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# taz.de -- Kolumne Flimmern und Rauschen: Doch noch hoch auf die Plattformen
> Die Sender müssen sich gegen digitale Konkurrenz absichern. Der
> ARD-Vorsitzende hat die Verantwortung nun an die Medienpolitik
> weitergereicht.
Bild: Ob der Papst dem ARD-Vorsitzenden Wilhelm (links) wohl bei seiner „euro…
[1][Eine Plattform ist laut Duden] die „mit einem Geländer gesicherte ebene
Fläche auf hohen Gebäuden, Türmen o. Ä. (von der aus man einen guten
Ausblick hat)“.
Auch in der medialen Welt steht der Plattformbegriff aktuell ja hoch im
Kurs, nämlich als eine einheitliche Grundlage, auf der dann
Anwendungsprogramme laufen. Beziehungsweise noch genauer als digitale
Plattformen zum verteilen medialer Inhalte. Aber es ist schon verblüffend,
wie viel auch das immer noch mit dem Duden zu tun hat: Denn auch hier geht
es um Orientierung, Auffindbarkeit, einen „guten Ausblick“, den man im
digitalen Zusammenhang besser Nutzerfreundlichkeit nennt. Und es geht auch
um Absicherung gegen die digitale Konkurrenz, also andere Plattformen wie
Netflix & Co., die da in vielen Punkten schon deutlich weiter sind.
Weswegen derzeit alle Sender-Mediengewaltigen davon den Mund gar nicht voll
genug nehmen können und sich auch ständig gegenseitig auf die Plattform
einladen. ProSiebenSat.1 plant mit Discovery eine gemeinsame
Streaming-Plattform. Und ProSiebenSat.1-Vorstandschef Max Conze hat auch
die öffentlich-rechtlichen Sender und RTL eingeladen, mitzumachen. Das war
allerdings schon Mitte letzten Jahres, und so richtig viel gehört hat man
seitdem nicht mehr.
Das ZDF ist mit ZDFkultur vorgeprescht und hat hier auch alle „Veranstalter
eingeladen, die guten Willens sind“. Die ARD gibt es in dieser Hinsicht mal
wieder im Zweikanalton: Auf der einen Seite laboriert sie unverdrossen an
der Runderneuerung ihrer viel zu komplizierten Mediathekenwelt und wird
nicht müde zu betonen, wie sie könnte, wenn sie nur – äh: könnte bzw.
wöllte – und sich nicht ständig in der ewigen Echternacher Springprozession
zwischen Anstaltsvorbehalten, Befindlichkeiten und föderalen Fallen
verheddern würde.
## „Gemeinsame Plattformstrategie“
Auf der anderen Seite läuft sich auch [2][schon länger der ARD-Vorsitzende
und BR-Intendant Ulrich Wilhelm warm.] Er möchte noch ein bisschen mehr als
Conze, nämlich gleich die europäische Plattform mit allen
Öffentlich-Rechtlichen, Privaten und am liebsten auch noch den
Zeitungsverlagen. Um dann nicht nur Netflix und Amazon, sondern gleich den
großen Drachen Google anzugreifen. Aber auch da läuft wenig, und die
Verlage haben zum Wilhelm-Plan maximal höfliches Interesse geheuchelt.
Der ARD-Vorsitzende hat die Verantwortung nun an die Medienpolitik
weitergereicht: Nur die könne seine Idee wirklich umsetzen. Die
Medienpolitik wünscht sich immerhin eine gemeinsame Plattform zumindest der
Öffentlich-Rechtlichen, schreibt mit ungetrübtem Blick für die Realitäten
in ihre Papiere aber auch nur noch was von einer „gemeinsamen
Plattformstrategie“. Weil man die ja auch haben kann, wenn es aus
Befindlichkeitsgründen bei mehreren Plattformen bleibt. „Lange scholl’s bei
Netflix noch – unsere Plattform lebe hoch“, würde Lurchi dazu sagen.
10 Apr 2019
## LINKS
[1] https://www.duden.de/rechtschreibung/Plattform
[2] /Neuer-ARD-Vorsitzender/!5476669
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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