# taz.de -- Bundestagskandidaten der Berliner SPD: Viele Männer, wenig Zukunft | |
> Kungelei, Postengeschacher: Die Berliner SPD hat gute KandidatInnen, gibt | |
> aber kein gutes Bild ab, wie der Streit um die Bundestagsmandate zeigt. | |
Bild: Fordert den Regierenden Bürgermeister heraus: die Berliner Staatssekret�… | |
Es ging schon alles mit [1][Kungelei und Postengeschachere los bei der SPD | |
in Berlin]. Was sich aber dieser Tage dort abspielt, riecht unangenehm nach | |
dem Mief einer Partei, die ihre Ehemaligen gesichtswahrend versorgen muss – | |
und das auf Kosten derer, die gerade erst durchstarten wollen. | |
Aber der Reihe nach. Bundesfamilienministerin Franziska Giffey soll | |
zusammen mit dem Berliner Fraktionsvorsitzenden Raed Saleh den | |
Landesvorsitzenden Michael Müller beerben. Giffey, so heißt es, werde sich | |
dann ins Rennen um den Posten als Regierende Bürgermeisterin werfen. Damit | |
das für Müller nicht allzu bitter ist, soll er stattdessen in den | |
Bundestag. | |
In Müllers Heimatwahlkreis aber [2][tritt nun Kevin Kühnert an], der | |
scheidende Juso-Vorsitzende – mit deutlich mehr Strahlkraft als Müller. Der | |
weicht in den Wahlkreis Charlottenburg-Wilmersdorf aus. Eine | |
Hinterzimmernummer par excellence. | |
Doch so smooth wie gedacht, läuft es nicht. Denn aus | |
Charlottenburg-Wilmersdorf kommt auch [3][Staatssekretärin Sawsan Chebli] – | |
und die will auch in den Bundestag. Chebli tritt nun gegen Müller an. Was | |
die SPD ihr ganz offensichtlich übel nimmt: Parteischädigend sei das, | |
anmaßend, von einer „Anspruchshaltung“ der 42-Jährigen ist zu hören. Dab… | |
ist es nicht so, als ob Cheblis Plan vom Himmel gefallen ist. Bereits seit | |
der Europawahl soll sie dies parteiintern wiederholt artikuliert haben. | |
Für Müller und diverse andere in der SPD aber schien offenbar | |
unvorstellbar, dass die Frau mit Aufstiegsambitionen nicht einfach weicht, | |
wenn der Regierende Bürgermeister anrückt – um seinen Abgang zu | |
zelebrieren, wohlgemerkt, und verdrängt von einem anderen Mann. | |
Amt und Macht, das ist in der bröckelnden SPD immer noch die wichtigste | |
Währung. Gern wirbt die Partei für Parité und Gleichstellung, pocht auf | |
Gerechtigkeit, kritisiert andere für ihre Männerküngeleien und klopft sich | |
selbst ausdauernd auf die Schulter. Schade nur, wenn das mit der eigenen | |
Praxis so gar nicht zusammenpasst. | |
16 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Dinah Riese | |
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