# taz.de -- Amtsenthebung von US-Präsident Trump: Die Tragödie des Verfahrens | |
> Trump bestreitet die Vorwürfe gegen seine Amtsführung gar nicht. Sie | |
> seien Teil seiner legitimen Machtausübung, sagt er und könnte Recht | |
> bekommen. | |
Bild: Anklagevertreter im Amtsenthebungsversfahren gehen zur Kammer des Senats | |
An diesem Dienstag geht [1][das Amtsenthebungsverfahren gegen US-Präsident | |
Donald Trump in seine entscheidende Phase]. Dann beginnt im Senat der | |
eigentliche Prozess, an dessen Ende die Senator*innen entscheiden | |
müssen, ob sie Trump eines schweren Vergehens oder groben Fehlverhaltens | |
für schuldig halten und also aus dem Amt entfernen oder nicht. Eigentlich | |
eine Sternstunde des Rechtsstaats, eine Zelebration der US-Verfassung, der | |
Gewaltenteilung. Eigentlich. | |
Schon in der vergangenen Woche sind alle 100 Senator*innen als | |
Juror*innen vereidigt worden. Sie haben geschworen, unparteiisch und | |
[2][nach bestem Gewissen die Wahrheit zu suchen] und ihre Entscheidung auf | |
Basis der im Verfahren zutage tretenden Fakten zu treffen. Eine glatte | |
Lüge. Keine*r der Hundert wird die Entscheidung von den Fakten abhängig | |
machen. | |
Die Verfahrensregeln, die der republikanische Senatschef Mitch McConnell | |
jetzt vorgelegt hat, zeigen das sehr deutlich: Wollten die | |
Demokrat*innen neue Beweise zulassen und weitere Zeug*innen | |
vernehmen, so steuert McConnell auf ein Schnellverfahren zu, das nur formal | |
nicht ganz dem Instant-Freispruch entspricht, den Trump und sein | |
Anwaltsteam verlangen. | |
Trumps Strategie ist dabei sehr klar geworden: Er bestreitet die Fakten | |
nicht, die von den Demokrat*innen im Repräsentantenhaus | |
zusammengetragen wurden – er besteht nur darauf, dass das alles vollkommen | |
in Ordnung sei. Nichts von seinem Drängen auf Ermittlungen gegen seinen | |
politischen Rivalen Joe Biden durch die Ukraine sei auch nur im | |
entferntesten als Amtsmissbrauch anzusehen, [3][alles sei normale | |
Außenpolitik]. Die könne man kritisieren, aber sie stelle kein Vergehen | |
dar. | |
Und dass er im Nachhinein die Untersuchung des Kongresses behinderte, indem | |
er Mitarbeiter*innen verbot, vor dem Repräsentantenhaus auszusagen, | |
und Dokumente zurückhielt, sei normales Ausnutzen des „executive | |
privilege“, also des Vorrechts der Exekutive auf Geheimhaltung. Das ganze | |
Verfahren sei insofern eine Farce, ein rein politisches Manöver, eine | |
Perversion der Verfassung, die das Amt des Präsidenten beschädige und | |
Ansehen wie Funktionieren der US-Institutionalität nachhaltig schwäche. | |
Und genau darin liegt die eigentliche Tragödie des Verfahrens. Die Chance, | |
in diesem Senat die notwendige Zweidrittelmehrheit für eine Amtsenthebung | |
zusammenzubekommen, geht gegen null. Trump wird triumphieren. Statt den | |
Präsidenten in seine Schranken zu weisen und das System der Machtkontrolle | |
zu stärken, bekommt er bestätigt, dass er machen kann, was er will. | |
21 Jan 2020 | |
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## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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