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# taz.de -- Rechtsextremer Kalbitz im RBB-Interview: Kein Anrecht auf Kuschelta…
> Der RBB lud Brandenburgs AfD-Fraktionschef Andreas Kalbitz zum lauschigen
> Interview – obwohl der Sender es hätte besser wissen müssen.
Bild: Kuscheltalk im Sommer mit Andreas Kalbitz, AfD
Falls Sie es noch nicht bemerkt haben: Es ist Sommer. Das wirft Fragen auf.
Zum Beispiel die, warum es eigentlich immer noch diese „Sommerinterviews“
mit Politiker*innen gibt bzw. ob man das nicht besser mal sein lässt. Dem
rbb gebührt das Verdienst, diese Frage am vergangenen Wochenende so muster-
wie endgültig beantwortet zu haben. Ja! Lassen! Sofort!
Das lauschige Setting dieser Interviewform wurde mal erfunden, damit ein
gewisser Helmut Kohl die Weltöffentlichkeit an seinen sommerlichen
Abspeckerfolgen am Wolfgangsee teilhaben lassen konnte. Da durfte es
menscheln, und ein bisschen Politik schwappte am Rande mit. [1][Der rbb
hatte indes am Sonntag den Brandenburger AfD-Fraktionsvorsitzenden Andreas
Kalbitz in den märkischen Kiefernsand gesetzt] und damit leider schon
verloren. Der Sender hätte es besser wissen müssen. Schließlich hatte er
Kalbitz im Sommer 2018 schon mal so eine Bühne geboten.
Wobei es nicht um die Frage geht, ob man Politiker*innen der AfD im
Allgemeinen oder Andreas Kalbitz im Besonderen interviewen darf. Man darf.
Man muss das sogar, wenn es Anlass, Relevanz und Aktualität gebieten. Doch
davon konnte am Wochenende nicht die Rede sein.
Stattdessen plätscherte Brandenburger Idyll, Bötchen zogen vorbei. Und
Kalbitz wurde gefragt, wie er das denn finde mit der Beobachtung seines
Landesverbands durch den Brandenburger Verfassungsschutz. Und ob das schon
„Auswirkungen“ hätte auf die Arbeit. Kann man es einem gewieften Agitator
übelnehmen, wenn er darauf kokett „I wo“ antwortet und die Steilvorlage
nutzt?
Nicht unwidersprochen lassen
„Gerade im Osten ist die Sensibilität ja viel größer. Da weiß man, was es
heißt, wenn die Regierung den Geheimdienst losschicken muss gegen die
Opposition, weil sie mit Argumenten nicht mehr beikommt“, sagte also
Kalbitz zur halbwegs besten Sendezeit. (Das knapp 40-minütige Interview
lief als „Politik am See“ ab 19.30 Uhr im rbb-Fernsehen). Auch das kann mal
passieren. Es darf nur nicht unwidersprochen bleiben. Blieb es aber.
Wie so viele Äußerungen des Mannes, den der Bundesvorstand seiner eigenen
Partei wegen seiner Zu-rechts-außen-Position [2][eigentlich schon
rausgeschmissen hatte.] Weil das Verwaltungsgericht Berlin diesen Rauswurf
aus formalen Gründen aber erst mal wieder kassiert hat und das parteieigene
Schiedsgericht noch tagt, ist Kalbitz wieder bzw. noch drin.
Daher, argumentiert der rbb, sei man an ihm nicht vorbeigekommen. Doch!
Keine Partei hat ein Anrecht auf Kuscheltalk im Sommer. Zumal Kalbitz im
schwebenden Verfahren ist und so ein Auftritt seine Position stärkt. Man
hätte also zumindest wen anders aus der AfD nehmen sollen, wenn man meint,
partout mit allen Parteien in die Sonne blinzeln zu müssen.
Diese Sonne protestierte übrigens auf ihre Weise und stellte über weite
Strecken des Gesprächs Interviewerin wie Kalbitz souverän in den Schatten.
7 Jul 2020
## LINKS
[1] /RBB-Interview-mit-Andreas-Kalbitz/!5694051
[2] /Machtkampf-in-der-AfD/!5697159
## AUTOREN
Steffen Grimberg
## TAGS
Kolumne Flimmern und Rauschen
Medien
RBB
Schwerpunkt AfD
Andreas Kalbitz
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Schwerpunkt Zeitungskrise
Kolumne Flimmern und Rauschen
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