# taz.de -- Vier-Tage-Woche: Nicht unter jeder Bedingung | |
> An vier Tagen dasselbe leisten wie bisher an fünf? Nicht in jedem Beruf | |
> ist das möglich, und nicht jeder kann sich weniger arbeiten leisten. | |
Bild: Ein für alle gleichermaßen „perfektes“ Arbeitszeitmodell kann es ni… | |
Nur noch vier Tage pro Woche arbeiten? Hört sich gut an! Erst recht, wenn | |
Studien aus anderen Ländern zeigen, dass dies sogar ohne Lohnverlust | |
möglich sei. Müssten da nicht gerade die Gewerkschaften sofort mitmachen? | |
Der Teufel steckt aber auch hier im Detail. Denn entscheidend ist die | |
konkrete Umsetzung. So lässt in Deutschland das Arbeitszeitgesetz aus guten | |
Gründen des Gesundheitsschutzes im Durchschnitt nur acht Stunden Arbeit pro | |
Tag zu. | |
Bei einer 4-Tage-Woche wären also maximal 32 Stunden pro Woche möglich. Das | |
würde eine [1][Arbeitszeitverkürzung] von rund 20 Prozent erfordern, da | |
Vollzeitbeschäftigte heute in der Regel 40 Stunden pro Woche arbeiten. Ohne | |
vollen Lohnausgleich könnten sich das aber nur Besserverdienende | |
buchstäblich „leisten“ – und das nicht erst, seit die Inflation so hoch | |
ist. | |
Es würde also weniger gearbeitet und Arbeitgeber müssten zur | |
Einkommenssicherung rund 20 Prozent höhere Stundenlöhne zahlen. Das ginge | |
laut der eingangs erwähnten Studien auch, da die Beschäftigten in kürzerer | |
Zeit das Gleiche leisten würden. In einzelnen Unternehmen und Berufen mag | |
das auch ganz oder teilweise möglich sein. Im überwiegenden Teil der | |
Dienstleistungsbranchen aber gerade nicht – man denke nur an den wachsenden | |
[2][Pflege-], Bildungs- oder Kitabereich. | |
Damit fehlt der 4-Tage-Woche aber bereits der viel gepriesene | |
Win-win-Charakter. Denn wo sind die Arbeitgeber, die mal eben 20 Prozent | |
höhere Stundenlöhne zahlen? Wie massiv der Widerstand der Arbeitgeber | |
bereits gegen Lohnerhöhungen von wenigen Prozent ist, zeigen die aktuellen | |
[3][Tarifverhandlungen] bei der Deutschen Post AG und im öffentlichen | |
Dienst. | |
Ein für alle gleichermaßen „perfektes“ Arbeitszeitmodell kann es nicht | |
geben. Am Ende geht es darum, wie die gesellschaftlich notwendige Arbeit | |
sichergestellt wird, die Beschäftigten gut mit ihrer Arbeit klarkommen, | |
dabei gesund bleiben und ein Einkommen erzielen, von dem sie gut leben | |
können. Da dürfte sich die 4-Tage-Woche nicht als „One Size Fits | |
All“-Modell herausstellen. | |
1 Mar 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Modelle-fuer-Arbeitszeitverkuerzung/!5916824 | |
[2] /Fachkraeftemangel-in-der-Pflege/!5853092 | |
[3] /Tarifverhandlungen/!t5008581 | |
## AUTOREN | |
Norbert Reuter | |
## TAGS | |
Arbeitszeitverkürzung | |
Berufsgewerkschaften | |
Hubertus Heil | |
Gesundheit | |
Arbeitswelt | |
wochentaz | |
Arbeitswelt | |
Arbeitszeitverkürzung | |
Arbeitszeit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kampf um Arbeitskräfte: Viertagewoche im Rathaus | |
Die Stadtverwaltung in Wedel bietet den Beschäftigten an, nur 4 Tage die | |
Woche zu arbeiten. Sie ist damit bundesweit die erste. | |
Modelle für Arbeitszeitverkürzung: Wie viel Arbeit kann weg? | |
In Großbritannien war ein Pilotprojekt zur 4-Tage-Woche erfolgreich. Was | |
spricht dafür, dass wir weniger arbeiten? Und wie kann das konkret | |
aussehen? | |
Entlastung bei der Arbeitszeit: Länger arbeiten bringt auch nichts | |
Noch nie gab es in Deutschland so viele freie Stellen. Um attraktiver zu | |
werden, versuchen es einige Firmen mit Arbeitszeitverkürzungen. | |
Diskussion um Vier-Tage-Woche: Noch weniger ist mehr | |
Da ist sie wieder – die Forderung nach einer Arbeitszeitreduzierung, die | |
sich Mitarbeitende auch leisten können. Die Idee kann ausgeweitet werden. |