# taz.de -- Margot Robbie in „Birds of Prey“ auf DVD: Vereinte Frauenpower | |
> Comics sind längst kein reines Männergenre mehr. Das zeigt die Geschichte | |
> der Superheldin Harley Quinn, die sich von ihrem Ex Joker emanzipiert. | |
Bild: Schräge feministische Superheldin: Margot Robbie als Harley Quinn in „… | |
In der Systemkonkurrenz der großen Superhelden-Franchise-Unternehmen machen | |
DC und Warner einiges anders als Marvel und Disney. Mit bislang nicht ganz | |
so großem Erfolg an den Kassen wie [1][der | |
Avengers]-Guardians-of-the-Galaxy-etc.-Marvel-Mischmasch, aber klein ist er | |
auch wieder nicht. | |
Vor allem aber: mit mehr Freiheit für den einzelnen Film und beim einzelnen | |
Film für Drehbuch und Regie. Bei Marvel gibt es eine nicht völlig | |
unflexible Marken-CI, Humor gehört immer dazu, im Zentrum: möglichst großes | |
Spektakel. Wer gerade Regie führt, ist nicht so wahnsinnig wichtig. | |
Wie Marvel mit seinem Marvel Cinematic Universe (MCU) hat auch Warner/DC | |
einen jahrzehnteübergreifenden Welteroberungsplan. Er trägt den Namen DC | |
Extended Universe, der Startpunkt war Zack Snyders mit einiger | |
Christopher-Nolan-Beteiligung umgesetzter Superman-Neustart unter dem Titel | |
„Man of Steel“: ein atemberaubendes Werk mit viel Pathos und von geradezu | |
wagnerianischer Wucht. | |
Weiterer Höhepunkt: [2][James Wans „Aquaman“], ein Atlantis-Update in eher | |
romantische Richtung, ein fantastisches Gewimmel maritimer Tier- oder | |
Was-auch-immer-Wesen. | |
## Weibliche Superheldinnen im Zentrum | |
Und dann tat DC im vierten Film seines Extended-Universe-Franchise etwas, | |
das im Jungs-Genre des Superhelden-Comics im Business noch immer als großes | |
Wagnis galt: Man stellte eine weibliche Superheldin ins Zentrum eines Films | |
und überließ für [3][„Wonder Woman“ mit Patty Jenkins] tatsächlich einer | |
Frau die Regie. Mit so enormem Erfolg, dass Marvel im letzten Jahr mit Anna | |
Boden und „Captain Marvel“ (dem immerhin schon 21. MCU-Film) und in diesem | |
Jahr mit „Black Widow“ und Cate Shortland nachzog. | |
DC ist da schon einiges weiter, wie der in diesem Jahr noch vor Corona in | |
die Kinos gekommene „Birds of Prey (And the Fantabulous Emancipation of One | |
Harley Quinn)“ zeigt. Er hat weniger eingespielt als erhofft, viele gaben | |
dem barocken Titel die Schuld. | |
Zwar ist der Film eine Origin-Story der Frauen-Gang Birds of Prey, aber der | |
Titel führt etwas in die Irre, denn frontal im Zentrum des Ganzen steht | |
[4][die von Margot Robbie] mit Haut, Haar, dreckigem Mundwerk, Tattoos und | |
flashy Kleidung (aber nicht im klassischen Harlekin-Kostüm) verkörperte | |
Harley Quinn – die sich hier von ihrem Ex, [5][dem Superschurken Joker], | |
emanzipiert. | |
Der Film ist durchweg von Quinn erzählt, maliziös-bissig-witzig im Ton, | |
sehr spielerisch springt die Geschichte dabei vor und zurück. Die | |
Einheitlichkeit dieser Stimme verdankt sich dem Drehbuch von Christina | |
Hodson, seit Kurzem extrem viel beschäftigter Shootingstar in diesem | |
Business. | |
## Feministische Comic-Verfilmung mit Margot Robbie | |
Regie führt die Chinese-American Cathy Yan, die erst mal an renommiertesten | |
US-Universitäten zwei Abschlüsse machte, einen in Wirtschaft, einen in | |
Kunst, bevor sie sich nun der siebenten Kunst zugewandt hat. Robbie, die | |
produziert, Hodson und Yan: eine Gang, die den Heldinnen ihrer Geschichte | |
in sehr wenig nachstehen. | |
Viele der Jungs, an die sich das Genre sonst richtet, hassen den völlig | |
unverblümt feministischen Film (man lese dazu nur die User Reviews bei der | |
IMDB). Dessen Heldinnen räumen am Ende sehr gründlich auf, auch mit dem von | |
Ewan McGregor mit viel Gusto gespielten hypernarzisstischen Schurken, der | |
mit Vorliebe Skalps und Gesichter abzieht. | |
Der wird nach dem Niedermetzeln seiner Männerarmee durch die Frauengang zu | |
guter Letzt buchstäblich in der Luft zerfetzt. Es kommt also, wer die | |
Kämpferei liebt, nicht zu kurz, aber der Kern ist doch: sich vereinende | |
Frauenpower in Gotham City. Der Plot: nicht so wichtig. Viel Fun: wird | |
gehabt. Und das Klischee vom Männergenre Superhelden-Comic ist endgültig | |
über den Haufen gerannt. | |
20 Jul 2020 | |
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## AUTOREN | |
Ekkehard Knörer | |
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