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# taz.de -- Höfesterben in der Landwirtschaft: Immer weniger Bauern haben Schw…
> Viele Landwirte geben auf, weil der Staat nicht festlegt, wie Ställe
> künftig aussehen müssen. Der Bauernverband fordert weniger Tierschutz.
Bild: Bis der Stall der Zukunft entwickelt wird, bleiben viele Schweine ohne St…
Berlin taz | Das [1][Höfesterben] in Deutschland trifft die Schweinehalter
besonders stark. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden
mitteilte, sank die Zahl der Betriebe mit Schweinen zwischen 2010 und 2019
[2][um 35 Prozent] auf rund 21.600. Im Vergleich dazu ging die Zahl
landwirtschaftlicher Betriebe insgesamt nur [3][um 11 Prozent] auf etwa
267.000 zurück. Dabei verringerte sich der Schweinebestand lediglich um 2
Prozent auf rund 26 Millionen Tiere – die verbleibenden Betriebe halten
also immer mehr Tiere.
Tatsächlich geben vor allem kleine Betriebe auf: 2010 gab es noch 4.200
Höfe, die weniger als 100 Schweine hielten. Ihre Zahl hat sich innerhalb
von neun Jahren um 60 Prozent auf 1.700 verringert.
Ähnliche Tendenzen zeigen sich in der Rinderhaltung. Hier werden statt
Betrieben die Haltungen erfasst – ein Betrieb kann mehrere Haltungen haben.
Zwischen 2010 und 2019 ist die Zahl aller Haltungen um 23 Prozent gefallen.
Dass es immer weniger Betriebe gibt, kann zu einer ungleicheren Verteilung
des Wohlstands beitragen: Große Betriebe kommen im Schnitt mit weniger
Arbeitskräften pro Tier aus. Auch die Umwelt kann leiden: Wenn immer
weniger Betriebe immer mehr Tiere halten, kann sich Gülle auf ein kleineres
Gebiet konzentrieren und dort Natur und Wasser stärker belasten, als wenn
sie regional gleichmäßiger verteilt wäre.
## Spanien und andere Länder halten immer mehr Schweine
„Tierrechtler freuen sich möglicherweise über jeden Stall, der nicht mehr
genutzt wird als Stall“, sagte Ulrich Jasper, Bundesgeschäftsführer der
ökologisch orientierten Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft
(AbL), der taz. „Aber deswegen werden ja nicht weniger Tiere insgesamt in
Europa gehalten. Die Spanier, Belgier und Polen stocken die
Schweinebestände auf. Das ist eine Verlagerung. Das löst das Problem der
Tiere nicht. Das ist ein Pyrrhussieg der Tierrechtler.“
Jasper erklärt das Höfesterben unter anderem damit, dass über lange
Zeiträume die Preise etwa für Milch zu niedrig seien, um genügend
Arbeitskräfte zu bezahlen. Zudem seien gerade die Schweinehalter unsicher,
ob ihre Ställe die Tierschutzvorschriften der Zukunft erfüllen. Deswegen
würden viele Betriebe nicht mehr viel investieren. Wenn dann die Kinder den
Hof übernehmen sollen, entschieden sie sich oft dagegen, so Jasper. „Die
Politik und der Bauernverband versagen an der Stelle grandios, weil sie
keinen Mut finden, klare Zielvorgaben zu benennen, also: Wie sollen die
Ställe in 10, 15 Jahren aussehen?“, ergänzte der AbL-Aktivist.
Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes, Bernhard Krüsken,
fordert wegen des Höfesterbens vor allem ein „Moratorium bei zusätzlichen
Auflagen und Beschränkungen, die über europäische Standards hinausgehen“,
wie er der taz mitteilen ließ. Jasper dagegen erkennt an, dass viele Bürger
zu Recht verlangten, Tiere besser zu halten – etwa auf Stroh oder mit
Auslauf. Deshalb müsse das Tierschutzrecht verschärft werden, aber die
Bauern auch mehr Geld bekommen, um die Ställe umzubauen.
Das von der CDU-Politikerin Julia Klöckner geführte Bundesagrarministerium
wies auf seine Arbeitsgruppe unter Leitung des ehemaligen
Bundeslandwirtschaftsministers Jochen Borchert hin: „Mit breiter
Beteiligung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen sollen hier die Ställe
der Zukunft entwickelt werden, die Ökonomie und Ökologie bestmöglich
miteinander verbinden sollen“, schrieb eine Sprecherin der Behörde der taz.
22 Jan 2020
## LINKS
[1] /!t5268877/
[2] https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/01/PD20_N001_413.…
[3] https://www.destatis.de/DE/Themen/Branchen-Unternehmen/Landwirtschaft-Forst…
## AUTOREN
Jost Maurin
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Schweine
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