# taz.de -- Skandalverfahren gegen Trump-Vertrauten: Trump kämpft gegen die Ju… | |
> Der Ex-Trump-Vertraute Roger Stone soll verurteilt werden. Doch | |
> Justizminister und US-Präsident mischen sich ein, vier Staatsanwälte | |
> treten zurück. | |
Bild: Wartet auf seine Verurteilung: Ex-Trump-Vertrauter Roger Stone in Washing… | |
Washington dpa | Die bevorstehende Verurteilung eines langjährigen | |
Vertrauten von US-Präsident Donald Trump, [1][Roger Stone], hat sich zu | |
einem brisanten Politikum entwickelt. Nach Kritik aus dem Weißen Haus und | |
einer direkten Intervention des Justizministeriums erklärten am Dienstag | |
alle vier mit dem Fall befassten Staatsanwälte ihren Rücktritt. Dieser | |
ungewöhnliche Schritt wurde weithin als Protest gegen die offenbar | |
politisch motivierte Einmischung der Regierung verstanden. Stone muss sich | |
wegen seiner Rolle in der Russland-Affäre vor Gericht verantworten. | |
Die Ankläger hatten dem Bundesgericht in Washington am Montag angesichts | |
der Schwere von Stones Vergehen eine Haftstrafe von sieben bis neun Jahren | |
Gefängnis empfohlen. Präsident Trump zürnte daraufhin auf Twitter, eine | |
solche „Verfehlung der Justiz“ dürfe nicht erlaubt werden. Das | |
vorgeschlagene Strafmaß sei „eine schreckliche und sehr unfaire Situation“, | |
schrieb er. | |
Obwohl sich das Justizministerium für gewöhnlich nicht gegen Empfehlungen | |
von Staatsanwälten stellt, erklärte die Behörde nur wenige Stunden später, | |
dass der Vorschlag der Ankläger „exzessiv und ungerechtfertigt“ sei. Das | |
Ministerium empfahl dem Gericht ein „deutlich geringeres“ Strafmaß. Das | |
Gericht wollte das Strafmaß ursprünglich noch diesen Monat festlegen. | |
Der Minderheitsführer im US-Senat, der Demokrat Chuck Schumer, schrieb der | |
Kontrollbehörde des Justizministeriums und verlangte eine „beschleunigte | |
Untersuchung“ der Umstände, die zur Einmischung der Behörde führten. Wenn | |
es dem Präsidenten möglich sei, die Justiz zu beeinflussen, um seine | |
Freunde und Partner zu schützen, würden die US-Bürger das Vertrauen in die | |
Justiz verlieren, warnte Schumer. | |
## Trump könnte Stone sofort begnadigen | |
Die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, warf | |
Trump „politische Einmischung“ in Angelegenheiten der Justiz vor. Auch sie | |
forderte eine unabhängige Untersuchung des Vorgangs. Das Justizministerium | |
habe mit seinem „unerhörten“ Handeln die Rechtsstaatlichkeit „schwer | |
geschädigt“, erklärte Pelosi. | |
Trotz seines Tweets zu dem Fall erklärte Trump am Dienstagabend im Weißen | |
Haus, dass er sich gar nicht eingemischt habe. „Ich war damit überhaupt | |
nicht befasst. Ich fand, dass es eine beschämende Empfehlung war, sie | |
sollten sich schämen“, sagte der Präsident mit Blick auf die Staatsanwälte. | |
Später machte er seiner Wut noch über Twitter Luft: „Wer sind diese vier | |
Staatsanwälte, die einfach weggelaufen sind, nachdem aufgedeckt wurde, dass | |
sie eine lächerliche neunjährige Haftstrafe empfehlen“, fragte Trump. Stone | |
sei ein Opfer der „illegalen“ Russland-Ermittlungen, schrieb er. Trump | |
griff auch die zuständige Richterin Amy Berman Jackson direkt an. Zudem | |
verbreitete er einen Aufruf zu Stones Begnadigung weiter. Trump könnte ihn | |
nach der Verurteilung theoretisch begnadigen. | |
Stone war im November von einer Jury in mehreren Anklagepunkten schuldig | |
gesprochen worden. Ihm werden im Zusammenhang mit Kontakten zur | |
Enthüllungsplattform Wikileaks unter anderem Falschaussagen, Behinderung | |
von Ermittlungen und Beeinflussung von Zeugen zur Last gelegt. Stone hatte | |
die Vorwürfe zurückgewiesen. | |
## Vorwurf: Falsche Aussagen vor dem US-Kongress | |
Hintergrund sind die Untersuchungen von Sonderermittler [2][Robert Mueller] | |
dazu, ob es im Präsidentschaftswahlkampf 2016 Absprachen des Trump-Lagers | |
mit Russland gab. Stone hatte 2015 für Trump gearbeitet und stand auch | |
danach weiter in Kontakt mit ihm, als eine Art informeller Berater. | |
Die Vorwürfe gegen Stone stehen in Verbindung mit einem Hackerangriff auf | |
E-Mail-Konten der Demokraten während des Wahlkampfes 2016, für den | |
US-Geheimdienste Russland verantwortlich machten. Dabei waren E-Mails aus | |
dem Umfeld der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton | |
gestohlen worden, die später [3][von Wikileaks veröffentlicht] wurden. | |
Mueller warf Stone vor, vor dem US-Kongress falsche Angaben dazu gemacht zu | |
haben, was er darüber wusste und mit wem er darüber wie kommuniziert hatte. | |
Außerdem soll er einen anderen Zeugen bedrängt haben, falsche Angaben in | |
der Sache zu machen. | |
12 Feb 2020 | |
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