# taz.de -- „Windbürgergeld“-Vorschlag der SPD: Nur nicht gleich kopflos w… | |
> Die Vorschläge zum „Windbürgergeld“ sind unausgegoren. Sinnvoller wären | |
> neue Strukturen im Stromhandel. | |
Bild: Die Windkraft war zuletzt die größte Stütze der Energiewende | |
[1][Aus dem Vorschlag der SPD] spricht tiefe Verzweiflung. Einerseits hat | |
die Bundesregierung für das Jahr 2030 das Ziel ausgegeben, einen Anteil von | |
65 Prozent Erneuerbaren im deutschen Strommix zu schaffen. Zugleich | |
propagiert sie mit E-Mobilität und elektrischen Wärmepumpen neue | |
Stromverbraucher. Indem nun der Ausbau der Windkraft einbricht, der zuletzt | |
größten Stütze der [2][Energiewende], droht das gesamte Konzept zu | |
implodieren. | |
Da werden manche kopflos. Die Bürgerrechte zu beschneiden ist jedoch ein | |
ganz heikles Thema, und das sollte auch bedenken, wer der Windkraft | |
grundsätzlich positiv gesinnt ist. Denn wer ein solches Fass aufmacht, weiß | |
nicht, wo die Debatte endet. Es könnten so große Errungenschaften wie die | |
Verbandsklage im Naturschutzrecht ausgehöhlt werden. | |
Zahlungen an Anwohner unterdessen – nun ja, kann man machen. Natürlich | |
kommt dann der Vorwurf auf, man erkaufe sich Zustimmung. Was freilich auch | |
zutrifft, doch wenn man ehrlich ist, muss man konstatieren, dass | |
finanzielle Kompensationen für persönliche Nachteile in der Ökonomie ja | |
durchaus üblich sind. Und wenn die Akteure frei sind, diese anzunehmen oder | |
abzulehnen, widerspricht das auch nicht einem freiheitlichen Denken. | |
Und doch gibt es ein deutlich besseres Konzept. Nämlich jenes, das erst vor | |
wenigen Tagen auch das Institut für Weltwirtschaft in Kiel propagierte: | |
Deutschland braucht regionale Strommärkte. Der heutige Börsenhandel, der | |
bundesweit einen Einheitspreis für Strom im Großhandel ermittelt, ohne | |
Rücksicht darauf, wo der Strom erzeugt und wo er verbraucht wird, ist nicht | |
mehr zeitgemäß. | |
Für regionale Märkte gäbe es eine logische Konsequenz: Wo es viel Strom | |
gibt, wird er billiger, wo er knapp ist, teurer. Dann kann jede Region | |
selbst entscheiden, ob sie höhere Strompreise akzeptiert oder doch lieber | |
in regionale Erzeugung investiert. Da braucht es dann keine panische „Lex | |
Windkraft“ mit gekappten Bürgerrechten und keine Förderprämien für Anwohn… | |
– aus welchen Töpfen auch immer. | |
3 Jan 2020 | |
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## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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