# taz.de -- Vergleich im Rechtsstreit über Glyphosat: Die Zweifel der Bayer AG | |
> Ist sich der Konzern sicher, dass das Pestizid nicht krebserregend ist? | |
> Wohl nicht. Sonst würde Bayer kaum 11 Milliarden Dollar an die Kläger | |
> zahlen. | |
Bild: Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat wird ausgespritzt | |
Auch wenn Bayer und seine US-Tochterfirma Monsanto jetzt das Gegenteil | |
behaupten: Der Vergleich des Chemiekonzerns mit mutmaßlichen Opfern seiner | |
glyphosathaltigen Pestizide kann als Eingeständnis interpretiert werden, | |
dass das Mittel möglicherweise doch Krebs verursacht. Denn wenn die | |
Bayer-Manager ihrer Sache sicher wären, würden sie wohl kaum die legendär | |
[1][hohe Summe von 11 Milliarden Dollar zahlen] an Kläger, die ihre | |
Krebserkrankung auf Glyphosat zurückführen. Bayer hat selbst eingeräumt, | |
dass weitere Schuldsprüche denkbar seien. | |
Der Konzern beteuert dennoch, Glyphosat sei nicht krebserregend. Bayer habe | |
die bisher drei US-Prozesse nur verloren, weil die Laienrichter keine | |
Ahnung hätten. Nun, zur Jury im ersten Fall gehörten zum Beispiel mehrere | |
[2][promovierte Akademiker], ein Molekularbiologe und ein Umweltingenieur. | |
Tagelang haben sie die Aussagen beider Seiten zu den diversen Studien | |
gehört. So kamen nicht nur diese Geschworenen, sondern auch zwei weitere | |
Jurys zu dem Schluss: Die Monsanto-Pestizide haben erheblich zu den | |
Krebserkrankungen der Kläger beigetragen. | |
Dass die wichtigsten Zulassungsbehörden auf Bayers Seite stehen, bedeutet | |
nicht viel. Denn diese Ämter arbeiten nach einem international ähnlichen, | |
aber mangelhaften System: Immer wieder erlaubt es Pestizide, die sich | |
später als zu gefährlich herausstellen. Der [3][Insektenkiller | |
Chlorpyrifos] etwa war jahrzehntelang in der EU zugelassen, bis auch die | |
Behörden begriffen, dass er Embryonen schädigt. | |
Ein Grund für solche Fehler ist, dass die Pestizidhersteller selbst die | |
Studien in Auftrag geben, die im Rahmen der Zulassung die Sicherheit eines | |
Stoffs überprüfen sollen. Die Unternehmen haben aber ein Interesse an | |
„positiven“ Daten, und das beeinflusst zuweilen die Ergebnisse. | |
Der Fall Glyphosat sollte zwei Konsequenzen haben: Erstens muss das | |
Pestizid schleunigst verboten werden. Zweitens müssen die [4][Studien über | |
die Sicherheit von Pestiziden] künftig von einer Behörde in Auftrag gegeben | |
werden – nicht von den Konzernen. | |
25 Jun 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Teurer-Vergleich-fuer-Bayer/!5697074 | |
[2] https://www.handelsblatt.com/unternehmen/industrie/bob-howard-geschworener-… | |
[3] /Giftiges-Pestizid-an-Zitrusfruechten/!5617071/ | |
[4] /Risiken-fuer-Umwelt-unterbewertet/!5669903 | |
## AUTOREN | |
Jost Maurin | |
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