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# taz.de -- Sächsische Justizministerin Katja Meier: Punk und Politik
> Die Grüne Katja Meier spielte in ihrer Jugend in einer Punkband. Deren
> Texte waren nicht subtil, aber das waren die 1990er ja insgesamt nicht.
Bild: Katja Meier im vergangenen September
Katja Meier hat wirklich Pech. Als Teenager spielte die neue sächsische
Justizministerin von den Grünen in einer Punkband namens Harlekins. Von den
15 Songs der Band, die jahrelang weitestgehend ungeklickt auf YouTube
standen, hat nur einer eine verständliche Textzeile. Und in der heißt es
ausgerechnet: [1][„Advent, Advent, ein Bulle brennt.“] Nachdem in dieser
Woche ein User über die Songs stolperte und den Link teilte, hat die
40-Jährige – die erste Grüne mit Radikalo-Vergangenheit seit Joschka
Fischer – jetzt den rechten Twitter-Flügel und die Springer-Presse am Hals.
Selber schuld, einerseits, schließlich gab es selbst für Schrammelpunkbands
der neunziger Jahre die Möglichkeit zu subtileren Formen der Polizeikritik.
Erinnert sei hier nur an die zweite Strophe des
[2][Untergangskommando-Klassikers „Punk und Polizei“] („Du sperrst mich
dann mal wieder für ein paar Stunden ein. Ich kotze dir die Hütte voll und
kacke wie ein Schwein“).
Andererseits verbrachte Meier ihre Jugend in Zwickau, [3][im Osten der
Nachwendezeit also], über den in den vergangenen Jahren so viele Romane,
Essays und Sachbücher erschienen sind, dass mittlerweile selbst
westdeutsche Nachgeborene relativ genau wissen, welche drei Optionen viele
junge Menschen dort hatten: entweder Teil der Naziszene werden und zu
Klassikern des Rechtsrocks („Hurra, Hurra, ein N**** brennt“) abfeiern oder
den Kopf einziehen und hoffen, dieser Naziszene in keiner Form negativ
aufzufallen. Oder eben eine Punkband gründen und an den eigenen
Sprintfähigkeiten arbeiten. So gesehen hat Meier im Jahr 1995 zumindest
nicht die schlechteste aller Möglichkeiten gewählt.
Das kann man mit manchen Abstrichen übrigens auch von Peter Tauber
behaupten. Der CDU-Politiker und Staatssekretär im Verteidigungsministerium
wuchs zwar nicht in der NSU-Metropole Zwickau auf, sondern in der
beschaulichen hessischen Provinz. In seiner Jugend [4][spielte er aber
ebenfalls in einer Punkband] (Papst hört Punk) und leistete aus dem
Kinderzimmer heraus der politischen Gewalt Vorschub – mit dem Songtitel
„Nazischnitzel, Rübe ab“. Als das bekannt wurde, gab es anders als bei
Fischer keinen Shitstorm. Nur die Bild am Sonntag fragte Tauber im
Interview, ob er denn den Text noch könne. Konnte er leider nicht. Steht
auch nicht auf YouTube.
3 Jan 2020
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=NsEbE3as8sw
[2] https://www.youtube.com/watch?v=PTiIVjdKpo0
[3] /Baseballschlaegerjahre-in-Ostdeutschland/!5642847
[4] /Die-Band-des-CDU-Generalsekretaers/!5423304
## AUTOREN
Tobias Schulze
## TAGS
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