# taz.de -- Streit über Trumps Autorität: Lebenszeichen der Demokratie | |
> Der US-Justizminister beschwert sich über Präsident Trumps Twitterei. Und | |
> der Senat schränkt dessen Kriegsbefugnisse gegen Iran ein. | |
Bild: Tut aufmüpfig: US-Justizminister William Barr (l.) verbittet sich Trumps… | |
Washington ap/dpa | US-Verteidigungsminister William Barr hat in der | |
[1][Debatte um politische Einflussnahme auf die Justiz] mit ungewöhnlich | |
offener Kritik an Präsident Donald Trump überrascht. Trumps Tweets über | |
Staatsanwälte seines Ministeriums „machen es mir unmöglich, meinen Job zu | |
tun“, klagte Barr in einem [2][Interview des TV-Senders ABC News] am | |
Donnerstag. | |
Wenige Tage zuvor hatte sein Haus seine eigenen Ankläger düpiert, die für | |
Trumps früheren Vertrauten Roger Stone wegen dessen Rolle in der | |
Russland-Affäre bis zu neun Jahre Haft gefordert hatten: Am Ende setzte das | |
Justizministerium eine mildere Strafempfehlung durch. | |
Dies warf Fragen nach einer Einflussnahme Trumps auf, der die ursprüngliche | |
Forderung der Staatsanwälte via Twitter als „sehr schrecklich und unfair“ | |
kritisiert hatte. | |
Barr steht wegen der Kehrtwende im Fall Stone zwar selbst massiv in der | |
Kritik. Doch ist es sehr ungewöhnlich, dass ein Kabinettsmitglied den | |
Präsidenten derart offen rügt – zumal es sich mit Barr um einen Getreuen | |
Trumps handelt, der dessen Eintreten für eine Ausweitung der präsidialen | |
Befugnisse eigentlich teilt. | |
## Trumps Tweets bereiten „Wahrnehmungsprobleme“ | |
Regierungssprecherin Stephanie Grisham erklärte, Trump störe sich ganz und | |
gar nicht an den Äußerungen Barrs. Dieser habe im Übrigen wie jeder andere | |
US-amerikanische Bürger das Recht, öffentlich seine Meinung zu sagen. Der | |
Präsident habe volles Vertrauen in die Befähigung des Justizministers, | |
seine Arbeit zu tun sowie für Recht und Ordnung zu sorgen. | |
Allerdings ist Trump dafür bekannt, vor allem öffentliche Kritik an ihm | |
oder seiner Politik nicht auf sich beruhen zu lassen, sondern verbal | |
zurückzuschlagen. Die verhaltene Reaktion aus dem Weißen Haus warf auch die | |
Frage auf, ob Barrs Äußerungen abgesprochen waren. | |
Barr ergänzte im Gespräch mit ABC News, Trumps Tweets bereiteten dem | |
Justizministerium Wahrnehmungsprobleme, die dessen Unabhängigkeit infrage | |
stellten. Doch habe es im Fall Stone keinen Befehl aus dem Weißen Haus | |
gegeben. Allerdings hatte Trump seinen Justizminister auf Twitter für die | |
Entscheidung zu Stone erst diese Woche ausdrücklich gelobt. | |
Im Justizministerium selbst kam es zum Eklat: Die vier Ankläger im Fall | |
Stone zogen sich aus dem Fall zurück, nachdem ihre ursprüngliche | |
Strafempfehlung aufgeweicht worden war. Einer von ihnen verließ das | |
Justizministerium sogar. Es kommst äußerst selten vor, dass die | |
Ressortleitung eine Strafempfehlung der Staatsanwälte rückgängig macht – | |
insbesondere dann, wenn diese schon wie im Fall Stone bei Gericht | |
eingereicht wurde. Das Hafturteil gegen den Ex-Vertrauten Trumps steht noch | |
aus. | |
## Senat gegen eigenmächtige Militäraktionen gegen Iran | |
Der US-Kongress will das militärische Vorgehen von US-Präsident Donald | |
Trump gegen den Iran beschränken. Der von Trumps Republikanern dominierte | |
Senat verabschiedete am Donnerstag eine Resolution, die eigenmächtige | |
Militäraktionen Trumps gegen den Iran verhindern und den Präsidenten zu | |
einer Einbeziehung des Parlaments in solchen Fällen zwingen soll. | |
Auch acht Senatoren von Trumps Republikanern stimmten für die von den | |
Demokraten eingebrachte Resolution – trotz des ausdrücklichen Appells des | |
Präsidenten, dies nicht zu tun. Trump hatte [3][auf Twitter gewarnt], eine | |
solche Beschränkung würde ein „sehr schlechtes Signal“ aussenden. Es sei | |
nicht an der Zeit, Schwäche gegenüber Teheran zu zeigen. | |
Grundlage ist die „War Powers Resolution“ von 1973, die dem US-Präsidenten | |
vorschreibt, „in jedem möglichen Fall“ den Kongress zu konsultieren, bevor | |
er US-Streitkräfte in Kampfhandlungen schickt. | |
Zuletzt hatte Trump mit einem Militärschlag gegen den Iran im Kongress für | |
Unmut gesorgt. US-Kräfte hatten Anfang Januar den iranischen Top-General | |
[4][Qasim Soleimani] in Bagdad auf Trumps Anordnung getötet – was | |
Washington und Teheran zeitweise an den Rand einer kriegerischen | |
Auseinandersetzung brachte. | |
## Trump kann ein Veto einlegen | |
Nach dem Senat geht die Resolution an das Repräsentantenhaus, die andere | |
Kongresskammer. Dort haben die Demokraten die Mehrheit. Das | |
Repräsentantenhaus hatte bereits im Januar eine Resolution verabschiedet, | |
mit der ein eigenmächtiges militärisches Vorgehen von Trump gegen den Iran | |
verhindert werden sollte. Der Senat brachte nun eine eigene – ähnliche – | |
Resolution auf den Weg. | |
Falls diese auch im Repräsentantenhaus durchkommt, könnte Trump ein Veto | |
dagegen einlegen. Die notwendige Zweidrittelmehrheit wiederum, um ein | |
solches Veto zu überstimmen, ist in keiner der beiden Kongresskammern in | |
Sicht. | |
Bereits im vergangenen Jahr hatte Trump in einem ähnlich gearteten Fall zu | |
einem Veto greifen müssen, nachdem sich der Kongress gegen ihn aufgelehnt | |
hatte. Beide Kongresskammern – auch der von Trumps Republikanern dominierte | |
Senat – hatten damals eine Resolution verabschiedet, mit der die Hilfe der | |
USA für die von Saudi-Arabien geführte Militäroperation im Jemen beendet | |
werden sollte. | |
14 Feb 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Skandalverfahren-gegen-Trump-Vertrauten/!5663411 | |
[2] https://abcnews.go.com/Politics/video/ag-barr-blasts-trumps-tweets-abc-news… | |
[3] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/1227661693376962561 | |
[4] /Toetung-durch-US-Drohnenangriff/!5653495 | |
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