Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Berliner Senat zieht nach: Masken auf beim Brötchenkauf
> Als letztes Bundesland beschließt Berlin eine Maskenpflicht in Läden. Sie
> gilt ab Mittwoch. In Bus und Bahn tragen laut Senat fast alle Mundschutz.
Bild: Bisher nur in Bus und Bahn Pflicht, ab Mittwoch auch beim Einkaufen: ein …
Beim Brötchenholen diesmal nicht die Maske vergessen: Ab Mittwoch ist ein
Mund-Nase-Schutz auch im Einzelhandel vorgeschrieben. Das hat der
rot-rot-grüne Senat am Dienstag beschlossen. Damit korrigierte die
Landesregierung ihren erst sieben Tage alten Beschluss von vergangener
Woche, als sie die Maske in Bussen und Bahnen zur Pflicht machte, sie fürs
Einkaufen aber nur empfahl. Berlin stand damit am Ende allein unter den 16
Bundesländern – auch Brandenburg hatte die Maskenpflicht sowohl für Bus und
Bahn wie auch für Einkaufen am Freitag beschlossen.
„Überzeugt hat uns der Erfolg der Maskenpflicht im öffentlichen
Personen-Nahverkehr“, sagte Innensenator Andreas Geisel (SPD) nach der
Senatssitzung vor Journalisten. Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne)
habe in der Sitzung berichtet, in den Bussen und Bahnen würden 95 bis 98
Prozent der Menschen eine Maske tragen – die auch ein Schal oder ein Tuch
sein kann. Sind die Zahlen korrekt, hieße das: Maximal jeder 20. Fahrgast
ist ohne Maske unterwegs. Vorrangiger Grund für die Nachbesserung ist laut
Geisel der Schutz für die Beschäftigten im Einzelhandel.
Auf die Nachfrage, ob es nicht eher an einer ablehnenden Haltung der
SPD-Koalitionspartner Linkspartei und Grüne lag, dass die Maske nicht schon
vor einer Woche fürs Einkaufen Pflicht wurde, sagte Geisel: „Dass es
unterschiedliche Meinungen gab, ist ja bekannt. Aber auch unsere Lernkurve
bewegt sich.“ Der SPD-Landesvorstand – Geisel ist dort Vize-Chef – hatte
sich schon Freitag dafür ausgesprochen, aus der dringlichen Empfehlung eine
Pflicht zu machen. Als starkes Argument galt bei den Sozialdemokraten, dass
eine Maske den Menschen bewusst mache, dass trotz erster Lockerungen der
Corona-Beschränkungen bei Weitem nicht alles wie früher ist.
Von einem Streit oder einer Kontroverse im Senat mochte Geisel nach der
Beschlusskorrektur nicht sprechen: „Streit wäre zu viel gesagt“, man habe
sich länger über das Thema ausgetauscht. „Die Atmosphäre im Senat ist in
Ordnung“, sagte er.
## Überzeugen, nicht verbieten
Geisel beschrieb die Linie des Senats so: Man wolle „mit Überzeugung
arbeiten, nicht mit Verboten.“ Man könne nicht 3,7 Millionen Berliner von
der Polizei überwachen lassen. „Es muss sich im Kopf etwas verändern, die
Menschen müssen es wollen.“
Die CDU hatte den Senat nach seiner Masken-Beschränkung auf Bus und Bahn
heftig kritisiert und sieht sich nun bestätigt. „Die Entscheidung, jetzt
doch eine Maskenpflicht im Einzelhandel einzuführen, war überfällig“,
reagierte ihr Landesvorsitzender Kai Wegner. Aus seiner Sicht bleibt bei
der Korrektur ein bitterer Nachgeschmack: „Mit diesem Zickzackkurs
verspielt Rot-Rot-Grün Vertrauen in den Schutz von Gesundheit, Wirtschaft
und Gesellschaft.“
Kommende Woche will der Senat nach eigenen Angaben auch über eine
Maskenpflicht in Seniorenheimen beraten. Wirtschaftssenatorin Ramona Pop
(Grüne) soll sich nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur schon in
der jetzigen Sitzung dafür ausgesprochen haben
Senator Geisel, neben dem Bereich Inneres auch für Sport verantwortlich,
kündigte zudem ein besonderes Hilfsprogramm an: „Der Senat wird demnächst
beraten, einen Rettungsschirm für die Sportvereine zu beschließen.“ Der
soll nicht Einnahmeausfälle ausgleichen, sondern in existenzbedrohenden
Situationen helfen. „Sportvereine sind das Rückgrat der Gesellschaft, und
wir brauchen auch 2021 leistungsfähige Sportvereine.“
28 Apr 2020
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Maske
Schwerpunkt Coronavirus
Berliner Senat
Schwerpunkt Coronavirus
Sandra Scheeres
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Utopie nach Corona
Atemschutzmasken
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Maskenpflicht im Zug: Bahn lehnt Strafen ab
In den Zügen der Deutschen Bahn gilt die Maskenpflicht. Hart eingreifen
will die Bahn jedoch nicht, sie weist die Verantwortung von sich.
Debatte über Maskenpflicht an Schulen: Auf den Mund geschaut
An einigen Berliner Schulen sollen die Kinder einen Mund-Nase-Schutz tragen
– entgegen der Vorgabe der Bildungsverwaltung.
Protest gegen Maskenpflicht: Schwindel, Atemnot, tränende Augen
Die Maskenpflicht sei wichtig, um Corona einzudämmen, sagt die Politik. Das
Personal in bayerischen Biofachmärkten begehrt nun dagegen auf.
Corona am Mehringplatz in Berlin: Schlumpfeiszeit ade
Trotz Corona und prekärer Verhältnisse leben am Mehringplatz Nachbarinnen
und Nachbarn respektvoll Tür an Tür. Doch Wut keimt auf.
Maskenpflicht im ÖPNV in Berlin: Kaum Nackte in Bus und Bahn
Tag eins der Maskenpflicht bei BVG und S-Bahn – und erstaunlicherweise
halten sich so gut wie alle BerlinerInnen dran. Noch jedenfalls.
Maskenpflicht im ÖPNV: Gesicht zeigen verboten
Ab Montag gilt: Maske auf in Bus und Bahn in Berlin. Allerdings gibt es
dafür recht dehnbare Ausnahmen – und Bußgelder werden auch nicht fällig.
Berliner Senat gibt Lockerungen bekannt: Was für eine Maskerade!
Der rot-rot-grüne Senat beschließt die Maskenpflicht – aber nur für Bus und
Bahn, nicht fürs Einkaufen. Großveranstaltungen bleiben vorerst verboten.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.