| # taz.de -- Diskriminierungen bekämpfen: Institut will "Rasse" tilgen | |
| > Das Deutsche Institut für Menschenrechte will den Begriff "Rasse" aus | |
| > deutschen Rechtsvorschriften streichen. Auch der Kampf gegen Rassismus | |
| > müsse ohne ihn auskommen. | |
| Bild: Modellierte "Rassen" aus dem 19. Jahrhundert in einer Ausstellung des Deu… | |
| In deutschen Gesetzen soll der Begriff "Rasse" nicht mehr verwendet werden | |
| - selbst wenn es um das Verbot der Diskriminierung "wegen der Rasse" geht. | |
| Das fordert das Deutsche Institut für Menschenrechte. "Man kann Rassismus | |
| nicht wirksam bekämpfen, wenn der Begriff ,Rasse' beibehalten wird", | |
| erklärte der Jurist Hendrik Cremer, der im Auftrag des Instituts eine | |
| Studie verfasst hat. | |
| Geändert werden müsste zum Beispiel das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, | |
| das nicht nur die Benachteiligung wegen des Geschlechts oder des Alters | |
| verbietet, sondern auch "aus Gründen der Rasse". Im Grundgesetz heißt es | |
| bisher in Artikel 3: "Niemand darf wegen […] seiner Rasse […] benachteiligt | |
| oder bevorzugt werden." Auch internationale Verträge wie der EG-Vertrag | |
| oder zahlreiche UN-Abkommen sollten künftig ohne den Rasse-Begriff | |
| auskommen, fordert das Institut. | |
| Seit dem 17. Jahrhundert wird versucht, Menschen nach Hautfarbe, Statur und | |
| Gesichtsform bestimmten Rassen zuzuordnen. In der Regel ist dies verbunden | |
| mit der Vorstellung, dass bestimmte Rassen den anderen überlegen sind. | |
| Rassentheorien sind deshalb für einige der schlimmsten Übel der | |
| Menschheitsgeschichte verantwortlich: Kolonialismus, Sklaverei und | |
| natürlich den "Rassenkampf" der Nazis mit der versuchten planmäßigen | |
| Vernichtung der "jüdischen Rasse". | |
| Schon seit den 50er-Jahren setzt sich daher die UN-Kulturorganisation | |
| Unesco dafür ein, den "sozialen Mythos Rasse" aus dem öffentlichen Leben zu | |
| tilgen. Alle Menschen gehörten der gleichen Spezies Homo sapiens an, | |
| kleinere biologische Unterschiede sollten keine soziale Rolle spielen. | |
| Bisher blieben solche Forderungen ohne großen Erfolg. Vor allem im | |
| englischen Sprachraum ist "race" ein viel zu gebräuchlicher Begriff. So | |
| heißt etwa ein englisches Gleichstellungsgesetz "race relations act", | |
| geschaffen wird dabei eine "commission for racial equality". | |
| In Deutschland wird der Rasse-Begriff zwar viel reflektierter benutzt, aber | |
| Gerichte und Parlamente müssen in Begründungen für Urteile und Gesetze | |
| immer wieder klarstellen, dass sie das Konzept der "Rasse" natürlich | |
| ablehnen, auch wenn sie das Wort verwenden. | |
| Künftig soll jedoch ganz auf den gefährlichen Begriff verzichtet werden, | |
| fordert das Deutsche Institut für Menschenrechte. Denn die Gesetzessprache | |
| habe Vorbildfunktion und wirke auf das Bewusstsein der Menschen ein. Im | |
| Gleichbehandlungsgesetz soll es künftig zum Beispiel heißen: "Ziel des | |
| Gesetzes ist es, rassistische Benachteiligungen […] zu verhindern." Und für | |
| englischsprachige internationale Verträge schlägt Cremer die Formulierung | |
| vor: "without discrimination based on racism". Das Institut geht also nicht | |
| so weit wie Finnland, Schweden oder Österreich, wo in manchen Gesetzen nur | |
| noch von "ethnischer Herkunft" oder "ethnischer Zugehörigkeit" die Rede | |
| ist. Solche Formulierungen würden zu wenig verdeutlichen, dass es um den | |
| Kampf gegen Rassismus geht. | |
| Politische Reaktionen liegen noch nicht vor. Der Vorschlag des Instituts | |
| beruht aber auf einer Tagung, an der auch Vertreter des | |
| Bundesjustizministeriums und des Auswärtigen Amtes mitgewirkt haben. Das | |
| staatsfinanzierte Deutsche Institut für Menschenrechte wurde 2001 auf | |
| Empfehlung des Bundestags gegründet. | |
| 8 Sep 2008 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
| Christian Rath | |
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| Schwerpunkt Rassismus | |
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