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# taz.de -- Glyphosat in Lebensmitteln: Vier Tonnen Honig für den Müll
> Ein Imker musste seinen Honig entsorgen, weil der zu viel Glyphosat
> enthielt. Das Landwirtschaftsministerium sieht darin einen „Einzelfall“.
Bild: Aktivist*innen kippen mit Glyphosat verunreinigten Honig vor das Bundesla…
Berlin taz | Wütend kippt Imker Sebastian Seusig einen Eimer Honig vor die
Füße von Stefan Schulz, Mitarbeiter im Bundesministerium für Ernährung und
Landwirtschaft. Vier Tonnen glyphosatverunreinigten Honig hat Seusig dieses
Jahr geerntet und jetzt mit der Stiftung Aurelia vor dem Ministerium
abgeladen. „Wir Imkerinnen und Imker nehmen es nicht mehr hin, dass im
Agrarministerium die Interessen von Bayer und BASF wichtiger sind als der
Schutz der Insekten und der Erhalt unserer Familienbetriebe“, sagt Seusig.
Mit der Aktion wollen die Imker*innen Druck im Streit über Glyphosat
aufbauen. Seit Jahren [1][wird über die Gefahr gestritten]. Während die
Imker*innen in Glyphosat eine große Gefahr sehen, beschwichtigt Schulz:
„Wir bedauern den Schaden, den Herr Seusig erfahren hat. Aber es handelt
sich um einen Einzelfall.“ Glyphosatrückstände im Honig seien kein Problem
in Deutschland. Als 2016 in Brandenburg ein ähnlicher Fall bekannt wurde,
hätten Untersuchungen diese Einschätzung bestätigt.
Das Bundesamt für Verbraucherschutz untersuchte im Jahr 2018 [2][61
Honigproben auf Glyphosat]. In zwei Proben fanden sich Rückstände, eine
Probe überschritt den Grenzwert. Ein Sprecher des Amtes hält Glyphosat
nicht für problematisch: „Wir haben keine Hinweise, dass Honig stark mit
Glyphosat belastet sein könnte.“
Die Stiftung Aurelia hält die Prüfungen nicht für ausreichend, denn
verpflichtende Kontrollen auf Glyphosat gibt es für Imkerbetriebe nicht.
Seusig hat seinen Honig nur auf Verdacht prüfen lassen, als ein Landwirt
neben seinen Bienenstöcken blühenden Löwenzahn mit dem Pestizid besprühte.
Seine Proben überschritten den europaweit geltenden Grenzwert um das
152-Fache.
## Kein Unternehmen will Honig entsorgen
Um sich vor Glyphosatverunreinigungen zu schützen, rät Stefan Schulz den
Imker*innen, sich mit den landwirtschaftlichen Betrieben abzusprechen. „Das
ist ein Vorschlag für die Theorie“, sagt Thomas Radetzki, Vorstand der
Aurelia Stiftung. Tatsächlich wüssten die Imker*innen nicht, wohin mit
ihren Stöcken, denn die Bienen befliegen eine Fläche von über drei
Quadratkilometern.
60.000 Euro Schaden sind für Sebastian Seusig durch den verunreinigten
Honig entstanden: „Wir haben uns entschlossen, die Imkerei zu schließen.
Das Risiko kann ich im nächsten Jahr nicht nochmals eingehen.“ Ein Problem
ist auch die Entsorgung: Bisher habe er noch kein Unternehmen gefunden, das
die vier Tonnen Honig annimmt.
15 Jan 2020
## LINKS
[1] /Streit-um-Glyphosat-Gutachten/!5649326
[2] https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/01_Lebensmittel/nbpsm/08_nbpsm…
## AUTOREN
Isabel Röder
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