# taz.de -- Ausbildung von Geburtshelferinnen: Konflikt um Hebammen-Gesetz | |
> Die Ausbildung von Geburtshelferinnen soll an Universitäten verlagert | |
> werden. Jetzt stellen sich die Länder quer, weil sie nicht zahlen wollen. | |
Bild: Kinder sollen in einer sicheren Umgebung geboren werden. Wichtig dafür: … | |
BERLIN taz | Eigentlich schien alles sicher: Die Ausbildung von Hebammen | |
sollte [1][ab Januar an Universitäten verlagert werden.] Doch kurz bevor | |
das Gesetz am Freitag den Bundesrat passieren soll, scheint die Zukunft des | |
Hebammenreformgesetzes nun doch fraglich. Wie es aus Bundesratskreisen | |
heißt, findet sich unter den Ländern offenbar keine Mehrheit für das | |
Gesetz. | |
Konkret stören sich die Landesregierungen am Finanzierungsplan, der | |
vorsieht, dass sie für die geplanten Studiengänge bezahlen müssen. Nun | |
könnte das Gesetz im Vermittlungsausschuss landen. Gesundheitsminister Jens | |
Spahn (CDU) soll den Ländern als Reaktion darauf allerdings gedroht haben, | |
das Gesetz komplett fallen zu lassen. | |
Spahns Entwurf sieht vor, dass Hebammen in Zukunft in einem dualen Studium | |
ausgebildet werden sollen, Praxiserfahrung sollen die Studierenden unter | |
anderem in Kliniken sammeln. Nachdem der Bundestag diesem Vorhaben bereits | |
im September zugestimmt hatte, war erwartet worden, dass der Bundesrat das | |
Gesetz passieren lässt. | |
Doch nun sollen lediglich Thüringen, Bayern und das Saarland bereit sein, | |
dem Vorhaben zuzustimmen. Niedersachsen habe sich dafür ausgesprochen, den | |
Vermittlungsausschuss anzurufen, der Konflikte zwischen Bundestag und | |
Bundesrat klären soll, hieß es aus Bundesratskreisen. Dann müsste | |
nachverhandelt werden. | |
Das und die damit einhergehende Verzögerung will Spahn unbedingt vermeiden. | |
Er setzt mit dem Vorhaben eine EU-Richtlinie zur europaweiten Anerkennung | |
von Berufsqualifikationen um, die bereits seit 2005 gilt. Die Frist dafür | |
läuft im Januar aus. Aus diesem Grund scheint allerdings unwahrscheinlich, | |
dass er seine Drohung wahr macht und das Gesetz tatsächlich platzen lässt – | |
denn verpasst Deutschland die Frist, drohen Strafzahlungen. | |
Yvonne Bovermann vom Deutschen Hebammenverband glaubt deshalb nicht, dass | |
das Gesetz ganz scheitert. Sorgen macht ihr aber die drohende Verzögerung. | |
„Deutschland muss liefern“, fordert Bovermann: Hebammen werden hierzulande | |
dringend gebraucht, [2][insbesondere Kliniken sind unterbesetzt.] „Wir | |
haben nicht den Luxus, auf einen Jahrgang zu verzichteten“, sagt auch | |
Ann-Jule Wowretzko, Vorsitzende des Berliner Hebammenverbands. Sie | |
fürchtet, dass sich aufgrund der Verzögerungen viele Frauen umentscheiden | |
könnten, die bisher darüber nachdenken, sich bald zur Geburtshelferin | |
ausbilden zu lassen: „Es herrscht große Verunsicherung.“ | |
7 Nov 2019 | |
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## AUTOREN | |
Frederik Eikmanns | |
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