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# taz.de -- Glyphosat, Wissenschaft und Lobbyismus: Monsanto kauft Studien
> Der Konzern verschweigt die Finanzierung von Glyphosat-Studien aus
> Deutschland und benutzt die Wissenschaft so für seine Lobbyarbeit.
Bild: Ein Traktor spritzt das umstrittene Gift
In zwei Jahren entscheidet die EU erneut über die Zulassung des Pestizids
Glyphosat. Der Unkrautvernichter der Firma Monsanto steht im Verdacht,
Krebs zu erzeugen und die Artenvielfalt zu zerstören. Umweltschützer*innen
[1][fordern daher ein Verbot] des Pestizids. Verteidiger*innen der
chemisch-industriellen Landwirtschaft halten Glyphosat hingegen für
unverzichtbar.
Wissenschaftliche Studien sind in diesem Lobbystreit ein wichtiger
Bezugspunkt. Dass Monsanto für seine Lobbyarbeit verdeckt Glyphosat-Studien
in den USA finanzierte, war schon bekannt. Jetzt wurde öffentlich, dass der
Konzern auch seine finanzielle Beteiligung bei mindestens zwei Studien aus
Deutschland verschwiegen hat. Das deckten das ARD-Magazin Monitor und
LobbyControl [2][in ihren Recherchen auf].
Gegenüber LobbyControl bestätigte Bayer, der jetzige Eigentümer von
Monsanto, dass der Konzern zwei Studien des Institut für Agribusiness (IAB)
aus Gießen beauftragt und finanziert habe. Beide Studien unterstützen den
weiteren Einsatz des Pestizids. Die erste aus dem Jahr 2011 prognostiziert
in der EU einen Wohlstandsverlust von 1,4 Milliarden US-Dollar pro Jahr,
wenn das Pestizid verboten wird.
Eine zweite Studie von 2015 bescheinigt Glyphosat sogar einen positiven
Beitrag zum Umweltschutz: Es schone den Ackerboden und verringere den
CO2-Ausstoß der Landwirtschaft. Der Autor der Studien, Agrarökonom Michael
Schmitz, gab die Beteiligung von Monsanto beide Male nicht an. Schmitz
lehrte bis 2015 an der Universität Gießen und betrieb das private
Forschungsinstitut mit einer Adresse der Hochschule.
## Kronzeugen mit Professorentitel
Das IAB publizierte die Ergebnisse mit Verweis auf die Universität Gießen
im Journal für Kulturpflanzen, einer Fachzeitschrift des
Bundesforschungsinstituts für Kulturpflanzen. Im Anschluss bezogen sich
andere wissenschaftliche Publikationen und die Bayerische Landesanstalt für
Landwirtschaft auf die Studienergebnisse. Wie Monitor schreibt, warb auch
der Chemiekonzern Bayer mit Studien von Schmitz für eine Verlängerung der
Glyphosat-Zulassung. Inzwischen sei der Verweis von der Homepage
verschwunden.
Sowohl Bayer als der auch der Autor der Studie äußerten sich gegenüber
Monitor nicht zur verdeckten Finanzierung. Sie verwiesen lediglich darauf,
dass die Wissenschaftlichkeit der Ergebnisse deswegen nicht zu beanstanden
sei.
„Monsanto benutzte Kronzeugen mit Professorentitel, um den eigenen
Botschaften Glaubwürdigkeit zu verleihen und sich mehr Gehör in der
Öffentlichkeit und Politik zu verschaffen“, kritisiert Ulrich Müller von
LobbyControl Monsanto für das Verschleiern seiner wirtschaftlichen
Interessen. Die NGO fordert Bayer als Monsanto-Eigentümer auf, bei allen
Studien im jetzt beginnenden Prozess zur Wiederzulassung von Glyphosat die
Finanzierung klar zu benennen. Es dürfe nichts als neutrale Wissenschaft
erscheinen, das von der Industrie bezahlt wurde.
5 Dec 2019
## LINKS
[1] /Meistverkauftes-Pestizid-von-Bayer/!5637515
[2] https://www.lobbycontrol.de/2019/12/monsanto-glyphosatstudien/
## AUTOREN
Isabel Röder
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