| # taz.de -- Streit um Glyphosat-Gutachten: Urheber mit Geheimnis | |
| > Eine Bundesbehörde versucht die Veröffentlichung eines Gutachtens zu | |
| > verhindern. Dafür nutzt sie das Urheberrecht – missbräuchlich, laut | |
| > Kritikern. | |
| Bild: Mit öffentlichen Geldern erstellte Texte von Behörden sollten öffentli… | |
| Seit Anfang des Jahres zieht sich ein Rechtsstreit zwischen der | |
| Nichtregierungsorganisation Open Knowlegde Foundation (OKF) und dem | |
| Bundeslandwirtschaftsministerium. [1][Im Februar veröffentlichte die NGO | |
| auf ihrer Plattform FragDenStaat ein Gutachten] des Bundesinstituts für | |
| Risikobewertung zum Einsatz des Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat. | |
| Dagegen ging das dem Ministerium unterstellte Institut gerichtlich vor – | |
| mit der Begründung, die OKF habe sein Urheberrecht verletzt. Im Frühjahr | |
| erließ das Landgericht Köln eine einstweilige Verfügung, in der die | |
| Veröffentlichung des Gutachtens untersagt wurde. Diese Entscheidung wurde | |
| nach der mündlichen Verhandlung im Juli jedoch zurückgenommen. Seitdem ist | |
| das Gutachten wieder auf der Webseite von FragDenStaat abrufbar. | |
| Das Bundesinstitut gibt sich jedoch nicht geschlagen und will nun einen | |
| Schadensersatzanspruch geltend machen. Dafür hat es die OKF auf Übernahme | |
| der Rechtskosten verklagt. Das sorgt jedoch für Gegenwehr: Zusammen mit den | |
| Journalistengewerkschaften, der Wikimedia Foundation und Reporter ohne | |
| Grenzen [2][hat die OKF am Mittwoch einen offenen Brief ans | |
| Justizministerium geschickt]. | |
| Ganz offensichtlich geht es dabei weniger um die rund 1.200 Euro, die das | |
| Bundesamt haben möchte. Im Vergleich zu den mehr als 10.000 Euro Kosten, | |
| die der OKF in dem Verfahren nach eigenen Angaben bislang entstanden sind, | |
| eine ohnehin vergleichsweise niedrige Summe. Das Prinzip aber, Dokumente, | |
| die mit Steuergeldern erstellt wurden, über den Umweg des Urheberrechts | |
| einer Quasigeheimhaltung zu unterwerfen, wird mit deutlichen Worten | |
| angegriffen. In dem offenen Brief ist die Rede von „taktischer | |
| Zweckentfremdung“ des Urheberrechts für „zensur-ähnliche“ Zwecke. | |
| Das Vorgehen des Bundesministeriums ist „grundsätzlicher leider zulässig“, | |
| wie Arne Semsrott von der OKF gegenüber der taz bestätigt. Im Brief wird | |
| erklärt, dass es nötig sei, das deutsche Urheberrecht so zu reformieren, | |
| dass Behörden mit öffentlichen Geldern erstellte Texte nicht nach | |
| tagespolitischem Bedarf unter Verschluss halten können. Statt | |
| missbräuchlich Urheberrechte vorzuschieben, müsse der Zugang zu Dokumenten | |
| für Journalist*innen gerade erleichtert werden. | |
| 11 Dec 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://fragdenstaat.de/blog/2019/01/03/verklagt-uns-doch-bundesinstitut-wi… | |
| [2] https://fragdenstaat.de/aktionen/zensurheberrecht-klage-2019/ | |
| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
| ## TAGS | |
| Informationsfreiheitsgesetz | |
| Schwerpunkt Pressefreiheit | |
| Schwerpunkt Glyphosat | |
| Schwerpunkt Glyphosat | |
| Schwerpunkt Glyphosat | |
| Volksentscheid | |
| Frontex | |
| Nordkreuz | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Glyphosat im Honig: Gift aus der Wabe | |
| Honig gilt als Inbegriff des gesunden Naturprodukts. Dass in ihm Glyphosat | |
| nachgewiesen werden kann, zeigt: Das ist nur eine Illusion. | |
| Glyphosat in Lebensmitteln: Vier Tonnen Honig für den Müll | |
| Ein Imker musste seinen Honig entsorgen, weil der zu viel Glyphosat | |
| enthielt. Das Landwirtschaftsministerium sieht darin einen „Einzelfall“. | |
| Volksentscheid Transparenzgesetz: Immerhin ein erster Wurf | |
| Per Volksentscheid wollen Aktivisten den Berliner Senat zu mehr Transparenz | |
| zwingen. Ein geleaktes Papier zeigt: Der bastelt schon an einem Gesetz. | |
| Gerichtsurteil zu NGO-Klage: Frontex darf weiter schweigen | |
| Die EU-Grenzschutzagentur muss keine Details über den Einsatz von Schiffen | |
| offenlegen. Die NGO „Frag den Staat“ hatte auf mehr Transparenz geklagt. | |
| FragDenStaat scheitert mit Klage: Rechte Namensliste bleibt geheim | |
| Die Transparenz-Aktivisten von FragDenStaat hatten geklagt, dass das BKA | |
| rechte Namenssammlungen veröffentlicht. Nun sind sie gescheitert. |