# taz.de -- Glyphosat-Prozesse gegen die Bayer AG: Einigung mit vielen Krebskl�… | |
> Der Vergleich wird wohl 10 Milliarden Dollar kosten. Bayers Monsanto-Kauf | |
> wäre dann unrentabel – und die Debatte um Krebsrisiken geht weiter. | |
Bild: New York, Mai 2019: Protest gegen den Einsatz von Glyphosat | |
BERLIN taz/afp/rtr | Der Chemiekonzern Bayer hat sich im Rechtsstreit über | |
Krebserkrankungen durch das Pestizid Glyphosat [1][einem Medienbericht] | |
zufolge mit vielen Klägern geeinigt. Das Leverkusener Unternehmen habe | |
Vereinbarungen mit 50.000 bis 85.000 der schätzungsweise 125.000 Kläger in | |
den USA getroffen, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Montag unter | |
Berufung auf Verhandlungskreise. Die Vereinbarungen müssten noch | |
unterzeichnet werden. | |
Die Entschädigungen für die Kläger reichen von einigen Tausend Dollar bis | |
zu einigen Millionen Dollar pro Fall. Laut Bloomberg wird Bayer der | |
Vergleich rund 10 Milliarden Dollar kosten. | |
Bayer hatte 2018 den US-Saatguthersteller Monsanto übernommen, der auch | |
[2][glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel] produziert. Die Kläger | |
machen diese Pestizide für ihre Krebserkrankungen verantwortlich. Nach | |
ersten Gerichtsentscheidungen begann ein Mediationsverfahren, in dem | |
Möglichkeiten für einen Vergleich ausgelotet werden sollen. Laut Bloomberg | |
sollen die nun erzielten Vereinbarungen im Juni bekannt gemacht werden. Der | |
Aufsichtsrat von Bayer müsse zuvor noch zustimmen. | |
„Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass dieser Vergleich im | |
Rechtsstreit über Glyphosat so abgeschlossen wird“, sagte Markus Mayer, | |
Analyst von Chemieaktien bei der Baader Bank, der taz. Allerdings: „Wenn | |
der Vergleich 10 Milliarden Dollar kosten wird, wird sich die Übernahme | |
nicht rechnen. Sie wird mehr kosten, als sie einspielt. Meine | |
Bewertungsmodelle zeigen, dass die Übernahme ohne die | |
Glyphosat-Rechtsrisiken binnen 20 Jahren nur 5 bis 7 Milliarden Dollar | |
Wertsteigerung bringen würde.“ | |
## „Zugeständnis an die Kläger“ | |
Auch die Debatte über das mutmaßliche Krebsrisiko durch Glyphosat dürfte | |
der Vergleich nicht beenden. „Das ist ein Zugeständnis an die Kläger“, | |
sagte Helmut Burtscher-Schaden, Biochemiker der österreichischen | |
Umweltorganisation Global 2000, der taz. In den bisher drei US-Prozessen | |
sei Bayer zu hohen Schadenersatzzahlungen verurteilt worden, weil das | |
Pestizid Tumore verursacht habe. Die Krebsforschungsagentur der | |
Weltgesundheitsorganisation stufe Glyphosat nach wie vor als | |
„wahrscheinlich krebserregend“ ein. | |
Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Harald Ebner kritisierte, es sei | |
widersinnig, dass Bayer in den USA Vergleiche mit Geschädigten schließen | |
wolle und in der EU eine neue Zulassung für Glyphosat beantragt habe. | |
Bayer-Aktien legten nach dem Bloomberg-Bericht um fast 7 Prozent auf 61,58 | |
Euro zu. Ein Unternehmenssprecher erklärte lediglich, Bayer habe in den | |
Mediationsgesprächen Fortschritte erzielt. | |
Aktionäre hatten den Monsanto-Kauf scharf kritisiert, weil der Aktienkurs | |
verfiel. Bei der Hauptversammlung Ende April 2019 hatten sie deshalb | |
Konzernchef Werner Baumann und dem Vorstand mehrheitlich die Entlastung | |
verweigert. Der Aufsichtsrat stellte sich damals aber hinter den Vorstand. | |
Glyphosat ist der weltweit meistverkaufte Pestizidwirkstoff. Umweltschützer | |
machen ihn mitverantwortlich für das Aussterben von Pflanzen- und | |
Tierarten. | |
25 May 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bloomberg.com/news/articles/2020-05-25/bayer-said-to-reach-deal… | |
[2] /Schwerpunkt-Glyphosat/!t5008469/ | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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