# taz.de -- Neue Strategie vorgestellt: Europa träumt digital | |
> Die EU will künstliche Intelligenz fördern und die Menschen vor ihren | |
> Auswirkungen schützen. Beides gleichzeitig ist aber schwer machbar. | |
Bild: Wo ist hier die Intelligenz? Ursula von der Leyen testet an der Universit… | |
Die Europäische Union will die Nutzung von Zukunftstechniken vorantreiben. | |
Eine neue Strategie soll die EU „zu einem globalen Vorbild für die digitale | |
Wirtschaft“ machen. Brüssel will dafür die Nutzung von künstlicher | |
Intelligenz (KI) und von vernetzten Daten fördern. „Wir sind überzeugt, | |
dass der digitale Wandel unsere Volkswirtschaften voranbringen und uns | |
helfen kann, europäische Lösungen für globale Herausforderungen zu finden“, | |
erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Mittwoch in | |
Brüssel. Zugleich sollen die Rechte der Bürger im Hinblick auf den | |
Datenschutz gewahrt bleiben. Von der Leyen will mit dem neuen Paket vor | |
allem den Technikvorreitern USA und China etwas entgegensetzen. | |
Die Kommissionspräsidentin setzt ehrgeizige Ziele – und packt ein wichtiges | |
Thema an. Im internationalen Vergleich fällt die EU trotz aller | |
Fortschritte zurück: Die großen Datenfirmen wie Google sind in den USA | |
beheimatet, während in China die Digitalisierung im Alltag schon viel | |
weiter fortgeschritten ist. „Europa steht am Scheideweg“, kommentiert Achim | |
Berg, der Präsident des Branchenverbands Bitkom. Die EU-Kommission | |
beschreite einen richtigen Weg, indem sie die Möglichkeiten der KI in den | |
Mittelpunkt rücke. | |
Dennoch bestehe weiterhin die Gefahr, dass Europa „auf die Bremse steigt“ | |
und sich von den globalen Entwicklungen abkoppele. Denn das neue EU-Paket | |
enthält neben der Förderung der neuen Technik auch starke Elemente des | |
Schutzes des Bürgers vor seinen Auswirkungen. Bitkom-Präsident Berg | |
befürchtet, dass die Regulierungen und Beschränkungen in der Praxis | |
überwiegen könnten, sodass Europa nicht aufholt, sondern weiter | |
zurückfällt. Es sei ein „protektionistischer Holzweg“, Verfahren pauschal | |
zu verbieten, für die nicht sämtliche Daten entsprechend europäischen | |
Werten erhoben wurden. Es weiß schließlich keiner so genau, was damit | |
konkret gemeint ist. Das schafft Rechtsunsicherheit. In der Branche halten | |
sich die Hoffnungen auf einen durchschlagenden Erfolg des EU-Konzepts denn | |
auch in Grenzen. | |
Ohnehin handelt es sich nicht um die erste Strategie ihrer Art. Schon 2014 | |
hatte die Kommission mit viel Pomp ein Digitalisierungsprogramm | |
verabschiedet. Es war auf fünf Jahre angelegt. Die Bilanz im vergangenen | |
Jahr fiel jedoch mau aus: Der damalige Digitalkommissar Günther Oettinger | |
hatte einen Etat von 5 Milliarden Euro organisiert – ein Tropfen auf den | |
heißen Stein im Vergleich zu den Summen, die sich in China und den USA | |
bewegen. | |
Aus dem Digital Economy and Society Index (Desi) der EU ließ sich | |
jedenfalls zum Ende des Projekts ablesen, dass nur wenig erreicht wurde. | |
Der direkte Informationsaustausch von Firmen untereinander ist seit 2016 | |
nur von 34 Prozent auf 36 Prozent gestiegen. Die Zahl der Onlinehändler, | |
die grenzüberschreitend anbieten, hat im gleichen Zeitraum nur um einen | |
halben Prozentpunkt zugelegt. | |
Dabei ist der große gemeinsame Markt eigentlich die besondere Stärke | |
Europas – und genau die Eigenschaft, bei der Gemeinsamkeiten mit den | |
führenden Ländern China und USA bestehen. Nur: Europas Digitalunternehmen | |
gelingt es bislang nicht, die Möglichkeiten des gemeinsamen Binnenmarktes | |
auszuschöpfen, die Sprach- und Ländergrenzen können nicht effektiv | |
überwunden werden. | |
19 Feb 2020 | |
## AUTOREN | |
Finn Mayer-Kuckuk | |
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Anja Karliczek | |
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