| # taz.de -- Verlängerung des Kurzarbeitergelds: Geld ist da – gebt es aus! | |
| > Das Kurzarbeitergeld und andere Hilfspakete zu finanzieren, ist kein | |
| > Problem. Deutschland kann Kredite zu einmalig günstigen Konditionen | |
| > aufnehmen. | |
| Bild: Manche Branchen brauchen Staatshilfe, bevor die die Stimmung kippt: Café… | |
| Was kann sich der Staat leisten? Diese Frage wird immer lauter gestellt, | |
| und Anlässe finden sich genug, um die Staatsfinanzen besorgt zu betrachten. | |
| Momentan wird über eine Verlängerung des Kurzarbeitergelds diskutiert, und | |
| weitere Konjunkturpakete dürften ebenfalls nötig werden. | |
| [1][SPD-Finanzminister Olaf Scholz hat bereits angekündigt, dass die | |
| „schwarze Null“ auch 2021 nicht eingehalten wird.] | |
| Eigentlich gibt es keinen Grund zur Sorge, denn die Bundesrepublik kann | |
| sich fast unbegrenzt verschulden. Die deutschen Staatsanleihen gehen weg | |
| wie warme Semmeln: Die Renditen für zehnjährige Papiere lagen am Montag bei | |
| minus 0,5 Prozent. Die Anleger sind also bereit, dem deutschen Staat Geld | |
| zu schenken, wenn er Kredite aufnimmt. Die Bundesrepublik gilt als | |
| „sicherer Hafen“ in einer unsicheren Welt, und daher akzeptieren die | |
| Anleger sogar Minuszinsen für das Privileg, deutsche Staatsanleihen zu | |
| besitzen. | |
| Oder um grundsätzlich zu werden: Zusätzliche Kredite der Bundesregierung | |
| wären nur ein Problem, wenn die Verschuldung im Ausland oder aber die | |
| Inflation rasant ansteigen würden. Doch bekanntlich hat Deutschland | |
| gigantische Exportüberschüsse, und eine Geldentwertung ist auch nirgends zu | |
| entdecken. Im Juni lag die Inflationsrate bei nur 0,9 Prozent – trotz der | |
| zusätzlichen Staatsverschuldung. | |
| Die Deutschen könnten also ganz gelassen bleiben und die Coronakrise mit | |
| Geld zuschütten. Doch stattdessen beginnen sinnlose Verteilungskämpfe, die | |
| vor allem von den Konservativen angezettelt werden. Ihre Botschaft lautet: | |
| Auf das Kurzarbeitergeld würden sie künftig gern verzichten – aber die | |
| Verlustrückträge der Unternehmen, die sollen möglichst unbegrenzt sein. | |
| Unbegrenzte Verlustrückträge bedeuten, dass alle Verluste der Vergangenheit | |
| auf die Gewinne angerechnet würden. Die Steuerlast der Unternehmen würde | |
| also stark sinken. Allerdings hat dieser schicke Plan einen Haken: Es | |
| würden vor allem die Betriebe profitieren, die hohe Gewinne machen. Sonst | |
| fallen keine Steuern an, die man sparen kann. Die Starken würden also | |
| gestärkt, obwohl sie wahrscheinlich keine Hilfe brauchen. | |
| Zweiter Haken: Es ist nicht sicher, dass die Unternehmen noch Gewinne | |
| machen würden, falls der Staat kein Kurzarbeitergeld mehr zahlt und damit | |
| die Nachfrage stützt. | |
| Man sollte auf ritualisierte Verteilungskämpfe verzichten. Die | |
| Coronapandemie trifft fast alle – und Geld wäre vorhanden, um die Folgen zu | |
| lindern. Man muss es nur „drucken“, indem der Staat Kredite aufnimmt. | |
| 25 Aug 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ulrike Herrmann | |
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