# taz.de -- Aktionsplan gegen Rassismus: Grüne wollen „Rasse“ streichen | |
> Grundgesetzänderung, virtuelle Polizeiwache, mehr Rechte für | |
> MigrantInnen: Die Grünen legen nach Hanau einen Aktionsplan vor. | |
Bild: Wollen das Grundgesetz ändern: Grünen-ChefInnen Annalena Baerbock und R… | |
Berlin taz Mit einer virtuellen Polizeiwache, einer Änderung des | |
Grundgesetzes und mehr Rechten für MigrantInnen wollen die Grünen den | |
grassierenden Rassismus bekämpfen. „Wir werden jetzt nicht zur Tagesordnung | |
übergehen, sondern uns dafür einsetzen, dass Konsequenzen daraus folgen“, | |
heißt es in einem Entwurf für einen Plan mit 23 Punkten, der am | |
Sonntagnachmittag vom Parteirat beschlossen werden soll. | |
Die virtuelle Polizeiwache soll dabei helfen, Gewalt und Hass im Netz zu | |
erfassen und zu ahnden. Bei ihr solle man flächendeckend online | |
Strafanzeigen stellen können, fordern die Grünen. Eine „Task Force | |
Rechtsextremismus“ mit einer zentralen Hotline soll als Anlaufstelle für | |
Menschen dienen, die von rechter Gewalt bedroht sind. | |
Die Grünen möchten auch Strukturen mit mehr Geld ausstatten, die die | |
Demokratie stärken. Ein Demokratiefördergesetz im Bund soll helfen, um | |
politische Bildung, antirassistische Initiativen und Opferhilfe besser zu | |
fördern. In dem Entwurf heißt es dazu: „Die Förderung bewährter | |
zivilgesellschaftlicher Träger, Projekte und Netzwerke durch den Bund muss | |
finanziell ausgebaut und verstetigt werden.“ | |
## Frankreich macht es vor | |
Außerdem wollen die Grünen einen bei der Bundesregierung angesiedelten | |
Beauftragten gegen Rassismus einsetzen. „Um Rassismus entschieden zu | |
bekämpfen, braucht es klare Verantwortlichkeiten auf Bundesebene“, sagte | |
Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt den Zeitungen der Funke | |
Mediengruppe. | |
Die Grünen wollen zudem den Begriff „Rasse“ aus dem Grundgesetz streichen. | |
In Artikel 3 heißt es, dass niemand wegen seiner Rasse benachteiligt oder | |
bevorzugt werden dürfe – eine Reaktion der AutorInnen auf den Rassenwahn | |
der Nazis. Die Einteilung von Menschen in Rassen gilt in der Wissenschaft | |
aber seit Langem als unhaltbar. In Frankreich wurde der Begriff deshalb im | |
Jahr 2018 aus der Verfassung gestrichen. | |
Die Grünen möchten zudem den Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund | |
in Verwaltungen und Behörden erhöhen – vor allem bei der Polizei. Sie | |
erklären in ihrem Plan aber nicht, wie das passieren soll. Von einer | |
Quotenregelung ist nicht die Rede. | |
Außerdem wird gefordert, Antidiskriminierung in Lehrpläne aufzunehmen und | |
das Geburtsrecht auszuweiten. Kinder, die in Deutschland auf die Welt | |
kommen, sollen nach dem Willen der Grünen die deutsche Staatsangehörigkeit | |
bekommen, wenn mindestens ein Elternteil einen legalen Aufenthaltstitel | |
besitzt. | |
## NSU-Akten unter Verschluss | |
Nach dem [1][rechtsextremen Terroranschlag in Hanau] versuchen die Grünen, | |
die allgemeine Betroffenheit mit inhaltlichen Ideen zu untermauern. Auch | |
die Bundestagsfraktion hat neulich einen Aktionsplan gegen Rechts | |
vorgelegt. Dort, wo sie regieren, halten die Grünen ihre hehren Forderungen | |
allerdings nicht immer ein. [2][Ein Beispiel ist die schwarz-grüne | |
Koalition in Hessen.] | |
Als SPD und Linkspartei im Jahr 2014 im hessischen Landtag für einen | |
Untersuchungsausschuss zu den NSU-Morden stimmten, enthielten sich die | |
Grünen zusammen mit der CDU. Die schwarz-grüne Koalition hat auch dafür | |
gesorgt, dass wichtige Akten des Landesverfassungsschutzes zum NSU 30 Jahre | |
lang unter Verschluss bleiben. Die Linkspartei fordert die | |
Veröffentlichung. | |
„Die Grünen haben in Hessen dafür gesorgt, dass Demokratieprogramme mehr | |
Geld bekommen“, sagt Hermann Schaus, innenpolitischer Sprecher der | |
Linksfraktion im hessischen Landtag. „Aber sie tun längst nicht so viel, | |
wie nötig wäre.“ | |
1 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Ulrich Schulte | |
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