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# taz.de -- Initiative „Neue Wege für Berlin“: Kleingedrucktes lesen!
> Die Immo-Lobby sammelte mit Promo-Agentur und wohl komischen Methoden
> gegen den Mietendeckel. Einer Agentur hat die Ini nun gekündigt.
Bild: Vermieter-Demo am Montag: Gegendemonstrant*innen hatten sich unter die De…
Berlin taz | Ole Kloss fragte lieber zweimal nach, bevor er die
Unterschriftenliste auf der „Fridays for Future“-Demo unterschrieb. „Der
Unterschriftensammler von ‚Neue Wege für Berlin‘ kam beim Klimastreik auf
uns zu und sagte, er sammele für 100.000 neue soziale Wohnungen in Berlin.“
Klingt erst mal gut. Der Soziologie-Student an der HU hakte dennoch nach,
worum es genau ginge: „Wir haben ihn ausgefragt und irgendwann hat der
Unterschriftensammler damit rausgerückt, dass sie gegen Enteignungen
sammeln.“
Kloss fühlte sich getäuscht: „Ich habe das Gefühl, dass mit Methode
Unterschriften erschlichen werden und diese gegen Deckel und Enteignungen
präsentiert werden sollen, obwohl Leute nur für neue Wohnungen
unterschrieben haben“, sagt er. Als er dann beim nächsten Treffen mit einem
Sammler vor der HU-Mensa darüber diskutieren wollte, habe sich
herausgestellt, dass die Sammler keine richtige Ahnung hatten, wofür sie
überhaupt sammelten, so Kloss: „Er sagte, er mache das nur als Job über
eine Promotionsfirma und könne nicht drüber diskutieren, weil er gar nicht
so viel drüber weiß.“
Die Initiative „Neue Wege für Berlin“ [1][der Immobilien-Wirtschaft]
sammelt seit kurzem Unterschriften gegen die Wohnungspolitik des
rot-rot-grünen Senats und das Enteignungs-Volksbegehren. Am Montag hatte
sie zur [2][Demo gegen den Mietendeckel] aufgerufen.
Fragwürdigen Methoden beim Akquirieren von Unterschriften widerspricht
Bernhard Schodrowski von „Neue Wege für Berlin“ allerdings vehement. Man
wolle „niemanden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen dazu bringen,
Unterschriften zu leisten“, sagt er. Die Sammler*innen würden gebrieft –
„Wir wollen das jetzt zum Anlass nehmen, noch mal nachzubriefen. Alle, die
Unterschriften sammeln, sind natürlich dazu angehalten, zu erklären, worum
es geht.“ Dazu gehörten auch Mietendeckel und Enteignungen.
## Zusammenarbeit eingestellt
Kurz nach der taz-Anfrage teilt er dann mit, dass die Zusammenarbeit mit
einer von zwei Promotions-Agenturen mittlerweile eingestellt ist – „für
eine einfachere interne Kommunikation arbeiten wir nur noch mit einer
Promo-Agentur zusammen“, sagt er.
Schodrowski macht allerdings auch geltend, dass Mietendeckel und
Enteignungen auf der Unterschriftenliste explizit erwähnt sind. Und das
stimmt: Im Kleingedruckten wird auf den Listen darauf hingewiesen, dass
sich die Sammlung gegen Enteignungen und Mietendeckel richten. Schodrowski
sagt: „Dass darf man von Studenten schon erwarten, dass sie auch Texte
lesen, die sie unterschreiben.“
Dass die Ini das Sammeln für Unterschriften für 13 Euro die Stunde
outgesourct hat, findet Schodrowski normal: „Wir behelfen uns mit
Promotion-Agenturen, das machen Nabu, Greenpeace und WWF auch.“
Kloss und anderen Studierenden war das wohl nicht so klar. Kloss wies auch
noch mal über einen Mail-Verteiler der Uni darauf hin, wofür die Leute vor
der Mensa Unterschriften sammeln. Eine der Antworten war: „Danke für den
Hinweis! Tja, nun muss ich wohl einen Weg finden, meine Unterschrift zu
widerrufen.“
10 Dec 2019
## LINKS
[1] /Widerstand-gegen-den-Mietendeckel/!5641526
[2] /Vermieter-Demo-gegen-Mietendeckel/!5648285
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
Sammlung
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Immobilien
Deutsche Wohnen & Co enteignen
Unterschriften
Lobby
Mietendeckel
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Lesestück Recherche und Reportage
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