Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neustart der Fußball-Bundesliga: Lebenserhaltende Maßnahme
> Die Deutsche Fußball-Liga präsentiert ihr Konzept zur Wiederaufnahme des
> Spielbetriebs. Rechteinhaber werden so bald wieder zahlen.
Bild: Pappkameraden in Mönchengladbach warten schon auf den Neustart der Bunde…
Wie macht man das? In einer großen Schar von Ungeduldigen sich einen Platz
ganz vorne sichern und zugleich den Eindruck erwecken, als nehme man keine
Sonderstellung ein, sei nur einer unter vielen und vor allem der Vernunft
verpflichtet?
Die seit einigen Tagen [1][vieldiskutierten Pläne] der Deutschen
Fußball-Liga trotz der immer noch angespannten Coronalage im Lande im Mai
die Bundesliga neu zu starten, hat bereits auch einige Kritik
hervorgerufen. Und so war DFL-Geschäftsführer Christian Seifert am
Donnerstagnachmittag sehr bemüht, möglichst zurückhaltend die Ergebnisse
der DFL-Mitgliederversammlung per Videoschaltung zu präsentieren.
Von dem zuvor diskutierten Startschuss war am 9. Mai keine Rede mehr.
Seifert sagte: „Wir haben keinen Zeitpunkt definiert, weil das nicht in
unserer Kompetenz liegt.“ Die DFL könne lediglich Rahmenbedingungen
schaffen, um den politischen Entscheidungsträgern das Gefühl zu vermitteln,
die Bundesliga habe sich bestmöglichst vorbereitet. Offensichtlich hat sich
die DFL nun für eine möglichst defensive Kommunikationsstrategie
entschieden.
Am 30. April wird die Sportministerkonferenz der Länder mit der
Bundesregierung entscheiden, ob sie das Konzept der DFL für durchführbar
hält und wann die Spiele wieder angepfiffen werden. Christian Seifert mied
auch, was er ansonsten gern macht: die große gesellschaftliche Bedeutung
des Fußballs hervorzuheben. Stattdessen verwies er auf die ernsthafte
wirtschaftliche Situation, in denen sich die Vereine befinden. Eine
Rückkehr zum Spielbetrieb sei die einzige Möglichkeit, die erste und zweite
Liga „am Leben zu erhalten“.
## Überweisung von den TV-Partnern
Auf Nachfrage versicherte Seifert, die Vereine hätten auf der
Videokonferenz weder moralische noch technische Bedenken gegenüber den
DFL-Plänen geäußert. Als erstes Ergebnis hob der DFL-Boss hervor, dass man
mit fast allen Medienpartnern Zahlungsvereinbarungen aushandeln konnte, um
den Vereinen bis 31. Juni dringend benötigtes Geld zur Verfügung zu
stellen. Dazu gehört auch die Streamingplattform DAZN. Über deren
Schwierigkeiten, in der sportfreien Zeit über die Runden zu kommen. war in
den vergangenen Tagen viel berichtet worden.
Des Weiteren wurde das Sicherheitskonzept der DFL grob skizziert, das unter
der Leitung von Professor Tim Meyer ausgearbeitet wurde. Einige Details
daraus waren bereits in den letzten Tagen publik geworden. So sollen die
möglichen Geisterspiele in den ersten beiden Ligen vor maximal 213
Zuschauern im Stadioninneren und auf den Tribünen stattfinden. Jedem Verein
wird ein Hygiene-Beauftragter zur Seite gestellt, der für die Überwachung
der empfohlenen Maßnahmen zuständig sein soll. Positive Coronafälle werden
den Gesundheitsämtern aber nicht der Presse gemeldet.
Wichtig war Seifert, den Eindruck zu zerstreuen, der Profifußball belaste
in Pandemiezeiten mit seinen wirtschaftlichen Interessen das
Gesundheitssystem. Die DFL plant für die Fortsetzung der Saison 20.000
Coronatests für die Spieler ein. Das seien nur 0,4 Prozent der in
Deutschland zur Verfügung stehenden Kapazitäten, betonte Seifert. Und er
gab bekannt, die DFL werde 500.000 Euro investieren, um Coronatests
beispielsweise [2][in Altenheimen] zu ermöglichen. Ebenso stelle man die
eigenen Tests für eine klinische Untersuchung zur Verfügung.
Die DFL nimmt also auch ein wenig Geld in die Hand, um ihr zuletzt
angekratztes Image aufzupolieren. Und eines war deshalb Seifert auch ganz
wichtig. Sollte sich die Pandemie-Entwicklung in Deutschland in den
nächsten Wochen wieder verschlechtern, müsse der Profifußball natürlich
zurückstehen, erklärte er staatstragend. „Nationale Gesundheit hat immer
Vorrang.“
Des Weiteren verkündete Seifert, dass die Champions League-Teilnehmer
Bayern München, Borussia Dortmund, RB Leipzig und Bayer Leverkusen einen
Solidaritätsfond für die dritte Liga und die Frauenbundesliga von 17
Millionen Euro finanziert haben.
Die Frage ist nur, wie belastbar die Pläne der DFL sind. Was passiert im
Falle einer Corona-Infektion eines Spielers? Dass die DFL auch das nicht in
der Hand hat, gab man am Donnerstag unumwunden zu. Die Gesundheitsämter
würden in einem solchen Fall entscheiden, ob das ganze Team in Quarantäne
müsse. Sollte das passieren, wäre der Spielplan nicht einzuhalten, die
schönen Pläne wären schon wieder futsch.
24 Apr 2020
## LINKS
[1] /Vor-dem-Bundesliganeustart/!5680489
[2] /Ausgang-fuer-Risikogruppen/!5680463
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Fußball-Bundesliga
DFL
Kolumne Frühsport
Schwerpunkt Utopie nach Corona
Schwerpunkt Coronavirus
Schwerpunkt Coronavirus
Fußball
Kolumne Frühsport
## ARTIKEL ZUM THEMA
Fußball-Bundesliga in leeren Stadien: Auf die Knie, Profifußball!
Die Bundesliga darf ihr Spiel weiterspielen. Die Klubs sollten dankbar
dafür sein und nicht über die verordnete Geisteratmosphäre jammern.
Fußball in der Coronakrise: Chance gegen Maßlosigkeit
Der europäische Profifußball hat sich in den vergangenen Jahrzehnten
radikal verändert. Der Lockdown bietet die Möglichkeit, innezuhalten.
Die steile These: Saisonabbruch jetzt!
Wer den Fußball liebt, muss die Bundesliga-Saison jetzt beenden. Bei
Geisterspielen fehlt der 12. Mann.
Rechte von Fußballern in der Coronakrise: Isolierte Interessen
Die Deutsche Fußball Liga berät, wie der Spielbetrieb weitergeht. Profis,
die sich vor Quarantänelagern fürchten, dürfen nicht mitbestimmen.
Geisterspiele in der Bundesliga: „Es fehlt etwas“
Fan-Sprecher Sig Zelt ist für die Fortsetzung des Ligabetriebs vor leeren
Rängen. An eine Läuterung des Profifußballs durch Corona glaubt er nicht.
Coronakrise mit Geisterspiel: Der Fußball als Drachentöter
Trotz Corona sollte die Fußball-Bundesliga bald wieder den Betrieb
aufnehmen. Geisterspiele können ein Signal der Normalisierung senden.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.