| # taz.de -- „Rasse“ im Grundgesetz: Eine rassistische Debatte | |
| > Die Grünen fordern, „Rasse“ aus dem Grundgesetz zu entfernen, nicht alle | |
| > sind einverstanden. Beschämend, dass wir darüber debattieren müssen. | |
| Bild: Protest gegen Rassismus, kommt jetzt beim Grundgesetz an: Demonstration i… | |
| Es könnten zwei so wichtige Sätze sein: „Niemand darf wegen seines | |
| Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner | |
| Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen | |
| Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner | |
| Behinderung benachteiligt werden.“ Eigentlich, würde da nicht das Wort | |
| [1][„Rasse“ im dritten Artikel des deutschen Grundgesetzes stehen]. | |
| Es ist beschämend, es überhaupt schreiben zu müssen, aber: Es gibt keine | |
| „Menschenrassen“! Jahrhundertelang wurden Menschen in gute und schlechte | |
| unterteilt, das soziale Konstrukt von Rassifizierung galt als Legitimation | |
| für die Sklaverei oder den Kolonialismus, Nazis benutzten es, um Millionen | |
| Juden zu ermorden. | |
| Dutzende Male ist der Text des Grundgesetzes in den letzten Jahrzehnten | |
| verändert worden, doch das Wort „Rasse“ hat jede Änderung überlebt. [2][… | |
| Grünen wollen das nun – endlich – ändern]. Darüber entspinnt sich jetzt | |
| jedoch eine Debatte. Eine Debatte, die wie das debattierte Wort selbst von | |
| rassistischem Denken geprägt ist. | |
| Viele Politiker:innen haben sich der Forderung nach Streichung des Begriffs | |
| angeschlossen. Kritik daran kommt aber nicht nur von den Braunen. Auch | |
| SPD-Bundesjustizministerin Christine Lambrecht ist dagegen: „Rasse“ sei | |
| heute als sprachlicher Anknüpfungspunkt für Rassismus für alle | |
| verständlich. Innenminister Horst Seehofer befürchtet „Missverständnisse�… | |
| wenn der Begriff gestrichen werde. Und der verbraucherpolitische Sprecher | |
| der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Jan-Marco Luczak, sagt, gerade weil der | |
| Begriff nicht „wissenschaftlich korrekt“ sei, sei er besonders wirkkräftig. | |
| Scheinargumente, mit denen rassistisches Wording erhalten bleiben soll. | |
| Dabei gebe es passendere Formulierungen, wie „rassistische | |
| Diskriminierung“. Statt langer Debatten, sollte der Begriff sofort | |
| gestrichen und ersetzt werden. Und zwar nicht nur im Grundgesetz, sondern | |
| auch im Antidiskriminierungsgesetz, im Strafgesetzbuch und im allgemeinen | |
| Sprachgebrauch. | |
| Wie verbreitet das rassistische Wording trotz allem ist, zeigt ein Blick in | |
| Berichte der vergangenen Tage: Die FAZ, der Tagesspiegel oder auch die Welt | |
| schreiben von [3][„Rassenunruhen“ in den USA.] Einerseits eine schlechte | |
| Übersetzung von „race riots“, anderseits die Fortschreibung des | |
| rassistischen Konzepts von „Rassen“. Dabei ist es so einfach: | |
| antirassistischer Protest! | |
| 12 Jun 2020 | |
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| Carolina Schwarz | |
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