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# taz.de -- Chiles umstrittene Frauenministerin: Rücktritt nach 34 Tagen
> Schon der Amtsantritt von Frauenministerin Macarena Santelices wurde in
> Chile von Protesten begleitet. Auch die Nachfolgerin wird kritisiert.
Bild: Auf rechts folgt rechts: Macarena Santelices (r.) wird als Ministerin von…
BUENOS AIRES taz | Macarena Santelices ist nicht mehr Chiles
Frauenministerin. Auf Anordnung von Präsident Sebastián Piñera war sie nach
nur einem Monat zurückgetreten. „An dem Tag, an dem wir verstehen, dass die
Sache der Frauen keine politische Couleur hat, gehört sie allen und wir
kommen voran“, twitterte sie am Dienstag bei ihren Abschied. Aus Loyalität
gegenüber dem Präsidenten habe sie entschieden, beiseitezutreten.
Santelices' Nominierung war von verschiedenen Seiten kritisiert worden.
[1][Als Großnichte von Augusto Pinochet] hat sie dessen Militärherrschaft
(1973–1990) stets verteidigt. Außerdem sagte sie nach ihrer ersten
Amtswoche, es gebe feministische Bewegungen, „die Chaos, Zerstörung und
Disqualifikation anstreben“. Damit reagierte die 42-Jährige auf die
Frauenproteste, die jeden ihrer öffentlichen Auftritte begleiteten, und auf
die über 22.000 Tweets, die sich bereits innerhalb weniger Stunden nach
ihrer Vereidigung unter dem Hashtag [2][#NoTenemosMinistra] (Wir haben
keine Ministerin) angesammelt hatten.
Vergangene Woche hagelte es abermals Proteste, als ihr Ministerium einen
Videoausschnitt aus einer Kampagne gegen Gewalt gegen Frauen
veröffentlichte. Darin werde ein Gewalttäter als vermeintliches Opfer
dargestellt, kritisierten Frauenverbänden den Ausschnitt. Santelices zog
das Video zwar zurück, wälzte aber die Verantwortung auf die Direktorin der
Gleichstellungsbehörde ab.
Dass Santelices den Journalisten Jorge Ruz, der für die sexistischen
Titelseiten der Zeitung La Cuarta bekannt ist, für einen wichtigen Posten
im Ministerium verpflichtete, brachte das Fass zum Überlaufen. „In nur 34
Tagen hat sie gezeigt, was wir vorher wussten: dass sie den Frauen, die
Gewalt erlitten haben, den Rücken zukehren wird“, kommentierte Javiera
Manzi, Sprecherin vom Bündnis Coordinadora Feminista 8M, Santelices'
Abgang.
## Auch die Nachfolgerin gehört der Rechten an
Mit Mónica Zalaquett hat Präsident Piñera bereits die Nachfolgerin
vereidigt. Die 58-Jährige war zuvor Unterstaatssekretärin im
Tourismusministerium. Zalaquett gehört wie ihre Vorgängerin der rechten und
pinochet-freundlichen Unabhängigen Demokratischen Union (UDI) an. Mit ihr
wahrt Piñera den Proporz in seiner Drei-Parteien-Regierungskoalition.
„Wir wissen, dass uns die [politische, Anm. d. Red.] Rechte niemals
vertreten wird, aber gerade im Kontext der [3][Ausgangssperre wegen der
Covid-19-Pandemie] brauchen Frauen und LGBTIQ-Menschen eine Institution,
die auf geschlechtsspezifische Gewalt reagiert und gegen sie vorgeht“,
kommentierte Camila Aguayo, Sprecherin der Asamblea Feminista
Plurinacional, die Vereidigung der neuen Ministerin. Auch sie hat Jorge Ruz
bisher nicht entlassen.
11 Jun 2020
## LINKS
[1] /Neue-Frauenministerin-in-Chile/!5681579
[2] https://twitter.com/search?q=%23notenemosministra&amp&src=typed_que…
[3] /Proteste-waehrend-der-Pandemie-in-Chile/!5684411
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Chile
Augusto Pinochet
Sebastián Piñera
Feminismus
Trans
Schwerpunkt Coronavirus
Chile
Schwerpunkt Femizide
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