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# taz.de -- Zeitungen in Australien eingestellt: Rupert Murdoch schafft Fakten
> Was treibt eigentlich Murdoch? Aktuell erscheinen mehr als hundert seiner
> regionalen und lokalen Zeitungstitel zum letzten Mal in gedruckter Form.
Bild: „Dirty Digger“ Rupert Murdoch
Was macht eigentlich [1][Rupert Murdoch]? Es ist seltsam still um den
letzten großen Medienmogul alten Schlags geworden. Wer nun aber denkt, dass
sich der Australo-Brite mit dem US-amerikanischen Pass zur Ruhe gesetzt
hätte und irgendwo zwischen Cairns, Sydney, Miami Beach und seinem
schottischen Landsitz den gepflegten Ruhestand schiebt, irrt gewaltig.
Zwar wird Murdoch nächstes Jahr 90, aber das ist ihm schnurz. Ihm geht es
um Geld und Macht, wahrscheinlich sogar noch mehr um Macht als um Geld.
Dass die Tage, in denen Murdoch und seine Top-Manager quasi ständig in
Number 10, Downing Street diskret durch die Hintertür ein- und ausgingen,
gezählt sind, dürfte eher an Corona liegen. Murdoch ist schließlich total
Risikogruppe. Und Premierminister Boris Johnson war wegen Covid-19 ja schon
auf der Intensiv. [2][Dass Murdoch dennoch einen guten – und vor allem
kurzen – Draht zu Johnson hat, gilt als sicher].
Murdoch hat so ziemlich alles erreicht, was er wollte. Gut, den kompletten
Zerfall der von ihm verhassten EU hat er zum Glück bislang noch nicht
hinbekommen – aber die Briten sind ja schon mal draußen. Und so wie es
aussieht, läuft alles auch auf einen eher ungeregelten [3][Brexit] Ende des
Jahres hinaus. Was wieder so ein Lieblingsszenario des Rupert M. wäre. Sein
globales Medienunternehmen News Corporation hat er klug aufgeteilt in
Programm-, Sender- und Hollywoodkonzern, den er in Anlehnung an sein
Hollywoodstudio 20th Century Fox dreist 21st Century Fox benannt hat. Unter
„News Corp.“ firmieren seitdem nur noch seine Zeitungsbeteiligungen und
Verlage auf drei Kontinenten.
Im Stammland Australien passiert diese Woche enormes im Murdoch-Reich: Mehr
als hundert seiner regionalen und lokalen Zeitungstitel erscheinen zum
letzten Mal als gedruckte Zeitungen. Das Gros von ihnen wird künftig nur
noch digital weitergeführt, für rund ein Fünftel ist ganz Schluss. Während
in anderen Zeitungsmärkten, vor allem in Deutschland, seit einer gefühlten
Ewigkeit über ähnliche Schritte diskutiert wird, aber nichts passiert,
schafft Murdoch einfach mal Fakten.
Aktuell dürfte der „Dirty Digger“ („Dreckiger Wühler“), wie ihn die
britische Presse gern nennt (zumindest der Teil, der ihm nicht gehört) an
der Wiederwahl seines Buddys Donald Trump arbeiten. Und auch in London
zeigt Murdoch aktuell Flagge. Seine Times legt mit einem eigenen
Hörfunkangebot „Times Radio“ los. Der liberale Guardian sorgt sich schon,
[4][dass da eine echte Konkurrenz zur BBC entstehen könnte]. Ganz nach dem
Plan von Johnson-Berater Dominic Cummings, der der Mutter aller
Öffentlich-Rechtlichen bekanntlich an den Kragen will. Ein Schelm, wer
dabei denkt, Murdoch würde nur an seinem Testament arbeiten und wäre hier
gänzlich unbeteiligt.
1 Jul 2020
## LINKS
[1] /Uebernahme-von-Pay-TV-Sender-Sky/!5423029
[2] https://www.theguardian.com/media/2020/jan/23/johnson-met-murdoch-on-day-he…
[3] /EU-Binnenmarkt-nach-dem-Brexit/!5691393
[4] https://www.theguardian.com/tv-and-radio/2020/jun/29/ruperts-radio-can-murd…
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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