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# taz.de -- Hilfen für Gewerbe und Kultur: Wie Berliner Firmen an Geld kommen
> Unternehmen, Selbstständigen, Geschäftsleuten und Künstler*innen brechen
> die Umsätze weg. Bund und Land bieten aber finanzielle Unterstützung.
Bild: Auch das SO36 musste seine Pforten schließen Christian-Ditsch/imago
Wegen der Corona-Epidemie haben Restaurants, Bars und Clubs auch in Berlin
und Brandenburg geschlossen. Ebenso geht es vielen Geschäften. Und
Künstler*innen oder Medienschaffende müssen auf Aufträge verzichten, weil
in den kommenden Wochen Sendungen oder Aufführungen abgesagt werden. Ihnen
alle gehen die normalen Umsätze ganz oder teilweise verloren. Wie kommen
diese Selbstständigen und oft kleinen Firmen an die Finanzhilfen heran, die
Bund und Land anbieten?
Beispielsweise an Taxifirmen, Buchgeschäfte, Bars oder Handwerksbetriebe,
die kaum oder keine Umsätze mehr haben, will die Bundesregierung Zuschüsse
zahlen, ohne sie zurückzuverlangen. Firmen mit bis zu fünf Beschäftigten
sollen einmalig für drei Monate 9.000 Euro erhalten, bis zu zehn
Beschäftigten 15.000 Euro.
Das Geld soll fließen, damit die Selbstständigen, Einzel- und
Kleinunternehmer ihre Fixkosten, etwa die Geschäftsmiete, weiter zahlen
können. Sie müssen nachweisen, dass sie wegen Corona in Schwierigkeiten
gerieten.
## Zuschuss-Programm des Senats
Diese Mittel sollen von den Ländern ausgezahlt werden. In Berlin wäre etwa
der Senat oder die landeseigene Investitionsbank (IBB) zuständig. Wer
genau, war bei Redaktionsschluss noch nicht klar. Außerdem hat der Senat
ein eigenes Zuschuss-Programm beschlossen, durch das Selbstständige und
kleine Firmen bis zu fünf Beschäftigten zunächst 5.000 Euro erhalten, um
erste Fixkosten abzudecken.
Ab Freitag, den 27. März, nimmt die IBB Anträge dafür entgegen.
Vorab-Anträge werden nicht berücksichtigt. Die gute Nachricht: Man kann die
Bundes- und Landezuschüsse kombinieren, sie addieren sich.
Um Betrieben zu helfen, hat die öffentliche KfW-Bankengruppe außerdem ein
in seiner Gesamthöhe unbegrenztes Kreditprogramm im Angebot. Diese Darlehen
fließen an die Geschäftsbanken, die sie an die notleidende Unternehmen
durchleiten sollen. Der erste Weg der Firmen führt deshalb zu ihrer
jeweiligen Hausbank, beispielsweise der Berliner Sparkasse, Berliner
Volksbank oder den hiesigen Filialen von Deutscher Bank, Commerzbank und
weiteren Instituten.
## Kredite der KfW
Bei der Berliner Sparkasse heißt es, dass die Anträge für die KfW-Kredite
ab Montag, 23. März, gestellt werden können. In Frage kommen jetzt zuerst
die Programme „KfW-Unternehmerkredit“ und „ERP-Gründerkredit – univers…
Die richten sich an alle Firmen, egal ob klein oder groß. Die Sparkasse
empfiehlt, mit den persönlichen Berater*innen in den Filialen oder
Firmen-Centern Kontakt aufzunehmen.
Als Unterlagen sollen die Antragsteller*innen unter anderem eine kurze
Beschreibung der Auswirkungen der Corona-Epidemie auf ihr Unternehmen
einreichen. Außerdem werden unter anderem die Jahresabschlüsse für 2017 und
2018, die Betriebswirtschaftliche Auswertung 2019 und die
Liquiditätsplanung für das kommende Jahr verlangt.
Welche Summe das jeweilige Unternehmen braucht, um seine Kosten in den
nächsten Monaten zu decken, dürfte nicht einfach zu ermitteln sein.
Schließlich weiß niemand, wie die Krise weitergeht, und wie lange etwa eine
Ausgangssperre dauert. Die Berliner Volksbank rät aber dazu, den
Liquiditätsbedarf nicht zu hoch anzusetzen, um die Berechnung nicht
unseriös erscheinen zu lassen.
## Zinsen je nach Bonität
Die Zinsen für die Kredite richten sich nach der Bonität der Kunden. Laut
Übersicht der KfW beginnen sie bei einem Prozent pro Jahr. „Wir rechnen
noch vor Ostern mit den ersten Auszahlungen“ von Darlehen, heißt es bei der
Berliner Sparkasse. Zudem bietet das Institut seinen Firmenkunden an, die
Tilgung für bereits laufende Kredite auszusetzen.
Zusätzlich gibt es einen zweiten Weg, den die Betriebe und Selbstständigen
einschlagen können. Unterstützung bieten auch die Bürgschaftsbanken der
Länder, zum Beispiel die Bürgschaftsbank Berlin. In vielen Fällen dürfte es
sich anbieten, beide Wege – Hausbank und Bürgschaftsbank – gleichzeitig zu
beschreiten. Denn letztere übernehmen Sicherheiten, die es den Hausbanken
erleichtern, KfW-Kredite und eigene Darlehen zu vergeben.
„Über das Portal www.ermoeglicher.de können die Firmen Kontakt zu uns
aufnehmen“, sagt Steffen Hartung, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank
Berlin. Das kann auch deshalb nützlich sein, weil kleine Firmen oder
Soloselbstständige mitunter keine Hausbank haben, zu der sie enge
Beziehungen pflegen. „Sollten sie keine feste Hausbank haben, bemühen wir
uns, eine zu finden“, so Hartung.
## Zwei Wochen Bearbeitungszeit
An Unterlagen für den Kreditantrag braucht die Bürgschaftsbank im
wesentlichen die Betriebswirtschaftliche Auswertung des Dezembers 2019, den
Jahresabschluss 2018 und einen Liquiditätsplan über die benötigten Mittel
für das nächste halbe Jahr. „Innerhalb von etwa zwei Wochen sollten die
Kreditmittel für das jeweilige Unternehmen bereit stehen“, sagt Hartung.
Über diese bundesweiten Kreditprogramme für Unternehmen hinaus stellt auch
die IBB Darlehen an kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bereit. Bis zu
500.000 Euro Kreditsumme fallen für sechs Monate keine Zinsen an. Anträge
sind jetzt möglich.
Zumindest für die erste Zeit scheint es nun Hilfen für Firmen zu geben –
theoretisch. Jetzt dürften die praktischen Probleme kommen. Erreicht das
Geld die Firmen so rechtzeitig, dass sie nicht in den Bankrott schliddern?
Dieser Artikel erscheint als Verlagsbeilage im taz thema recht auch in der
Printausgabe der taz Berlin am 28. März
24 Mar 2020
## AUTOREN
Hannes Koch
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
KfW
Kredite
Soforthilfe IBB
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Finanzsenator Matthias Kollatz
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