| # taz.de -- Gemischte Bilanz der Erneuerbaren 2019: Flaues Rekordjahr der Windk… | |
| > Erneuerbare Energien verdrängen in Deutschland fossile, doch die | |
| > hausgemachten Probleme sind vorerst ungelöst. Das drückt die | |
| > Zukunftsaussichten. | |
| Bild: Überlebenstraining für Offshore-Techniker. Aber auch die Windkraft selb… | |
| Freiburg taz | Deutschland hat im Jahr 2019 so viel Windstrom erzeugt wie | |
| nie zuvor und damit gut 22 Prozent seines Bruttostromverbrauchs gedeckt. | |
| Damit war die Windkraft mit 127 Milliarden Kilowattstunden erstmals der | |
| größte Stromerzeuger vor der Braunkohle mit 114 und dem Erdgas mit 91 | |
| Milliarden. | |
| Trotzdem ist die Branche insgesamt in einer Krise. Denn zugleich wurden in | |
| Deutschland 2019 an Land so wenig neue Windkraftanlagen errichtet wie nie | |
| zuvor seit Einführung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes im Jahr 2000. In | |
| den ersten elf Monaten des zurückliegenden Jahres sind nach Zahlen der | |
| Bundesnetzagentur gerade einmal Rotoren mit 728 Megawatt ans Netz gegangen, | |
| bis Jahresende waren es rund 850 Megawatt. Unter 1.000 Megawatt, also einem | |
| Gigawatt, hatte der Zubau zuletzt 1998 gelegen. | |
| Es ist ein herber Einbruch nach einer Boomphase. Seit 2013 waren an Land | |
| jährlich stets über drei Gigawatt zugebaut worden, ehe es dann ab 2018 | |
| massiv abwärts ging. Im Spitzenjahr Jahr 2017 waren mit mehr als fünf | |
| Gigawatt Leistung besonders viele Windräder errichtet worden: Weil die | |
| Bundesregierung im Jahr darauf das Vergütungssystem umgestellt hat, wollten | |
| sich viele noch die alte, gesetzlich fixierte Einspeisevergütung sichern. | |
| Erstmals wurde nun 2019 in Deutschland mehr Windkraftleistung auf See | |
| installiert als an Land. Auf 1.088 Megawatt beziffert die Bundesnetzagentur | |
| den Offshore-Zubau in den ersten elf Monaten. Aber auch für die Windkraft | |
| im Meer sieht es in den kommenden zwei Jahren nicht gut aus. Erst danach | |
| dürfte es angesichts der Pläne der Politik wieder aufwärts gehen. | |
| ## „Windbürgergeld“ soll Akzeptanz steigern | |
| Daher sieht sich die Windbranche aktuell „in einer schwerwiegenden Krise“, | |
| wie der Bundesverband Windenergie im Dezember schrieb. Die Politik müsse | |
| „jetzt Verantwortung für die Energiewende und die Beschäftigten in der | |
| Windbranche übernehmen, indem sie zügig Verbesserungen im | |
| Genehmigungsverfahren sowie in der Flächenbereitstellung und in der | |
| Rechtssicherheit von Windenergieprojekten herbeiführt“. Die SPD schlug | |
| deshalb zuletzt ein Windbürgergeld vor, um die Akzeptanz von Windanlagen in | |
| der Bevölkerung zu steigern. | |
| Unterdessen kommt die [1][Photovoltaik in Deutschland nach einigen sehr | |
| dürftigen Jahren wieder besser voran]. Bis November wurden 2019 | |
| Solarstromanlagen mit zusammen 3,6 Gigawatt installiert, der höchste Wert | |
| seit 2012. In den Jahren 2014 bis 2017 waren es jeweils weniger als zwei | |
| Gigawatt. | |
| ## Warnung vor Versorgungsengpässen | |
| Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) benennt als „wichtigste | |
| Wachstumsimpulse“ die sinkenden Preise für Solaranlagen bei zugleich | |
| steigenden Strompreisen, aber auch die Klimadebatte. Schließlich spiele | |
| auch die Elektromobilität eine Rolle, denn die günstigste Energie fürs | |
| Batteriefahrzeug bekommt man heute vom eigenen Dach. | |
| Allerdings könnte es für die Photovoltaik in den kommenden Jahren wieder | |
| schwerer werden. Denn das Erneuerbare-Energien-Gesetz definiert eine | |
| Zielmarke von lediglich 2,5 Gigawatt Zubau, sind es mehr, sinkt die | |
| Einspeisevergütung schneller, die die Betreiber der Anlagen bekommen, wenn | |
| sie den Strom ins Netz einspeisen. Spätestens im Jahr 2021 könnte es | |
| deshalb mit der Rentabilität der Anlagen kritisch werden, wenn der Strom | |
| nicht größtenteils selbst genutzt wird. | |
| Der BSW warnt bereits, der geplante Atom- und Kohleausstieg könne in | |
| wenigen Jahren zu Versorgungsengpässen führen, wenn jährlich nicht | |
| mindestens 10 Gigawatt neuer Solarleistung errichtet werden. In der Summe | |
| sind nun rund 50 Gigawatt Photovoltaik installiert. Damit deckte die Sonne | |
| im Jahr 2019 mehr als acht Prozent des Stromverbrauchs und dürfte schon | |
| bald die Steinkohle überflügeln. | |
| 6 Jan 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.solarwirtschaft.de/presse/pressemeldungen/pressemeldungen-im-de… | |
| ## AUTOREN | |
| Bernward Janzing | |
| ## TAGS | |
| Erneuerbare Energien | |
| Schwerpunkt Klimawandel | |
| Solarenergie | |
| Windkraft | |
| chemieindustrie | |
| Erneuerbare Energien | |
| Kohleausstieg | |
| Erdbeben | |
| Ökostrom | |
| Energiewende | |
| Windkraft | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Erneuerbare Energien: Chemiebranche will mehr Windkraft | |
| Unternehmen fordern vor Bund-Länder-Gipfel stärkeren Ökostrom-Ausbau. Der | |
| wird derzeit von der Unionsfraktion blockiert. | |
| Ausbau Erneuerbarer Energien: Windrad-Lösung in Sicht | |
| Wie viel Abstand sollen Windanlagen zu Wohnhäusern künftig haben? Beim | |
| Streit darum gibt die Union nun offenbar nach. | |
| Ausstieg aus der Kohle: Noch nicht das letzte Wort | |
| Die Pläne der Regierung zum Kohleausstieg sind keine Katastrophe. Um die | |
| Klimaziele zu erreichen, reichen sie aber nicht. | |
| Erdgasförderung in Groningen: Es bleibt ein Zittern | |
| Die Erdgasförderung in Groningen wird nach langen Protesten gegen diese | |
| Fördertechnik gestoppt. Doch das Problem hat sich damit nicht erledigt. | |
| „Windbürgergeld“-Vorschlag der SPD: Nur nicht gleich kopflos werden | |
| Die Vorschläge zum „Windbürgergeld“ sind unausgegoren. Sinnvoller wären | |
| neue Strukturen im Stromhandel. | |
| Energiewende beschleunigen: Ökonom will regionale Strombörsen | |
| Ein regionales Strompreismodell soll etwa für süddeutsche Bundesländer den | |
| Anreiz stärken, den Netzausbau voranzubringen. Doch es gibt ein Problem. | |
| Streit um die Windkraft: Panorama mit Windrad | |
| Windräder werden sich auch im Südschwarzwald drehen. Sie verändern damit | |
| eine Landschaft, die noch nie natürlich war. |