# taz.de -- Menschenrechtspreis für Laila Fakhouri: Sahraui-Aktivistin wird ge… | |
> Sie ist 25 Jahre jung und kämpft gegen die Unterdrückung der Sahrauis | |
> durch Marokko. Laila Fakhouri bekommt den Weimarer Menschenrechtspreis. | |
Bild: Bekanntestes Gesicht einer jungen Generation von Sahrauis: Laila Fakhouri | |
Weimar schaut auf einen vergessenen Konflikt. Anlässlich des | |
Internationalen Tages der Menschenrechte [1][ehrte die Goethe-Stadt] am | |
Dienstag die Menschenrechtsaktivistin Laila Fakhouri aus der Westsahara. | |
Die 25-Jährige gehört zur Ethnie der Sahraui und kämpft gegen die Besatzung | |
ihrer Heimat durch das Königreich Marokko seit 1975. | |
Ein Teil der Sahrauis lebt in den besetzten Gebieten, ein anderer Teil als | |
Flüchtlinge in den Lagern der Befreiungsbewegung Polisario in Südalgerien. | |
Fakhouri, die für den Preis [2][von Terres des Hommes vorgeschlagen] wurde, | |
teilt sich diesen mit der Frauenrechtlerin Ishan Fagiri aus dem Sudan. | |
Aufgewachsen in der südmarokkanischen Garnisonsstadt Guelmin, erfuhr | |
Fakhouri schon in frühester Kindheit, was es heißt Sahraui in Marokko zu | |
sein. „Du bist ein Separatist, eine Verräterin, etwas Gefährliches, das | |
gebrochen werden muss“, berichtet sie über Anfeindungen. | |
In der Schule passte sich Fakhouri an, versteckte ihren Dialekt Hasani | |
weitestgehend. In der Oberstufe nahm sie erstmals an Schülerprotesten teil, | |
ging nachts mit Freunden sprühen, sah und hörte bei ihrem Onkel heimlich | |
die [3][Sender der Befreiungsbewegung Polisario]. Über soziale Netzwerke | |
kommt sie in Kontakt zu gleichgesinnten Jugendlichen in den besetzten | |
Gebieten und in den Flüchtlingslagern. | |
## Repressionen der Polizei | |
Mit 18 Jahren ging Fakhouri nach Agadir, um Englisch zu studieren. Sie | |
schloss sich der dortigen Bewegung sahrauischer Studenten an. Kurz zuvor | |
wurde sie erstmals von der Polizei zusammengeschlagen. | |
Die Repression gegen sie und ihre Familie riss seither nicht mehr ab. So | |
wurde ihre Mutter verhaftet und verhört, nachdem Fakhouri bei einer Reise | |
in die besetzten Gebiete ein Foto der Menschenrechtsaktivistin und Trägerin | |
des Alternativen Nobelpreises, [4][Aminatu Haidar], auf Facebook postete. | |
2014 besuchte Fakhouri die sahrauischen Flüchtlingscamps im Süden des | |
Landes, wo sie Kontakt zur Befreiungsbewegung Polisario aufnahm. Das im | |
Studium Gelernte setzte sie nun für ihre Sache ein. Sie dolmetscht für | |
internationale Prozessbeobachter, so etwa bei einem Verfahren gegen ihren | |
Onkel 2013 oder im Militärprozess 2016 gegen eine Gruppe aus dem | |
Protestcamp Gdeim Izik. | |
Dieses war 2010 außerhalb der sahrauischen Hauptstadt El Aaiún errichtet | |
worden, um auf die Forderung nach Unabhängigkeit aufmerksam zu machen. Die | |
marokkanische Armee stürmte und zerstörte die traditionellen Zelte, die | |
Jaimas. Die Gefangenen, die alle zu hohen Haftstrafen verurteilt wurden, | |
[5][berichteten vor Gericht] über Folter und Misshandlung. | |
## Bekanntheit hilft | |
Als bekanntestes Gesicht einer jungen Generation von Sahrauis, die | |
friedlich gegen die Besatzung protestiert, hält Fakhouri immer wieder | |
Vorträge vor der UNO und reist zu Veranstaltungen in Skandinavien oder der | |
Schweiz. | |
„Ich weiß, dass auch ich bald an der Reihe sein werde. Doch bis dahin werde | |
ich dafür sorgen, dass meine Stimme von so vielen Menschen auf der Welt | |
gehört wird wie möglich“, schrieb Fakhouri nach dem Prozess gegen die | |
Gruppe von Gdeim Izik. Der Preis aus Weimar könnte ihr dabei helfen. | |
10 Dec 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://stadt.weimar.de/ueber-weimar/preise-und-ehrungen/menschenrechtsprei… | |
[2] https://terredeshommesschweiz.ch/recht-auf-selbstbestimmung-fuer-junge-sahr… | |
[3] https://en.wikipedia.org/wiki/RASD_TV | |
[4] /!5626418/ | |
[5] https://www.amnesty.org.uk/press-releases/moroccowestern-sahara-torture-all… | |
## AUTOREN | |
Reiner Wandler | |
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