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# taz.de -- Corona-App in China: Furcht vor bleibender Überwachung
> China kontrolliert in der Corona-Pandemie seine Bürger per Smartphone.
> Nun wächst die Angst, dass die Bespitzelung Dauerzustand werden könnte.
Bild: Rote Haare, grüner Coronastatus. Bei dieser Frau in Peking wird die Temp…
Peking taz | In der [1][Coronapandemie] bestimmt eine Gesundheits-App den
Alltag der Chinesen. Vor Supermärkten, Bars oder Krankenhäusern muss jeder
Bürger zunächst einen QR-Code mit seinem Smartphone scannen. Zutritt
bekommt meist nur, wer einen grünen Schriftzug auf seinem Display vorweisen
kann: „Kein abnormaler Zustand“, steht dann unter einem abfotografierten
Ausweis. Die App belegt also, dass ihr Nutzer weder Covid-19 hat noch
aufgrund seiner Bewegungsabläufe der letzten 14 Tage Verdachtsfall ist.
Mit stoischer Gelassenheit hat die Bevölkerung [2][die digitale
Überwachung] hingenommen, schließlich diente sie der Suche nach
Infektionssträngen. Dass der QR-Code nun jedoch zum Dauerzustand zu werden
droht, hat einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.
Die Lokalregierung der 9-Millionen-Einwohner-Metropole Hangzhou südlich von
Schanghai schlägt vor, die im Februar eingeführte „Praxis des
Gesundheitscodes zu normalisieren“. So soll jedem Bürger künftig via
QR-Code nicht nur eine Ampelfarbe zugewiesen werden (von Grün über Gelb bis
Rot), sondern auch eine Punktzahl von 0 bis 100, die den Gesundheitszustand
messbar macht.
In die Endnote würden nicht nur Krankenakte und Gesundheitstests
einfließen, sondern auch persönliche Daten über den Lebensstil der Bürger:
Alkoholkonsum, Rauchverhalten und das generelle Bewegungsniveau. Die
örtlichen Gesundheitsbehörden planen nach eigenen Angaben sogar, mit Hilfe
von Big Data auch Gesundheitsprofile für einzelne Wohnanlagen und
Unternehmen zu erstellen.
## Kritik auf Weibo
Auf Weibo, dem dominierenden sozialen Medium in China, sorgt der Vorschlag
für Entrüstung. Eine Gesundheitspunktzahl könnte etwa zur Diskriminierung
bei Bewerbungsgesprächen führen, heißt es. Vor allem aber dreht sich die
Onlinedebatte um die Einschnitte in die Privatsphäre: „Es ist schwierig,
die Macht wieder zurückzudrängen, nachdem sie sich einmal ausgebreitet hat.
Das war schon immer so in der Menschheitsgeschichte“, sagt ein Nutzer. Ein
anderer spottet: „Wenn ich krank werde, muss ich es dann die ganze Welt
wissen lassen?“
In China herrschen zwar im Vergleich zu Europa in Sachen Datenschutz wenig
Bedenken, doch vor allem die Stadtbewohner aus der wohlhabenden
Ostküstenregion sorgt die zunehmende Überwachung. Auch von offizieller
Seite haben Experten nach mehr Datenschutz gerufen: Die Cyberspacebehörde
des Landes sprach sich beispielsweise dafür aus, dass die während der
Pandemie gesammelten Daten der Nutzer ausschließlich zur Seuchenprävention
verwendet werden.
Am Montag hat die Kommunistische Partei während des Nationalen
Volkskongresses angekündigt, ein neues Datenschutzgesetz auf den Weg zu
bringen. Bislang müssen etwa Unternehmen sensible Daten an die Regierung
weitergeben, wenn es um Interessen der nationalen Sicherheit geht.
Während der Coronakrise haben die meisten Chinesen die digitale Überwachung
zwar diszipliniert befolgt. Gleichzeitig jedoch hat die App vor Augen
geführt, wie ausgeliefert der Bürger gegenüber einer fehleranfälligen
Technologie ist. An einem Sonntag im April beispielsweise spuckte die App
für in Peking lebende Ausländer plötzlich einen gelben QR-Code aus – also
ein Zeichen zum Daheimbleiben -, jedoch ohne ersichtlichen Grund.
Die Gesundheitsbehörden aus Hangzhou haben sich weder von technischen
Mängeln noch der Entrüstung auf sozialen Medien abschrecken lassen. Der
permanente QR-Code könnte bereits im Juni eingeführt werden.
26 May 2020
## LINKS
[1] https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=schwerpunkt+corona+t…
[2] /Corona-in-China/!5668754
## AUTOREN
Fabian Kretschmer
## TAGS
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