Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neuer Stadtteil Oberbillwerder: Bezirk Bergedorf stimmt dagegen
> Die Bezirksversammlung Bergedorf schließt sich dem Bürgerbegehren gegen
> das Neubaugebiet Oberbillwerder an. Die Entscheidung aber liegt beim
> Senat.
Bild: Zwischen Allermöhe (links) und Lohbrügge soll der neue Stadtteil Oberbi…
Hamburg taz | Die Bezirksversammlung Bergedorf hat das Bürgerbegehren gegen
den neuen Stadtteil Oberbillwerder mit den Stimmen der Opposition
übernommen. Die Bezirkskoalition aus Grünen, FDP und SPD hat sich
enthalten. Der Beschluss hat nur appellativen Charakter, denn die
Entscheidung liegt in dieser Sache beim rot-grünen Senat.
Nach dessen Plänen soll auf der sprichwörtlichen grünen Wiese nördlich von
Neuallermöhe ein Neubaugebiet für 20.000 Menschen entstehen. Umgesetzt wird
das Konzept von der IBA Hamburg, einer städtischen
Entwicklungsgesellschaft, zusammen mit dem Bezirk Bergedorf. Ziel ist ein
nachhaltiges Quartier auf 124 Hektar, das Platz für 7.000 Wohnungen, 5.000
Arbeitsplätze und 14 Kitas bieten soll. Auch sollen auf rund 28 Hektar
Grünflächen mehrere Spielplätze sowie ein Schwimmbad entstehen.
Das Bürgerbegehren Vier-und Marschlande stellt sich grundsätzlich dagegen,
an dieser Stelle, Felder und Wiesen zu versiegeln. Die bis zu
zehnstöckigen Häuser passten nicht in die Landschaft. Jahrelanger
Baustellenverkehr werde die Anwohner belasten.
Die nötige Trockenlegung gefährde das Grundwasser, warnt die Initiative.
Dazu kämen die Auswirkungen auf das Klima und die Umgebung. „Die Boberger
Niederung mit ihren empfindlichen Ökosystemen wird mit dem neuen Stadtteil
zu einer Art Stadtpark und dadurch mit einem Naturschutzgebiet nicht mehr
viel gemeinsam haben“, heißt es in dem Aufruf für das Bürgerbegehren.
Nicht dazu angetan, Vertrauen aufzubauen, sei überdies die
Informationspolitik der IBA, findet Jan Diegelmann von der Bürgerinitiative
Dorfgemeinschaft Billwerder, die zu den Initiatoren des Bürgerbegehrens
gehört. Er kritisiert, dass die IBA nur widerwillig Einsicht in die ihr
vorliegenden Gutachten gewähre und wenn sie sich einmal dazu bequeme, Akten
vorzulegen, seien diese an vielen Stellen geschwärzt.
Zwar hätten sich Bürger in der Anfangsphase bis 2018 über ein
Beratungsgremium in die Planungen einbringen können. Jedoch sei ihr
Einfluss gering gewesen. Seit 2018 würden lediglich
Informationsveranstaltungen organisiert, in denen vorgetragen werde, was
die Städteplaner entwickelt haben.
Diegelmann unterstellt dem Senat, den Weg des geringsten Widerstandes
gewählt zu haben. Er habe eine Fläche ausgewählt, die der Stadt gehöre und
müsse sich daher nicht mit Eigentümern herumschlagen. Diegelmann bezweifelt
zudem, dass sich Bezirksamtsleiter Arne Dornquast (SPD) tatsächlich mit
Nachdruck für das Anliegen des Bürgerbegehrens einsetzen werde, wie er das
nach dem Beschluss seiner Bezirksversammlung tun müsste.
In Hamburg sind die Bezirke Teile der Verwaltung und als solche zuständig
auch für die Bebaungspläne auf ihrem Gebiet. Oberbillwerder als zukünftiger
105. Stadtteil war allerdings von vornherein ein Plan des Senats, bei dem
der Bezirk nur ausführendes Organ ist. Beschlüsse der Bezirksversammlung
haben dementsprechend nur empfehlenden Charakter.
Die zuständigen Behörden und die IBA Hamburg als Projektentwicklerin sehen
keinen Änderungsbedarf. Sie sind von dem „sehr guten Konzept und dem
Masterplan für Oberbillwerder überzeugt“. Beides ist aus einem
wettbewerblichen Dialog hervorgegangen, an dem internationale Planungsteams
teilgenommen haben.
Die Stadtentwicklungsbehörde versichert, dass mit Oberbillwerder ein
„lebenswerter, nachhaltiger Stadtteil entstehen wird“. Oberbillwerder
erfülle die Anforderungen an das moderne Leben in einer Großstadt durch die
gemischt genutzten Quartiere und die nachhaltigen Konzepte zum Umgang mit
Energie und Wasser.
21 Jul 2020
## AUTOREN
Moritz Klindworth
## TAGS
Stadtentwicklung Hamburg
Bezirksversammlung
Bürgerbegehren
Rot-Grün Hamburg
Naturschutz
Stadtentwicklung Hamburg
Immobilien Hamburg
Stadtentwicklung Hamburg
Park
## ARTIKEL ZUM THEMA
Neubaugebiet in Hamburg-Langenhorn: Die Laube kommt weg
In Langenhorn sollen Schrebergärten und geschützte Moorgebiete sozialem
Wohnungsbau weichen. Glücklich ist damit niemand, doch Alternativen sind
rar.
Wohnungsbaugebiet Oberbillwerder: Protest gegen neuen Stadtteil
In Hamburg-Oberbillwerder sollen Wohnungen für 15.000 Menschen entstehen.
Die Initiative „Nein zu Oberbillwerder“ lehnt das Projekt ab.
Stadtentwicklung auf grüner Wiese: Utopia in Billwerder
Mit dem Baugebiet Oberbillwerder wagt sich die Stadt Hamburg auf die grüne
Wiese zurück. Wie dieser neue Stadtteil mal aussehen soll.
Neue Volksinitiative für Hamburgs Grün: Ini steigt auf die Bremse
Der Nabu will per Volksinitiative Hamburgs Grünflächen erhalten. Hamburg
soll lieber in die Fläche wachsen und mit Nachbarn kooperieren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.