| # taz.de -- Diskussion um Vier-Tage-Woche: Noch weniger ist mehr | |
| > Da ist sie wieder – die Forderung nach einer Arbeitszeitreduzierung, die | |
| > sich Mitarbeitende auch leisten können. Die Idee kann ausgeweitet werden. | |
| Bild: Weniger malochen, nicht viel weniger verdienen – darum geht's | |
| Den Freitag beim Wort nehmen: vier Tage die Woche Lohnarbeit, und dann ab | |
| ins verlängerte Wochenende. [1][Diese Idee versuchen derzeit sowohl die IG | |
| Metall] als auch die Linkspartei zu popularisieren. Der Moment zur | |
| Reanimierung der alten Forderung, die Wochenarbeitszeit zu reduzieren, ist | |
| günstig. Die ohnehin laufenden Prozesse zur digitalen Umstrukturierung der | |
| Großindustrie erfahren in der Pandemie erhöhte Aufmerksamkeit und | |
| Dringlichkeit. | |
| Auch wenn zumindest der Vorschlag der Gewerkschaft hie und da recht positiv | |
| aufgenommen wurde – selbst Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) kann sich | |
| vorstellen, bei teilweisem Lohnausgleich der steigenden Produktivität | |
| zugunsten der Arbeitnehmer*innen Rechnung zu tragen – melden sich erwartbar | |
| negative Stimmen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung, der | |
| CDU-Wirtschaftsrat und andere Profitpropheten mit gutem Kapitalkontakt | |
| sind, nun ja, skeptisch. | |
| Dass ein Großteil der Beschäftigten in den Niedriglohnjobs der Gig-Economy | |
| nicht im Interesse einer besseren Work-Life-Balance auf Einkommen | |
| verzichten kann, stört die Kapitallobby dabei nicht so sehr. Ihre Sorge | |
| gilt den durch angeblich nötige Neueinstellungen steigenden | |
| Lohnnebenkosten, denn der Staat ist ja bekanntermaßen unersättlich; und | |
| wird doch eigentlich nur dazu gebraucht, das Vermögen der Investor*innen | |
| vor dem Corona-Armageddon zu bewahren. | |
| ## Schön sozialdemokratisch | |
| Da ist es doch schön, dass es noch die eine oder andere Instanz gibt, | |
| [2][die es wagt zu fragen, ob gesellschaftlicher Wohlstand nicht ein | |
| kleines bisschen fairer verteilt werden könnte,] und sei es mit diesem | |
| Freizeitausgleich. | |
| Statt dies allein den Tarifverhandlungen in Schlüsselbranchen zu | |
| überlassen, wäre ein politischer Vorstoß auf Bundesebene, wie von der | |
| Linken vorgeschlagen, vielleicht keine schlechte Idee. Klar, in der Großen | |
| Koalition wird das nicht zu realisieren sein. Ein schicker Wahlkampfslogan | |
| aber für den Kanzlerkandidaten der SPD, Olaf Scholz, könnte das doch sein: | |
| „Am Freitag gehört die Mami mir.“ | |
| Das ist schön sozialdemokratisch, ohne gleich jenes ganz große Fass | |
| aufmachen zu müssen, was für eine derbe Zumutung der erzwungene Verkauf der | |
| eigenen Arbeitskraft überhaupt ist. Also, traut euch! | |
| 21 Aug 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] /IG-Metall-fordert-eine-Vier-Tage-Woche/!5702582 | |
| [2] https://www.fr.de/politik/4-tage-woche-deutschland-ig-metall-katja-kipping-… | |
| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
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