| # taz.de -- Stasi-Vorwurf gegen Holger Friedrich: Kein abschließendes Urteil | |
| > Die Stasi-Akten des Eigentümers des Berliner Verlags wurden | |
| > Expert*innen vorgelegt. Diese bewerten sie in einem Bericht mit großer | |
| > Vorsicht. | |
| Bild: Holger Friedrich hatte gerade erst mit seiner Frau Silke Friedrich den Be… | |
| Seit Mitte November durch eine Recherche der Welt bekannt wurde, dass der | |
| Neueigentümer des Berliner Verlags, [1][Holger Friedrich, als Soldat in der | |
| DDR inoffizieller Mitarbeiter der Stasi wa]r, stehen verschiedene Deutungen | |
| der bekannten Akten im Raum. Friedrich selber besteht darauf, zur Mitarbeit | |
| gezwungen worden zu sein und niemandem geschadet zu haben. | |
| Im Sinne transparenter Aufarbeitung [2][versicherte sich der Berliner | |
| Verlag zügig der Unterstützung des Historikers Ilko-Sascha Kowalczuk und | |
| der früheren Leiterin der Stasi-Unterlagenbehörde, Marianne Birthler]. Am | |
| Mittwoch legten diese ihren Bericht vor. Der analysiert erstmals auch die | |
| „Opferakte“ Holger Friedrichs, die bislang nur ihm auf Antrag ausgehändigt | |
| und den Spezialisten zur Prüfung überreicht wurde. | |
| Der Bericht wurde sowohl auf der Webseite der Berliner Zeitung [3][als auch | |
| der Robert-Havemann-Gesellschaft veröffentlicht]. Darin wird die | |
| Darstellung einer erzwungenen Mitarbeit bei der Stasi weitestgehend | |
| gestützt. Ausführlich werden Protokolle und Beobachtungen aus der Akte | |
| zitiert, aber auch einer qualifizierten Einordnung unterzogen. So betonen | |
| Birthler und Kowalczuk mit Nachdruck das Mantra der historischen | |
| Aufarbeitung, dass die Akten keine absoluten Wahrheiten enthalten, sondern | |
| im Kontext der Entstehungszeit, der konkreten Arbeitsumstände und internen | |
| Kommunikationsstrukturen der Stasi gelesen werden müssen. | |
| Dass Holger Friedrich niemandem schaden wollte, erscheint plausibel, es | |
| wird im Bericht aber darauf hingewiesen, dass informelle Mitarbeiter keinen | |
| Einfluss darauf hatten, wie ihre Berichte verwendet wurden, da sie kein | |
| auch nur annähernd klares Bild von der Arbeit der Stasi hatten. So konnten | |
| harmlos erscheinende Auskünfte, verknüpft mit Informationen aus anderen | |
| Quellen, den fehlenden Mosaikstein in einem gefährlichen Puzzle ergeben. In | |
| diesem Graubereich möglicher mittelbarer Schuld bewegte sich Friedrich in | |
| jedem Fall. Um beurteilen zu können, inwieweit er anderen tatsächlich | |
| geschadet hat, wäre laut Bericht mindestens ein Studium weiterer Akten | |
| nötig. | |
| Letztlich enthält der Bericht keine Verdammung des Neuverlegers, aber eben | |
| auch keine Absolution. Die Abschlussempfehlung von Birthler und Kowalczuk | |
| lautet denn auch lediglich, dass der Berliner Verlag, Holger Friedrichs | |
| Einverständnis vorausgesetzt, die Akten vollständig veröffentlichen sollte. | |
| 12 Dec 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Verleger-der-Berliner-Zeitung/!5642378 | |
| [2] https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/marianne-birthler-und-… | |
| [3] https://www.havemann-gesellschaft.de/beitraege/expertise-der-ehemaligen-bun… | |
| ## AUTOREN | |
| Daniél Kretschmar | |
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