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# taz.de -- Polizei in der Rigaer Straße: Die Suche nach dem Laserpointer
> 200 Polizist*innen durchsuchen die Rigaer Straße 94. Die Bewohner*innen
> sprechen von teilweiser Räumung, die Polizei dementiert.
Bild: Friedrichshain-Kreuzbergs Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) am Donners…
Berlin taz | Rund 15 Mannschaftswagen stehen zur besten Frühstückszeit in
den Seitenstraßen rund um die Rigaer Straße. Harter Techno und aggressiver
Rap aus dem nahe gelegenen Hausprojekt Liebig34 liefern den Sound zur
Szenerie. Die Beamt*innen haben sich in volle Montur geschmissen und
blockieren die Zugänge zu dem Straßenabschnitt, auf dem sich das
Hausprojekt Rigaer94 befindet.
Um 7 Uhr habe der „Überfall der Schweine“ begonnen, bloggen die
Bewohner*innen. Es gehe um eine Wohnungsdurchsuchung, die „Bullen“ hätten
das Vorderhaus besetzt und im Hof randaliert. Eine Wohnung im Erdgeschoss,
der Keller und der Dachboden des Vorderhauses seien bereits geräumt worden,
schreiben sie.
Eine Räumung habe nicht stattgefunden, sondern eine Durchsuchung, sagt
hingegen eine Sprecherin der Polizei der taz. Im Januar soll eine
Polizistin hier mit einem Laserpointer geblendet worden sein und eine
Augenverletzung davongetragen haben, so die Polizei zu den Gründen der
Durchsuchung. Ermittelt werde wegen gefährlicher Körperverletzung.
200 Polizist*innen rückten am Donnerstag in den frühen Morgenstunden für
eine Durchsuchung des linksradikalen Hausprojekts Rigaer Straße 94 in
Friedrichshain-Kreuzberg an. Die Durchsuchung dauerte bis zum Nachmittag,
da das Landeskriminalamt Beweise sicherstellen müsse, so die Polizei.
„Überraschend ist, dass die Polizei nicht nur die beiden Wohnungen, für die
ein Durchsuchungsbeschluss vorliegt, durchsucht, sondern auch eine weitere
Wohnung“, sagt Lukas Theune, Anwalt des Hausvereins Rigaer94 der taz. Zudem
stelle ihm sich die Frage, wie die Vertreter*innen der „angeblich neuen
Hausverwaltung, die früh vor Ort waren“, von dem Einsatz Wind bekommen
hätten. Datenschutzrechtlich dürfe die Polizei diese Info nicht
weitergeben. Auch was die vielen Bauarbeiter, die während des Einsatzes vor
Ort gewesen seien, dort gemacht hätten, sei ihm ein Rätsel.
Ein Vertreter der Verwaltung und mehrere Bauarbeiter hätten parallel zum
Polizeieinsatz das Haus betreten, bestätigte eine Polizeisprecherin. Sie
seien informiert gewesen und „haben wohl die Gunst der Stunde genutzt, um
ins Haus zu kommen“, so die Sprecherin. Für zwei Wohnungen in der Rigaer
Straße 94 hätten richterliche Durchsuchungsbeschlüsse vorgelegen. Die
dritte Wohnung sei zur Identifizierung einer Person aufgrund eines
tätlichen Angriffes begangen worden.
## Eigentümer unklar
Wer die Eigentümer*in des Hausprojekts ist, bleibt indes weiterhin unklar.
Vor einem Jahr war die Firma Lafone Investments Limited, die behauptet, im
englischen Durham ihren Sitz zu haben, [1][bereits zum dritten Mal mit dem
Versuch vor Gericht gescheitert], einen Räumungstitel gegen die
Autonomenkneipe Kadterschmiede zu erwirken. „Eine Briefkastenfirma ohne
Briefkasten“, sagte Anwalt Theune der taz vor Prozessbeginn 2019. Ob die
Vertretung des Eigentümers vor Gericht rechtmäßig gewesen sei, war laut
Gericht nicht ersichtlich.
Den ganzen Vormittag bis weit in den Nachmittag bleibt die Rigaer Straße im
Umkreis des Hausprojekts am Donnerstag abgesperrt. Während dieser Zeit
schiebt eine Frau in leichter Sommerkleidung ihr Rad aus der polizeilichen
Absperrung. „Könnt ihr nicht mal Platz machen“, ruft sie im Vorbeigehen.
Einer der Polizisten knurrt etwas Unverständliches, man sieht nur die Augen
durch den Schlitz seiner Sturmhaube. „Ach, haltet doch die Klappe“, sagt
die Frau und steigt auf ihr Rad. „Halt die Fresse“, presst wiederum der
Polizist durch die Zähne.
Als gegen 15.30 Uhr die meisten Mannschaftswagen abziehen, wird unter dem
Hashtag Rigaer94 bereits zur Wutkundgebung ab 17 Uhr auf dem Dorfplatz
aufgerufen.
9 Jul 2020
## LINKS
[1] /Eigentuemer-der-Rigaer-Strasse-94/!5602839/
## AUTOREN
Sophie Schmalz
Manuela Heim
## TAGS
Rigaer Straße
Polizei Berlin
Räumung
Besetzung
Kolumne Bewegung
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