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# taz.de -- Corona-App in Frankreich: Fehlstart von „Stop-Covid“
> Frankreichs Parlament hat grünes Licht für eine Corona-Warn-App gegeben.
> Doch Bedenken zu Datenschutz und Funktionsweise bleiben.
Bild: Die App kann bald genutzt werden, aber wird sie funktionieren? Frau mit S…
Paris taz/dpa | Schon ab diesem Wochenende soll BenutzerInnen von Android-
und iOS-Mobiltelefonen in Frankreich die App „StopCovid“ zur Installation
zur Verfügung stehen. Die Datenschutzbehörde CNIL und auch beide
Parlamentskammern haben grünes Licht für den Start des Melde- und
Warnsystems zur Bekämpfung des [1][Coronavirus] gegeben.
Die Debatte aber ist nicht vorbei, auch wenn die Nutzung der App freiwillig
ist und die Daten anonym bleiben sollen. Es bestehen weiterhin Bedenken zum
Persönlichkeitsschutz, der Datensicherheit und zur Funktionsweise. Am
Dienstag teilte der französische Staatssekretär für Digitales im
Wirtschaftsministerium, Cédric O, mit, dass die App von wohlwollenden,
„ethisch“ motivierten Hackern auf Risiken getestet werde.
Wie funktioniert die App? Personen, die sich lange genug in der Nähe einer
positiv auf das Virus getesteten Person aufgehalten haben, werden per
Bluetooth erfasst. Sie erhalten dann die freundliche Einladung, wegen einer
möglichen Ansteckung alle bereits bekannten Vorsichtsmaßnahmen oder eine
freiwillige Quarantäne zu ergreifen und sich ihrerseits testen zu lassen.
Gegebenenfalls können sie dann mit einem der App kommunizierten QR-Code
(der mit dem Testergebnis vom Labor mitgeteilt wird) ihre Umgebung vor
weiteren Infektionen bewahren. Eine positive Kettenreaktion als Alarmsystem
also.
Das klingt zunächst einfach, war aber aus Datenschutzgründen nicht so
simpel. Allein schon der Verdacht, es könne ein Überwachungssystem mit
einer behördlichen Registrierung von persönlichen Daten der Infizierten
entstehen, könnte die Bevölkerung abhalten, die App zu benutzen. Von der
möglichst großen Zahl der Nutzerinnen und Nutzer aber hängt es ab, ob diese
den wesentlichen Beitrag im Kampf gegen Covid liefern kann.
## Technische Probleme
Eine technische Schwierigkeit besteht in der nur auf kurzen Distanzen
hergestellten Bluetooth-Verbindung. Darf, soll oder muss die App auf
Android- und iOS-Apparaten die Bluetooth-Funktion „wecken“, wenn sie nicht
bereits aktiviert ist? Experten geben zu bedenken, dass die französische
App mit dem derzeit geplanten Konzept nicht von den [2][neuen
Schnittstellen unterstützt wird, die Apple und Google für
Corona-Tracing-Apps kürzlich bereitgestellt haben].
Das habe insbesondere bei Apples iPhone zur Folge, dass die App nicht im
Hintergrund laufen könne. Sie müsse immer im Vordergrund geöffnet sein, um
ständig Bluetooth-Signale senden und empfangen zu können. Damit ist sie
unter dem Apple-Betriebssystem iOS nach Experteneinschätzung quasi
unbrauchbar.
Ein weiteres Problem: Damit die App ein anderes Telefon entdeckt, muss die
Distanz weniger als 1,5 Meter betragen. Die genaue Distanz kann Bluetooth
aber nicht berechnen. Eine GPS-Ortung soll angeblich nicht verwendet
werden.
Die französische Vereinigung für Bürgerrechte im Internet, La Quadrature du
Net, bleibt skeptisch und hält die App, deren Missbrauch nicht
ausgeschlossen werden könne, für vermutlich ineffizient. Vor allem werde
womöglich eine weitere Überwachung mit Videokameras und Tracking-Apps
eingeleitet und legitimiert. Die Frage, die sich die potenziellen
NutzerInnen vor einer Installation stellen, ist vielleicht schlicht diese:
Wie können sie vermeiden, dass die App beispielsweise verrät, wer wen
angesteckt hat, oder dass ein Arbeitgeber weiß, ob ein Stellenbewerber
infiziert ist?
28 May 2020
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Coronavirus/!t5660746/
[2] /Datenschutz-in-Corona-Apps/!5678662
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
Schwerpunkt Frankreich
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