Kommission des Ältestenrats zur Errichtung des Grabens | |
| verabschiedet hat. Der Beschluss ist [3][von Mitte 2018] – und gesehen hat | |
| ihn scheinbar noch niemand. Außer natürlich die [4][Mitglieder des | |
| Ältestenrats], also der Bundestagspräsident, seine Stellvertreter*innen und | |
| 23 weitere Abgeordnete. | |
| Semsrott will sich nicht auf das verlassen, was der Bundestag preisgibt: | |
| dass der Graben an der Westseite, also vor dem Platz der Republik, in 60 | |
| Meter Abstand zur Fassade verlaufen, 2,50 Meter tief und zehn Meter breit | |
| sein soll. Dass er an der Nord- und Südseite des Gebäudes durch einen Zaun | |
| ergänzt werden soll. „Die sagen das, aber wir wissen ja nicht, ob es stimmt | |
| oder ob in dem Beschluss noch etwas anderes drinsteht“, sagt Semsrott. Er | |
| würde das einfach gerne kontrollieren. | |
| Deswegen hat er auch schon im Juli 2019 um den Beschluss gebeten – | |
| schriftlich, mit der Berufung auf [5][das Informationsfreiheitsgesetz], | |
| welches einen Zugang zu amtlichen Informationen aus Behörden des Bundes | |
| garantiert. Nicht beim Ältestenrat, sagt ein Sprecher des Bundestags; „der | |
| parlamentarische Bereich fällt nicht unter den Anwendungsbereich des | |
| Informationsfreiheitsgesetzes.“ Laut „Frag den Staat“ verweist die | |
| Verwaltung zudem auf das freie Mandat der Abgeordneten. Das sei gefährdet, | |
| wenn der Beschluss offen gelegt würde, so die Befürchtung. | |
| Der Bundestag sei lediglich auskunftspflichtig, wenn er | |
| „öffentlich-rechtliche Verwaltungsaufgaben wahrnimmt“. Das tue der | |
| Ältestenrat aber zum Beispiel mit dem Bauvorhaben, sagt dagegen Semsrott. | |
| Der Rat ist das höchste Gremium der Parlamentsverwaltung und falle damit | |
| unter das Gesetz. Er möchte mit seiner Klage eine Grundsatzfrage klären: ob | |
| der Ältestenrat all seine Beschlüsse, nicht nur jene um den Burggraben, | |
| offenlegen muss. | |
| Die Verwaltung scheint von so viel eingeforderter Kontrolle verunsichert | |
| zu sein: Ihre Anwälte, heißt es bei „Frag den Staat“, hätten ihnen | |
| angeboten, „die Kosten der Klage zu übernehmen, wenn wir die Klage | |
| zurücknehmen“. | |
| 10 Sep 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Plan-fuer-Graben-um-Reichstag/!5706799 | |
| [2] https://fragdenstaat.de/blog/2020/09/10/klage-altestenrat-bundestag-burggra… | |
| [3] https://www.tagesspiegel.de/berlin/neue-sicherheitszone-auf-dem-platz-der-r… | |
| [4] https://www.bundestag.de/parlament/aeltestenrat | |
| [5] https://www.bmi.bund.de/DE/themen/moderne-verwaltung/open-government/inform… | |
| ## AUTOREN | |
| Alina Götz | |
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