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# taz.de -- Angriff auf Team der ZDF-„heute-show“: Abscheulich und bitter
> Am 1. Mai wurde ein Team der „heute show“ angegriffen. Satiriker werden
> immer wieder bedroht. Der Umgang mit den Anfeindungen ist manchmal
> fraglich.
Bild: Der Angriff auf das ZDF-Kamerateam ist ein Angriff auf die Pressefreiheit
Ein „durchaus wirklich feiger Angriff“ sei das gewesen, sagte die Berliner
Polizeipräsidentin am Samstag im Radio. Auch der Vorsitzende des Deutschen
Journalistenverbands, Frank Überall, sprach von einem „feigen“ Überfall.
„Feige“ ist nun wirklich das letzte Wort, das mir einfällt zu dem
[1][Angriff auf ein Reporterteam der ZDF-„heute show“ am Freitag].
Aggressiv, abscheulich, brutal, es gäbe da eine Reihe von Adjektiven. Aber
feige? Wie hätte denn ein „mutiger Angriff“ ausgesehen?
„Bitter“ ist noch so ein Wort, das auf diesen Angriff passt. Denn dass
ausgerechnet zwei Tage vor dem internationalen Tag der Pressefreiheit in
Berlin ein Fernsehteam verprügelt wird, ist besonders bitter. Am 3. Mai
wird daran erinnert, dass JournalistInnen weltweit verfolgt, inhaftiert,
entführt, gefoltert, ermordet werden.
Zwar arbeiten die meisten JournalistInnen in Deutschland so frei wie fast
nirgends auf der Welt, aber seit Pegida und Co. drehen auch hier viele
[2][Kamerateams auf Demos] nur noch in Begleitung von Sicherheitsleuten.
Das ist schlimm genug. Dass die ReporterInnen aber selbst mit Security
nicht sicher sind, so wie das „heute show“-Team, ist beängstigend.
Es ist kein Zufall, dass ausgerechnet SatirikerInnen immer wieder hart
angegangen, bedroht und sogar ermordet werden, [3][wie die MitarbeiterInnen
von Charlie Hebdo]. Wie groß die Presse- und Kunstfreiheit in einer
Gesellschaft ist, beweist sich vor allem dort, wo ihre Grenzen getestet
werden, mit Kritik, die manche geschmacklos oder beleidigend finden.
## Wer ist wichtiger als die Pressefreiheit und wer nicht?
Das erinnert an die unsägliche Debatte Anfang des Jahres, als ein rechter
Mob im Namen der deutschen Oma gegen den WDR-Kinderchor hetzte. Das Video
vom Lied über die Umweltsau wurde gelöscht, WDR-Intendant Tom Buhrow
entschuldigte sich und fiel seiner Redaktion öffentlich in den Rücken, als
er fragte, ob die KollegInnen das Lied auch getextet hätten, wenn es nicht
um die Oma, sondern um den „Ali“ gegangen wäre. Ihr politisch Korrekten,
sollte das heißen, seid nur politisch korrekt, wenn es um eure lieben
Migranten geht.
Jetzt tauchte ein Video auf, das zeigt, dass es der WDR aber selbst mit der
Korrektheit gegenüber dem „Ali“ nicht so genau nimmt, um im Buhrow-Slang zu
bleiben. Ende 2018 trat die österreichische Komikerin Lisa Eckhart im
WDR-Fernsehen mit vermeintlichen Witzchen auf, die so offen antisemitisch
und rassistisch sind (Grenzen, siehe oben), dass man kaum glauben kann,
dass das niemandem im Sender aufgefallen ist.
Auf eine Programmbeschwerde [4][reagierte der WDR schmallippig]: „Die
mehrfach preisgekrönte Künstlerin erörtert die Schwierigkeiten im Umgang
mit Minderheiten (…), wenn diese Personengruppen sich Verfehlungen leisten
(...).“
Satire sei dazu da, Mächtige aufs Korn zu nehmen, aber nicht, um eine
Generation pauschal vor den Kopf zu stoßen und [5][die Gefühle von Menschen
zu verletzen], hatte Buhrow im Umweltsau-Skandal von seinem
Moderationskärtchen abgelesen. Das gilt aber offenbar nur so lange, wie die
Oma keine Jüdin oder Schwarze ist.
3 May 2020
## LINKS
[1] /Nach-Angriff-auf-Team-der-ZDF-heute-show/!5682678
[2] /Pressefreiheit-in-Deutschland/!5671299
[3] /Anschlag-auf-Charlie-Hebdo/!5650295
[4] https://www.juedische-allgemeine.de/meinung/antisemitismus-aus-der-wdr-medi…
[5] https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/umstrittene-umweltsau-satire-wdr-inte…
## AUTOREN
Anne Fromm
## TAGS
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