# taz.de -- Tracking-Urteil des BGH: Nur ein Teil des Problems | |
> Cookies dürfen laut BGH nicht voreingestellt werden. Doch digitale Spuren | |
> lassen sich auch anderweitig sammeln. | |
Bild: Es gibt Tracking-Methoden, die deutlich weniger sichtbar sind als Cookies | |
Es ist eines der kleinen, großen Ärgernisse im Netz: die Sache mit den | |
Cookies. Da legen sich beim Aufruf einer Webseite Banner über die Inhalte, | |
fordern große grüne Buttons die Nutzer:innen auf, direkt auf „O. k.“ zu | |
klicken. Klein darunter sind manchmal erweiterte Einstellungen aufrufbar; | |
wer Zeit und Nerven hat, kann sich durchklicken und ausschalten, was | |
ausschaltbar ist. | |
Und oft genug heißt es lapidar: Wer unsere Seite nutzt, muss halt mit dem | |
leben, was wir so tracken. Gäbe es eine Anleitung dazu, wie man möglichst | |
große Nutzerverdrossenheit und in der Folge eine Ist-doch-egal-Haltung | |
erzeugt – das hier wäre Kapitel 1. Die mündige Nutzerschaft, die gerade | |
konservative Politiker:innen in Verbraucherschutz-Fragen bemühen, die | |
bekommt man so nicht. | |
Dass der Bundesgerichtshof nun entschieden hat, dass die Einwilligung zum | |
Setzen von Tracking-Cookies [1][nicht voreingestellt sein darf], ist schön. | |
Es ist vor allem deshalb schön, weil darunter auch alle Webseitenbetreiber | |
fallen, die die lapidare „Musst-du-halt-mit-leben“-Politik pflegen. Ihnen | |
sei zu wünschen, dass Aufsichtsbehörden und Verbände nun ganz genau | |
hinschauen. | |
Alles gut also? Nein, leider nicht. Denn erstens wird auf EU-Ebene schon | |
seit geraumer Zeit über eine E-Privacy-Verordnung verhandelt, die die alte | |
Richtlinie ersetzen soll. Das wäre eine gute Gelegenheit, die Rechte von | |
Verbraucher:innen im Netz deutlich zu stärken, wonach es derzeit aber | |
nicht aussieht. Sondern eher nach dem Gegenteil. | |
Und zweitens sind Cookies nur ein Ausschnitt [2][des Tracking-Problems]. Es | |
gibt viel mehr Methoden, von denen die meisten deutlich weniger sichtbar | |
sind – das Einbinden von Drittinhalten reicht meist schon aus. Und es gibt | |
Tracking in Apps, ebenfalls weitgehend unsichtbar. Eine starke | |
E-Privacy-Verordnung könnte das alles und noch mehr regeln. | |
Klingt kompliziert? Ist es aber nicht. Höchstmöglicher Schutz der | |
Privatsphäre als Standardeinstellung, immer und überall. Alles andere | |
können die mündigen Nutzer:innen ja aktiv erlauben. | |
29 May 2020 | |
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## AUTOREN | |
Svenja Bergt | |
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