Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Flimmern und Rauschen: Matusseks Party des Jahres
> Wie gut Matthias Matussek mit Rechtsextremen kann, wusste man. Die
> Gästeliste seines Geburtstags rückt jedoch weitere Namen nach rechts.
Bild: Bierkastenredner der Rechtsextremen
Nils Binnberg hat Schwein gehabt. Eigentlich wollte ich hier heute den
selbsternannten Ausstiegs-Ernährungsapostel hinhängen, der mit seinem
zwanghaften Befolgen aller ernährungsapostolischen Dogmen seit letzter
Woche die Gesellschaftsseiten und Feuilletons verstopft.
Aber jetzt drängt sich ein anderer selbstgerechter Bücherschreiber
dazwischen: Natürlich, es geht um [1][Matthias Matusseks Geburtstagsparty].
Ganz früher war der zwischendurch von Spiegel und Welt alimentierte Clown
sogar begrenzt lustig, heute ist er – um in Binnbergs Diktion zu bleiben –
nur noch zum Kotzen.
Gerade weil man das spätestens weiß, seit er sich 2018 in Hamburg als
Bierkastenredner vor einem Tross Rechtsextremer gefiel und „Lügenpresse“
skandierte, erbricht sich nun die Diskussion, wer eigentlich sonst noch so
dabei war.
Und das waren einige – vom Spiegel beispielsweise Jan Fleischhauer,
Alexander Smoltczyk und der Ex-Medienkollege Martin U. Müller; von Zeit und
Stern gaben sich Ulrich Greiner und Jochen Siemens die Blöße; und ARD-Barde
[2][Reinhold Beckmann sang dem Jubilar sogar ein Ständchen], eigenhändig
beklampft. Das postete Matussek denn auch im Netz, inklusive Hinweis, das
sei ja wohl jetzt schon die Party des Jahres gewesen.
Auch wenn Beckmann sich honorigerweise öffentlich auf Facebook von Dasein
und Gesang distanziert hat: War sie ja auch, in erschreckender Weise. Denn
neben Matusseks altem war auch das aktuelle Umfeld der Ende 2015 wegen
eines islamophoben Facebooks-Posts bei der Welt geschassten und schon
vorher indiskutablen Meinungsschleuder gekommen: Dieter Stein von der
Jungen Freiheit war da, ebenso Chef-Identitär Mario Müller (einst einfacher
Neonazi und rechtskräftig wegen Körperverletzung mit rechtsextremen
Hintergrund verurteilt).
Die CDU-Vertriebene und heutige AfD-Freundin Erika Steinbach traf Alexander
Gaulands Referenten Michael Klonovsky, und der Bild (die in Form von Franz
Josef Wagner ebenfalls präsent war) fiel sogar auf, dass Matussek auch so
eine grüne Hundekrawatte trug, wie sie das TV-Polittalkshow-Markenzeichen
von AfD-Gauland ist.
Dass der alte Salonlöwe Matussek überhaupt noch so viele Menschen mit
Resthirn auf seine – laut Videobeweis eher mal trostlose – Party bekommt,
erschreckt. Und man fragt sich unwillkürlich, wie weit ein bezahlter
Anti-PC-Draufhauer wie Fleischhauer tatsächlich noch von diesem Umfeld
entfernt ist. Und ob die anderen nicht merken, dass sie als
Salon-Feigenblättchen eines „Wir sind doch für alles offen und gar nicht so
schlimm“ dienen, in dem Publikationen wie der früher immerhin manchmal
ernst zu nehmende Cicero schon untergegangen sind. Götz Kubitschek war
vermutlich für die Gästeliste einfach nur zu prollig.
12 Mar 2019
## LINKS
[1] /Kolumne-Luegenleser/!5576514
[2] /Beckmann-beim-Geburtstag-von-Matussek/!5579268
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
Matthias Matussek
Neue Rechte
Jan Fleischhauer
Kolumne Der rechte Rand
Kolumne Flimmern und Rauschen
Rechtsextremismus
FAZ
Matthias Matussek
Matthias Matussek
Kolumne Flimmern und Rauschen
## ARTIKEL ZUM THEMA
Matthias Matussek stellt neuen Roman vor: Selbststilisierung im rechten Sumpf
Der Ex-Spiegel-Journalist Matthias Matussek macht in seinem neuen Roman
sich selbst zum Thema. Am Freitag stellt er ihn auf einer AfD-Veranstaltung
vor.
Zeitungen in Australien eingestellt: Rupert Murdoch schafft Fakten
Was treibt eigentlich Murdoch? Aktuell erscheinen mehr als hundert seiner
regionalen und lokalen Zeitungstitel zum letzten Mal in gedruckter Form.
Musikvideo von Egotronic: Die Extremisten der „Mitte“
Die Junge Union Bremen kämpft gegen die Band Egotronic. Damit zeigt sie,
dass die Band recht hat mit ihrer Kritik der bürgerlichen
Extremismustheorie.
Kolumne Flimmern und Rauschen: Da waren’s nur noch drei
Die „FAZ“ trennt sich von ihrem Herausgeber für Wirtschaft und Sport Holger
Steltzner. Die Begründung bleibt wie gewohnt diffus.
Kolumne Lügenleser: Die Blut-und-Boden-Party
Matthias Matussek, der alte Mann, der immer schon so schrieb, wie andere
alte Männer das mochten, feierte Geburtstag – und alle, alle kamen.
Beckmann beim Geburtstag von Matussek: Wer hingeht, hat sich entschieden
Reinhold Beckmann spielt auf dem 65. Geburtstag des rechten Autors Matthias
Matussek Gitarre. Später bedauert er es. Zu spät.
Kolumne Flimmern und Rauschen: Was freie Medien wert sind
Im Frühjahr 1990 war der Wandel nicht aufzuhalten. Heute ist das mit der
Unterstützung medialer Unabhängigkeit im Osten so eine Sache.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.