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# taz.de -- Spaniens Bauern gehen auf die Straße: Protest gegen billiges Olive…
> „Am Limit der Rentabilität“: Nach Deutschland protestieren auch in
> Spanien die Landwirte gegen sinkende Erträge für Olivenöl oder Fleisch.
Bild: Traktoren von Olivenbauern blockieren in der Nähe von Jaén eine Straße
Madrid taz | „Bauern am Limit!“ Unter diesem Motto gingen in den
vergangenen Tagen [1][Spaniens Landwirte], Landarbeiter und Viehzüchter in
elf Regionen auf die Straße. Ähnlich wie bei Protesten in Deutschland ging
es dabei auch um den Preiskampf in der Branche. Die Proteste begannen am
Dienstag, als Landwirtschaftsminister Luis Planas die Agrarmesse im
südwestspanischen Don Benito besuchte. Dabei wurde es auch handgreiflich.
Es kam zu Auseinandersetzungen mit der Polizei.
Am Mittwoch und Donnerstag unterbrachen vor allem die Olivenbauern aus dem
südspanischen Andalusien immer wieder den Straßenverkehr. In den Provinzen
Jaén und Granada setzen sie Barrikaden in Brand. [2][Und am Freitag zogen
die Imker durch Madrid]. Sie forderten sofortige Maßnahmen, um dem
Bienensterben Einhalt zu gebieten.
„Am Limit der Rentabilität, am Limit der Anstrengungen, vor der Frage,
weiterarbeiten oder hinschmeißen“, resümierten die Bauernverbände in ihrem
Manifest. Die Preise, die ihnen für die Produkte bezahlt werden, lägen so
tief, dass sich so mancher Landwirt überlegt, ob die Ernte überhaupt noch
lohne.
„Wir haben uns der Produktion von Lebensmitteln, der Bewirtschaftung des
Territoriums und dem Schutz der Umwelt verschrieben, aber wenn das nicht
rentabel ist, können wir nicht weitermachen“, erklärte Miguel Blanco,
Sprecher des wichtigsten Organisation von Landwirten und Viehzüchtern, der
COAG. Landwirtschaft und Viehzucht sind die einzige Branche in Spanien, die
in den vergangenen zwölf Monaten Arbeitsplätze abbaute. Insgesamt gingen
knapp 32.000 Jobs verloren.
## Preisverfall beim Olivenöl
Am deutlichsten ist der Preisverfall beim Olivenöl zu beobachten. Alleine
in den vergangenen 12 Monaten ist der Preis um 25 bis 30 Prozent gesunken.
Im Vergleich zu 2018 sind es gar 50 Prozent. Olivenöl ist in Spanien ein
besonders wichtiges Produkt. Es wird von den großen Ketten oft für die
Werbung eingesetzt. Günstige Preise sollen Kunden locken. Der Druck auf die
250.000 Familien, die vom Olivenanbau leben, nimmt seit Jahren zu.
Zu den niedrigen Preisen auf dem spanischen Markt kommen
Exportschwierigkeiten. So führte die US-amerikanische Regierung USA Zölle
für spanische Landwirtschaftsprodukte wie Olivenöl und Wein ein – als
Vergeltung für Subventionen, die Europa an die Luftfahrtindustrie bezahlte.
Mit Sorge schauen die spanischen Landwirte auch auf den Brexit. Acht
Prozent des landwirtschaftlichen Exports gehen ins Vereinigte Königreich.
Das entspricht einem Handelsvolumen von rund vier Milliarden Euro pro Jahr.
Gleichzeitig seien sie mit höheren Kosten konfrontiert, beschweren sich die
Verbände. Nicht von ungefähr fielen die Proteste mit der Unterzeichnung
eines Abkommen für einen höheren Mindestlohn zwischen Regierung,
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden zusammen. Der Mindestlohn wird in
diesem Jahr auf 950 Euro pro Monat steigen. Es ist bereits die zweite
Erhöhung. Bevor der Sozialdemokrat Pedro Sánchez im Juni 2018 per
Misstrauensvotum an die Macht kam, betrug der Mindestlohn gerade einmal 655
Euro.
## Niedrige Preise auch in Deutschland Thema
Dass nicht nur in Spanien die Nerven blank liegen, zeigt ein Zwischenfall
im norddeutschen Wiefelstede. Rund 200 Landwirte blockierten dort mit
Traktoren in der Nacht auf Montag das Zentrallager des Edeka-Konzerns. Der
Grund war ein Werbeplakat. „Essen hat einen Preis verdient, den
niedrigsten“, stand darauf zu lesen. „Unerträglich“, beschwerten sich die
Bauern.
31 Jan 2020
## LINKS
[1] /Bioanbau-Boom-in-Spanien/!5531354
[2] https://www.eldiario.es/clm/agroalimentaria/apicultores-mantienen-Madrid-Go…
## AUTOREN
Reiner Wandler
## TAGS
Landwirtschaft
Spanien
Protest
Schwerpunkt Klimawandel
Landwirtschaft
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Genossenschaften
Lebensmittelwirtschaft
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