# taz.de -- Protest gegen Maskenpflicht: Schwindel, Atemnot, tränende Augen | |
> Die Maskenpflicht sei wichtig, um Corona einzudämmen, sagt die Politik. | |
> Das Personal in bayerischen Biofachmärkten begehrt nun dagegen auf. | |
Bild: Kann beim Einkaufen manchmal ganz schön schweißtreibend sein: die Maske | |
Berlin taz | Die [1][Maskenpflicht] für Personal im Einzelhandel beenden – | |
das fordert Naturkost Süd, der Berufsverband für Biofachmärkte in einem | |
Brief an das bayrische Gesundheitsministerium. „Wir brauchen eine Aufhebung | |
dieser Quälerei, wir brauchen Arbeitsfähigkeit“, schreibt Ernst Härter, der | |
Geschäftsführer von Naturkost Süd in dem Protestbrief, der der taz | |
vorliegt.„Was uns hier jetzt mit der Pflicht zur Mund-Nasen-Bedeckung | |
zugemutet wurde, ist eine Ohrfeige angesichts dessen, was in unseren | |
Betrieben bisher geleistet wurde und noch immer wird.“ | |
Härter sendete den Brief am 29. April per E-Mail an das Bayrische | |
Gesundheitsministerium – zwei Tage nachdem die [2][Maskenpflicht für | |
Personal in Bayern] eingeführt wurde. Bei Naturkost Süd sind knapp 40 | |
Bio-Einzelhändler*innen vor allem aus Bayern organisiert.Zusammen mit | |
Partnern aus Herstellung und Großhandel sind es über 80 Unternehmen. | |
Durch die Corona-Maßnahmen arbeiteten die Mitarbeiter*innen im Einzelhandel | |
seit Wochen „an ihrer Belastungsgrenze“, so Härter. Die Pflicht, Mund und | |
Nasen zu bedecken, habe die Situation so erschwert, „dass diese | |
mittlerweile für das Bestehen von Geschäften eine größere Gefahr birgt als | |
das Auftreten eines Corona-positiv getesteten Mitarbeiters und die | |
möglicherweise folgende Quarantäne anderer Mitarbeiter“, heißt es in dem | |
Brief. | |
Das Maskentragen führe zu Kopfschmerzen, Kreislaufproblemen, Kratzen und | |
Brennen im Hals und in der Lunge. Man trinke zu wenig und schwitze viel. | |
Ältere Kunden verstünden die MitarbeiterInnen akustisch schlechter. Die | |
Konzentrationsfähigkeit sinke rapide – das führe verstärkt zu Fehlern. Die | |
Gummibänder reizten die Haut hinter den Ohren und Brillenträgern beschlügen | |
die Gläser. | |
## „Verkraften das nicht“ | |
„Bei uns haben nach einiger Zeit ausnahmslos alle Verkäuferinnen und | |
Verkäufer unter den Masken mit Schwindel, Atemnot und tränenden Augen zu | |
kämpfen“, beklagt ein Bio-Laden. Ein anderer: „Wir hatten während der | |
ganzen Zeit – trotz der Mehrbelastung – nicht einen krankheitsbedingten | |
Ausfall im Team. Es sieht aus, als würde sich das jetzt ändern. Die | |
Verkäuferinnen verkraften das Masken-Prozedere einfach nicht.“ Die | |
Überstundenkonten seien prall gefüllt, um alle zu versorgen, so eine | |
weitere Unternehmerin: „Und jetzt bekommt man durch diese willkürliche | |
Anordnung der bayerischen Staatsregierung den Dank dafür“. | |
Naturkost Süd hat bis jetzt keine Antwort vom Gesundheitsministerium | |
bekommen. Auf die taz-Anfrage an das Ministerium antwortete das Bayerische | |
Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL): Das Tragen einer | |
Mund-Nasen-Bedeckung sei „in bestimmten Situationen im öffentlichen Raum – | |
so auch im Einzelhandel – ein zusätzlicher Baustein“, um die | |
Ausbreitungsgeschwindigkeit des Coronavirus zu reduzieren. | |
Die Masken ersetzten keine Hygieneregeln und die Abstandsregelung von | |
mindestens 1,5 Meter zu anderen habe oberste Priorität, schreibt LGL. | |
„Community-Masken sollte man, abhängig von der körperlichen Aktivität, | |
maximal drei bis vier Stunden tragen. Dann sollte eine Pause eingelegt | |
werden“, so die Empfehlung des LGL. Masken seien auch für Brillenträger | |
„ohne Probleme zu tragen“, da nur die Mund-Nasen-Region bedeckt werde. „W… | |
wissen, dass gerade die Beschäftigten im Einzelhandel im Moment großen | |
Belastungen ausgesetzt sind und bitten weiterhin um deren aktive | |
Unterstützung, um das gemeinsam Erreichte nicht zu gefährden.“ | |
## Maskenpflicht auf Bundesebene | |
Noch keine Rückmeldungen zur Maskenpflicht auf Bundesebene liegen dem | |
Handelsverband Deutschland vor, wie er auf Anfrage mitteilt. Von „ersten | |
wenigen Rückmeldungen“ zur Maskenpflicht für Personal berichtet Erika | |
Ritter, Leiterin des Verdi-Landesfachbereiches Berlin-Brandenburg. In | |
Berlin gibt es zwar keine Tragepflicht für Personal, aber Arbeitgeber*innen | |
können sie einfordern. | |
„Gefahren müssen gebannt sein, aber da gibt es andere Möglichkeiten“, | |
findet Ritter. „Eine Masken-Tragepflicht halte ich für unzumutbar.“ Ob das | |
Berliner oder Bayrische Modell besser sei, werde sich zeigen. Masken seien | |
aber kein Selbstzweck: „Wir plädieren dafür, dass es mehr technische, | |
arbeitsorganisatorische und hygienische Maßnahmen gibt, um das | |
Infektionsrisiko herunterzufahren“, so Ritter. Durch die Maskenpflicht, | |
organisiere man andere Schwierigkeiten, die nicht gesünder machten: „Die | |
Masken dürfen am Ende nicht zur Waffe werden.“ | |
8 May 2020 | |
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## AUTOREN | |
Mareike Andert | |
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