| # taz.de -- Großspende für US-Klimawandelleugner: Bayer sponsert Trumpisten | |
| > Ein Spendenausschuss des deutschen Chemieriesen unterstützt im Wahlkampf | |
| > Republikaner, die die menschengemachte Erderhitzung abstreiten. | |
| Bild: Der deutsche Chemieriese Bayer unterstützt in den USA Klimawandelleugner | |
| Berlin taz | Ein Spendenausschuss des deutschen Chemiekonzerns Bayer | |
| sponsert im US-Wahlkampf vor allem Kandidaten der Republikaner von | |
| Präsident Donald Trump. Das Bayer U.S. LLC Political Action Committee | |
| (Bayerpac) bedachte von Anfang 2019 bis Ende Oktober mit 58 Prozent seiner | |
| insgesamt 318.000 Dollar Zuwendungen auf Bundesebene Politiker der | |
| Trump-Partei. | |
| Das geht aus einer Auswertung von Zahlen der US-Wahlbehörde durch die | |
| Forschungsgruppe [1][Center for Responsive Politics] hervor. Die | |
| Spendenausschüsse anderer deutscher Unternehmen wie T-Mobile, Fresenius | |
| oder BASF dagegen investierten den Angaben zufolge nur etwas weniger als | |
| die Hälfte ihrer Bundesmittel in die Republikaner. Bayer ist seit der | |
| Übernahme des US-Konkurrenten Monsanto der größte Saatgut- und | |
| Pestizidhersteller weltweit. | |
| Den höchsten Betrag des [2][Bayerpac], 10.000 Dollar, erhielt laut | |
| Wahlbehörde zum Beispiel die republikanische Senatorin Joni Ernst, die bei | |
| der Abstimmung am Dienstag ihr Mandat verteidigen will. Sie hat mehrmals | |
| bestritten, dass der Klimawandel vor allem von Menschen verursacht ist. | |
| „Ich glaube, es gibt sicherlich einen Beitrag da, aber noch mal: Wenn wir | |
| die Industrie vom Antlitz der Erde ausradieren, würde das Klima sich immer | |
| noch verändern“, sagte sie zum Beispiel 2019. Ernst verlangte, die | |
| US-Umweltbehörde EPA aufzulösen, und unterstützte Trump dabei, dort einen | |
| industriefreundlichen Chef zu installieren. | |
| Ebenfalls 10.000 Dollar spendete das Bayerpac dem Fraktionsvorsitzenden der | |
| Republikaner im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy. Er unterstützte Trump | |
| bereits während der Vorwahlen der Partei zur Kür des | |
| Präsidentschaftskandidaten 2016. Zu den Ursachen des Klimawandels sagte er | |
| 2014 nur vage: „Es gibt eine Menge Dinge, die dazu beitragen.“ McCarthy | |
| hatte auch Präsident Barack Obamas Pläne für eine strengere Regulierung der | |
| Emissionen von Kohlekraftwerken abgelehnt. | |
| ## Spende für waschechte Klimawandelleugner | |
| Erst in diesem Jahr legte er angesichts schlechter Umfragewerte unter | |
| jungen Wählern Gesetzesinitiativen gegen den Klimawandel vor. Sie sehen | |
| aber nicht vor, weniger Treibhausgase auszustoßen, sondern zum Beispiel | |
| [3][eine Billion Bäume zu pflanzen] und Kohlendioxid unter der Erde zu | |
| speichern. | |
| Blaine Luetkemeyer aus Missouri, der für die Republikaner im | |
| Abgeordnentenhaus sitzt, kassierte 5.000 Dollar. Er ist ein waschechter | |
| Klimawandelleugner. 2012 sprach er von der „als falsch entlarvten | |
| Wissenschaft der Erderwärmung“. 2017 begrüßte er Trumps Ankündigung, das | |
| Pariser Klimaschutzabkommen zu kündigen. 2019 brachte er zum Beispiel | |
| Gesetzesinitiativen in den Kongress ein, um Zahlungen der USA etwa für den | |
| Klimarat der Vereinten Nationen, IPCC, zu verbieten. Denn sie würden nur | |
| „umstrittene Wissenschaft“ produzieren. | |
| ## Widerspricht Bayers Leitprinzip „Integrität“ | |
| Damit stehen diese Politiker im Widerspruch zu Aussagen von Bayer, der | |
| Konzern engagiere sich für den Klimaschutz und bekämpfe „auch die Ursachen | |
| des Klimawandels“. Alle Kandidaten unterstützen Trump, der als Rassist, | |
| Sexist, Lügner und Populist kritisiert wird. So ein Verhalten dürfte dem | |
| Leitprinzip „Integrität“ zuwiderlaufen, auf das sich Bayer verpflichtet | |
| hat. | |
| Konzernsprecher Christian Maertin schrieb der taz, es handele sich um | |
| „private Spenden“ von Mitarbeitern. Auf der US-Internetseite des | |
| Unternehmens aber wird der Spendenausschuss ausdrücklich als „Bayers | |
| politisches Aktionskommittee“ bezeichnet. Weiter räumt der Konzern dort | |
| ein: „Das Bayerpac unterstützt Kandidaten, die im Einklang mit den | |
| politischen Zielen von Bayer stehen.“ Auf Bundesebene seien Spenden von | |
| Unternehmen an Politiker und Parteien untersagt, so Maertin. „Vor diesem | |
| Hintergrund“ nutzten Bayer-Beschäftigte den Bayerpac. | |
| ## Vorteil bei Monsanto-Übernahme? | |
| Mit dieser Vergabe der Mittel wolle sich das Unternehmen offensichtlich für | |
| einen Sieg des Demokraten Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl wappnen, | |
| schreibt die kritische Organisation „Coordination gegen Bayer-Gefahren“. | |
| Besonders die von Biden angekündigte Teilrücknahme der von Trump erwirkten | |
| Senkung des Unternehmenssteuersatzes von 35 auf 21 Prozent bereite dem | |
| Konzern Unbehagen. Aber ohne Mehrheit in Senat und Abgeordnetenhaus brächte | |
| Biden eine solche Reform nicht durch. | |
| Bayer habe nicht nur von Trumps Steuergeschenken profitiert. Die Regierung | |
| genehmigte auch, dass Bayer den US-Saatguthersteller Monsanto übernahm. | |
| Zuvor hatte Bayer-Chef Werner Baumann bei Trump persönlich vorgesprochen. | |
| Dem Konzern nutzte ebenfalls, dass Trump zahlreiche Umweltvorschriften | |
| lockerte oder aufhob. Zudem half die Regierung Bayer in einem | |
| Schadenersatzprozess eines US-Bürgers, der seine Krebserkrankung auf das | |
| Pestizid Glyphosat zurückführt. Kurz vor der Wahl am Dienstag ließ die | |
| Umweltbehörde den Unkrautvernichter Dicamba wieder zu, der seit Juni | |
| verboten war, weil er von Feldern abgedriftet war und andere Pflanzen | |
| zerstört hatte. | |
| 1 Nov 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.opensecrets.org/ | |
| [2] https://www.bayer.us/en/about-bayer/political-disclosures/ | |
| [3] https://www.reuters.com/article/us-climatechange-usa-trees-idUSKBN2061FG | |
| ## AUTOREN | |
| Jost Maurin | |
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